Papst zum Gebetstag für die Schöpfung
Papst zum Gebetstag für die Schöpfung: „Denken wir an die Zukunft aller!“
Quelle
Katechismus der katholischen Kirche – Schöpfung/Schöpfer
Papstbotschaft zum Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung
Beginn der „Schöpfungszeit“: Christen vereint in Verteidigung der Erde
Kathpedia – Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung
Egoismen, Gier und Eigennutz: In deutlichen Worten kritisiert Papst Franziskus in seiner Botschaft zum Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung menschliches Verhalten, das die Natur an den Rand des Kollapses geführt hat. Entschiedenes Gegensteuern aller Akteure, sowohl der politischen Entscheidungsträger als auch eines jeden Einzelnen, sei unabdingbar und dringend, mahnt Franziskus. Der Vatikan veröffentlichte das Dokument an diesem Sonntag.
Während Gott dem Menschen die Schöpfung als „kostbare Gabe“ überlassen habe, die es zu hüten gelte, antworte der Mensch darauf mit dem „Missklang der Sünde“ und der „Gier nach Besitz und Ausnutzung“, so der Papst in seiner Botschaft: „Egoismen und Eigennutz haben aus der Schöpfung, die ein Ort der Begegnung und des Miteinanderteilens sein sollte, einen Schauplatz von Rivalitäten und Auseinandersetzungen gemacht. So ist die Umwelt selbst in Gefahr geraten“, betont Franziskus eindringlich, bevor er die zahlreichen Gründe für die diagnostizierte Notlage des Planeten aufzählt.
Raubbau an den Ressourcen begünstigt Naturkatastrophen
Der Raubbau und die exzessive Nutzung der fossilen Energien, die Abholzung der Wälder, die intensive landwirtschaftliche Nutzung und die zunehmende Verschmutzung von Umwelt und Ozeanen erhöhten die Globaltemperatur „bis zur Alarmstufe“ und begünstigten das verstärkte Auftreten von Naturkatastrophen und die zunehmende Verwüstung einst fruchtbarer Landstriche.
„Wir haben eine klimatische Notlage geschaffen, welche die Natur und das Leben, auch unser eigenes, stark bedroht,“ mahnt der Papst. Dem zugrunde liege das Vergessen der menschlichen Natur als Geschöpfe Gottes, die „dazu berufen sind, als Brüder und Schwestern das gleiche gemeinsame Haus zu bewohnen. Wir sind nicht dazu geschaffen, um Einzelwesen zu sein, die sich als Herren aufspielen, sondern wir sind gedacht und gewollt, um inmitten eines Lebensnetzes zu wirken, das aus Millionen von Arten besteht, die von unserem Schöpfer für uns liebevoll zusammengefügt sind“, unterstreicht Franziskus, der in seiner Botschaft die Menschheit eindringlich zu Reue und Bekehrung aufruft.
Schöpfungszeit als Gelegenheit zu Gebet und Aktion
Der Papst erinnert daran, dass am 1. September die ökumenisch geprägte Schöpfungszeit beginnt, die in Gemeinschaft mit der orthodoxen Kirche bis zum 4. Oktober begangen wird. Diese Zeit biete die Gelegenheit zur ökumenischen Begegnung, aber auch dazu, sich zum Gebet in die Natur zurückzuziehen und im direkten Kontakt die Schönheit und Perfektion der Schöpfung zu erfahren und damit den Weg für eine dankbare Begegnung mit Gott zu bereiten, so die Einladung des Papstes.
Gleichzeitig solle diese Zeit aber auch konkret dazu genutzt werden, seinen persönlichen Lebensstil zu hinterfragen und den eigenen ökologischen Fussabdruck zu verringern, betont Franziskus: „Wir sind zu viele, die sich als Herren der Schöpfung aufspielen,“ so die eingängige Diagnose des Papstes, der mit seiner Umwelt-Enzyklika Laudato si weit über Kirchenkreise hinausreichende Aufmerksamkeit erfahren hat. Es sei an der Zeit, einen entschiedenen Umstieg auf die Nutzung erneuerbarer Energien voranzutreiben, betont Franziskus, der auch darauf hinweist, dass die nachhaltige Lebensweise indigener Völker wertvolle Lehren für die gesamte Weltbevölkerung bereithält.
Die Jugend fordert die Erhaltung ihres Erbes
Insbesondere die jungen Menschen hätten die Zeichen der Zeit erkannt, unterstreicht der Papst mit Blick auf die aktuellen weltweiten Protestbewegungen für das Klima. Die Jugend sei durch nicht eingehaltene Versprechungen enttäuscht und erinnere nun daran, dass „die Erde nicht ein Gut ist, das man verschleudern kann, sondern ein Erbe, das weiterzugeben ist“. Ihnen schulde man nun „echte Antworten, nicht leere Worte: Fakten und keine Illusionen“, mahnt der Papst, der in diesem Zusammenhang auch die Politiker in die Pflicht nimmt, die sich im kommenden Dezember in Santiago de Chile zur 25. Weltklimakonferenz versammeln werden. Dort werde den Regierungen die Aufgabe zufallen, „den politischen Willen zu einer drastischen Beschleunigung der Massnahmen zu zeigen, um – auf der Linie der Ziele des Übereinkommens von Paris – möglichst bald Netto-Emissionen von Treibhausgasen gleich Null zu erreichen und den mittleren Temperaturanstieg auf 1,5°C gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu beschränken,“ unterstreicht Franziskus.
Internationale Klimakonferenzen müssen gegensteuern
Im Oktober hingegen werde bei der Sonderversammlung der Bischofssynode das Amazonasgebiet im Mittelpunkt der Beratungen stehen: „Nehmen wir diese Gelegenheiten wahr, um auf den Schrei der Armen und der Erde zu antworten,“ so die eindringliche und wiederholte Mahnung des Kirchenoberhauptes, der die „Gier nach Konsum“ und „Allmachtsansprüche“ als Treiber hinter den aktuell grassierenden Umweltsünden sieht. Verantwortungsvoller Verzicht heute garantiere Perspektiven für die Erdbevölkerung von morgen, mahnt der Papst, der dazu einlädt, nicht der „niederträchtigen Logik des leichten Gewinnes“ nachzugeben.
„Denken wir an die Zukunft aller!“, meint Franziskus, der damit auch die konkrete Bitte an jedes einzelne Mitglied der Menschheitsfamilie verbindet, sich seiner Verantwortung bewusst zu werden und sich mit „Gebet und Einsatz“ „die Schöpfung zu Herzen zu nehmen“. Gott gebe uns den Mut, „das Gute zu tun, ohne darauf zu warten, dass andere damit anfangen, und ohne zu warten, bis es zu spät ist“, so die abschliessende Bitte des Papstes.
Hintergrund
Bereits zum 5. Mal begeht die Kirche an diesem 1. September den Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung, den Papst Franziskus am 10. August 2015 eingerichtet hatte. Der Weltgebetstag hat starken ökumenischen Charakter, da er gemeinsam mit der orthodoxen Kirche gefeiert wird. In der orthodoxen Kirche beginnt am 1. September das Kirchenjahr. Ausserdem startet an diesem Tag die ökumenische Schöpfungszeit: vom 1. September bis zum 4. Oktober sind Christen weltweit aufgerufen, für die Bewahrung der Schöpfung zu beten und spezielle Aktionen durchzuführen.
vatican news – cs, 1. September 2019
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