Von der Ganzhingabe an Gott in Liebe

Fest der Darstellung des Herrn A (02.02.2020)

L1: Mal 3,1-4 oder: Hebr 2,11-12.13c-18; Ev: Lk 2,22-40

Quelle

Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Wir begehen an diesem 4. Sonntag im Jahreskreis das Fest Mariä Lichtmess. Es heisst liturgisch korrekt „Darstellung des Herrn“. Jesus wurde am 40. Tag nach seiner Geburt im Tempel zu Jerusalem Gott dargestellt, also geweiht. Er wurde vom Propheten Simeon als „Licht, das die Heiden erleuchtet“ und als „Herrlichkeit“ für das „Volk Israel“ gepriesen (vgl. Lk 2,32). Um dies zu verdeutlichen, werden an diesem Tag Kerzen geweiht und nach Möglichkeit auch eine Prozession mit Lichtern durchgeführt.

Wer aber bringt das Jesuskind in den Tempel, um damit den Vorschriften des jüdischen Gesetzes zu entsprechen? Es sind Maria und Josef, die Eltern Jesu. Einerseits läuft dabei alles so ab, wie es vorgesehen ist: Der erstgeborene Sohn sollte Gott geweiht werden; zugleich war eine Ablöse in Form von zwei Turteltauben oder zwei jungen Tauben zu leisten. Denn dieses Opfer war symbolischer Art; die Eltern durften das Kind nachher ja wieder nach Hause mitnehmen. Andererseits geschieht im Zusammenhang der Darstellung Jesu Einzigartiges: Denn die beiden alten Menschen Simeon und Hanna, die auf das Heil Israels warten, erkennen in diesem Kind den Messias. Sie sind hocherfreut, dass Gott ihnen das Licht der Völker zeigt und sie den Erlöser persönlich empfangen dürfen. So begegnet die Erwartung des Alten Bundes dem Heil in Christus, das sich im Neuen Bund verwirklicht.

Für Maria und Josef war es ein wichtiger Abschnitt ihres Glaubensweges, all dies zu erfahren und mitzuerleben. Gefordert war nicht nur der äussere Gesetzesgehorsam, sondern ihre innere Hingabe an den Willen Gottes. Maria und Josef mussten jetzt schon bereit sein, das Kind loszulassen und freizugeben zu jenem Auftrag, den Gott selbst für seinen menschgewordenen Sohn vorgesehen hatte. Dies kündigt sich an in den prophetischen Worten Simeons: An Jesus werden sich nämlich die Geister scheiden; er wird zum „Zeichen …, dem widersprochen wird“ (Lk 2,34). Maria aber, die Mutter Jesu, wird in besonderer Weise teil haben an all diesem. Ihre „Seele wird ein Schwert durchdringen“ (Lk 2,35), verkündet Simeon in prophetischer Weise. Dies ist ein Hinweis auf ihr seelisches Leiden, das sie als Mutter des Messias zu ertragen hat, wenn sie das Schicksal ihres Sohnes im Herzen teilt, der von vielen Menschen angenommen, aber von vielen auch zurückgewiesen wird. Die Alternative lautet: Glaube oder Unglaube gegenüber dem Erlöser Jesus Christus. Daran scheiden sich auch heute noch die Geister!

Bemerkenswert ist auch, dass der Sohn Gottes dreiunddreissig Jahre später bei seinem Tod am Kreuz jene Opferhingabe ganz wirklich vollziehen wird, wie sie hier bei seiner Darstellung symbolisch angedeutet ist. Alle anderen Kinder wurden zwar Gott geweiht, doch nicht in dieser ausschliesslichen Weise. Jesus aber ist als Sohn Gottes ganz seinem himmlischen Vater verpflichtet. Der Sohnesgehorsam bewegt ihn dazu, am Kreuz sein Leben hinzugeben für das Heil der Menschen. Auf dem Altar des Kreuzes wird er Gott dargebracht und gibt er sich hin als Opfer jener Liebe, die bis zum Tode geht und gerade dadurch den Tod besiegt und das Leben schenkt.

Wir sind eingeladen, uns diese Opfergesinnung Jesu zu eigen zu machen: Bei der Gabenbereitung der heiligen Messe wollen wir uns selber Gott schenken und übergeben. Er möge uns im Opfer seines Sohnes annehmen, sodass auch wir zu einer Gabe der Liebe werden für das Heil unserer Brüder und Schwestern. Der Tod und die Auferstehung Christi, die wir in der heiligen Eucharistie feiern, möge unsere Herzen verwandeln und uns einst das ewige Leben schenken in der Gemeinschaft mit Gott. Christ zu sein bedeutet ja, in Einheit mit Jesus Christus, dem Erlöser, zu leben und zu sterben. Wir dürfen dann auch am Ostersieg des Erlösers teilhaben!

In all dem aber begleite uns die Fürbitte der seligen Jungfrau Maria und ihres jungfräulichen Gemahls, des heiligen Josef. Wir danken Gott für jenes Licht, das er uns in seinem Sohn geschenkt hat und das wir im Herzen aufnehmen dürfen. Es möge uns alle erleuchten und mit Liebe und Freude erfüllen!

Amen.

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