26. Sonntag im Jahreskreis

Kämpfe den guten Kampf des Glaubens (1 Tim 6,12)! – 26. Sonntag im Jahreskreis C (29.09.2019)

L1: Am 6,1a.4-7; L2: 1 Tim 6,11-16; Ev: Lk 16,19-31

Quelle

Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Ab und zu tut es gut, etwas inne zu halten im Leben. Denn wir alle brauchen Zeiten der Überlegung und der Stille, vor allem auch des Gebetes. Wer auf einem Weg ausschreitet und ein wichtiges Ziel vor Augen hat, möchte auch wissen, ob dieser Weg der richtige ist. Eine kleine Abweichung von der richtigen Spur kann, je länger man diesen falschen Weg verfolgt, zu einer desto grösseren Verfehlung des eigentlichen Zieles führen. Heute beim Wachau-Marathon hoffen wir, dass alle ihr Ziel erreichen, sofern sie durchhalten.

In der Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an Timótheus werden gute Ratschläge gegeben, die für das Leben aus dem Glauben entscheidend wichtig sind. Sie können auch für uns eine Hilfe sein. Timótheus wird als „Mann Gottes“ angesprochen. Und als solcher soll er streben nach „Gerechtigkeit, Frömmigkeit, Glauben, Liebe, Standhaftigkeit und Sanftmut!“ (1 Tim 6,11)

Sehen wir uns dies im Einzelnen an:

Gerechtigkeit:

Diese ist eine der Haupttugenden, der sog. Kardinaltugenden. Dazu zählen Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mässigung. Wer Gerechtigkeit übt, der vermeidet das Unrecht. Eine gerechte Person bemüht sich, einem jeden das ihm Zustehende oder Gebührende zu geben. Auf diese Weise herrschen Achtung vor dem anderen und gibt es Respekt vor der Würde eines jeden Menschen. Niemand wird übervorteilt, und auch Gott gegenüber ist ein gerechter Mensch darauf bedacht, ihm die Ehre zu erweisen und ihn allein anzubeten.

Frömmigkeit:

Hier geht es ausdrücklich um die Gottesbeziehung. Wer fromm ist, pflegt das Gebet und bemüht sich, den Willen Gottes im Leben zu erfüllen. Es gibt eine Zerrform, die Frömmelei. Diese ist hier nicht gemeint, sondern die Frömmigkeit ist etwas Echtes, Authentisches und zutiefst Persönliches. Wahre Frömmigkeit stellt man nicht zur Schau; sie zeigt sich eher in Taten als in blossen Worten und Gefühlen. Und doch ist sie etwas, das uns im Leben trägt und worauf wir alle angewiesen sind. Angesichts der heutige in Österreich stattfindenden Nationalratswahlen wäre auch zu hoffen, dass es Politiker gibt, welche diese Tugend verwirklichen.

Glaube:

Der Glaube ist das Fundament unserer Gottesbeziehung. Wir glauben an Gott, unseren Vater, und vertrauen ihm in allen Lebenslagen. Wir glauben an den Sohn Gottes, Jesus Christus. Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Ebenso bekennen wir den Heiligen Geist, der uns das göttliche Leben schenkt. Wenn unser Glaube lebendig ist, dann ist er von Liebe erfüllt und trägt Frucht in guten Werken.

Liebe:

Die Gottes- und die Nächstenliebe bilden eine Einheit. Wir sind aufgerufen, Gott über alles zu lieben; zugleich sollen wir den Nächsten lieben wie uns selbst. Die wahre Liebe baut nicht zuerst auf das Gefühl, sondern beinhaltet ein willentliches Ja zu allem, was Gott für uns aus Liebe getan hat und weiterhin tun wird.

Standhaftigkeit:

Hier geht es um die Kraft der Bewährung im Guten. Wer auf Gottes Hilfe baut, wird nicht zuschanden. Aus uns selber sind wir schwach, doch gegründet in Gottes Gnade vermögen wir durchzuhalten im Guten und standzuhalten gegenüber den Anfechtungen des Bösen. An diesem Sonntag wird vom Datum her der heiligen Erzengel Gabriel, Michael und Rafael gedacht. Die heiligen Engel stehen uns bei und geleiten uns auf dem Lebensweg. Auf diese Weise sind wir standhaft im Guten und können dem Bösen widerstehen!

Sanftmut:

Diese Tugend hat nichts mit Schwäche und feigem Nachgeben zu tun, sondern mit innerer Anteilnahme und einer Haltung der Barmherzigkeit, die sich vom Zorn nicht anstecken und leiten lässt. Wer anderen in Sanftmut begegnet, kann sie leichter für das Gute gewinnen. Mit hartem Tadel, mit Zorn und Rachegefühlen erreichen wir niemanden. Unser Herr Jesus Christus ist sanftmütig und demütig von Herzen. Er möge unser Herz nach seinem Herzen bilden!

Wenn wir all dies verwirklichen, was in dieser Lesung geraten wird, dann vermögen wir auch den anschliessend folgenden Ratschlag anzunehmen:

„Kämpfe den guten Kampf des Glaubens, ergreife das ewige Leben, zu dem du berufen worden bist und für das du vor vielen Zeugen das gute Bekenntnis abgelegt hast!“ (1 Tim 6,12).

Hier wird uns das letzte Ziel vor Augen gestellt: das ewige Leben in der Gemeinschaft mit Gott. Dafür zahlt es sich aus, wie es heisst, dass wir uns im „guten Kampf des Glaubens“ bewähren. Denn unser Leben hier auf Erden bietet vieles an Ablenkungen, falschen Versprechungen, Schmeicheleien und manchmal auch an Bedrohungen. Mit Gottes Hilfe jedoch können wir den rechten Weg finden und gehen, der zum Leben in der Gemeinschaft mit Gott führt.

Unser Ziel ist es nicht, dass wir so wie der reiche Prasser das Heil verwirken und in der Hölle landen, sondern wir mögen durch die Gnade Gottes einst aufgenommen werden in die Herrlichkeit des Himmels. Dorthin geleiten uns die heiligen Engel, die wir verehren.

Auf Erden aber ist es wichtig, die Werke der Barmherzigkeit zu üben; denn genau darauf hat der reiche Mann im Evangelium vergessen. Der Arme lag vor seiner Tür, doch er kümmerte sich nicht darum. In diesem Sinn rufen wir die Fürbitte der Gottesmutter Maria an, dass uns Gott der Herr allezeit erkennen lässt, worauf es ankommt. Wir aber dürfen mit Freude ausschreiten auf den bewährten Pfaden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe.

Möge uns einst die Teilnahme am seligen Leben im Himmelreich geschenkt werden!

Amen.

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