Leben und Wirken von Kardinal Alojzije Stepinac untersucht

Sitzung der Kommission serbisch-katholischer und serbisch-orthodoxer Experten am 12. und 13. Juli 2017

Zenit.org, Britta Dörre
YouTube – Kroatien: Aloisius Stepinac – Der unbeugsame Kardinal
Aussagen von und über Stepinac
Ich wäre nichts würdig, fühlte ich nicht mit den Kroaten

Im Mittelpunkt der sechsten und letzten Sitzung der Mitglieder der gemischten Kommission serbisch-katholischer und serbisch-orthodoxer Experten am 12. und 13. Juli 2017 stand der Erzbischof von Zagreb, Kardinal Alojzije Stepinac. Die Sitzung fand in der Domus Sanctae Marthae unter dem Vorsitz von P. Bernard Ardura, Präsident des Päpstlichen Komitees für historische Wissenschaften, statt.

Alle Teilnehmer waren sich über die Grossherzigkeit von Papst Franziskus einig, der wohlwollend die Anfrage des Patriarchen der Serbisch-Orthodoxen Kirche, Irinej, angenommen und entschieden habe, die Kommission zu gründen, wie die Pressemitteilung des Heiligen Stuhls am 13. Juli 2017 berichtete. Ein herzliches Klima und Offenheit bestimmten die Gespräche der Kommission, die mit der Aufgabe betraut ist, das Leben und Wirken von Kardinal Stepinac einer Untersuchung zu unterziehen.

Kardinal Alojzije Stepinac wurde am 8. Mai 1889 in Brezarić in Österreich-Ungarn geboren. Von 1937 bis 1960 war er Erzbischof von Zagreb. 1998 wurde er vom heiligen Johannes Paul II. seliggesprochen.

Während des Zweiten Weltkriegs bekleidete er das Amt des Militärvikars der Ustascha-Armee. In diesem Zusammenhang wurde ihm voregworfen, an der Ermordung der serbischen Bevölkerung beteiligt gewesen zu sein und mit den Nazis zusammengearbeitet zu haben. Er nutzte seine Position, um Juden zur Flucht zu verhelfen. Ihm den Titel „Gerechter unter den Völkern“ zu verleihen, wurde aber abgelehnt.

Nach dem Krieg wurde der Kardinal angeklagt und 1946 zu sechzehn Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Der Prozess und das Urteil wurden vom Vatikan und politischen Vertretern kritisiert. Nach sechs Jahren konnte Kardinal Stepinac in seinen Geburtsort zurückkehren und lebte dort bis zu seinem Tod am 10. Februar 1960 unter Hausarrest. 1952 war ihm die Kardinalswürde verliehen worden. Seine sterblichen Überreste wurden seinem Wunsch entsprechend in der Kathedrale von Zagreb bestattet.

Die Mitglieder der Kommission, die dem Leben und Wirken des Kardinals vor allem in den Jahren zwischen dem Ersten Weltkrieg und dem Todesjahr 1960 nachspürte, seien sich einig, dass der Heiligsprechungsprozess in der alleinigen Kompetenz des Papstes liege und erkennten an, dass jede Kirche eigene Kriterien für die Heiligsprechung habe. Den historischen Zeitraum bezeichnete die Kommission als schwierig; bis heute würden die Ereignisse, Handlungen, Schriften, Stellungnahmen und das Schweigen unterschiedlich ausgelegt. Katholische Kroaten und orthodoxe Serben hätten bis heute divergierende Standpunkte.

Die Kommission kam zu dem Schluss, dass alle Kirchen in der Geschichte Verfolgungen erfahren hätten und Märtyrer und Glaubenszeugen vorweisen könnten. Für die Zukunft wird eine Zusammenarbeit angedacht, um gemeinsam der Märtyrer und Glaubenszeugen zu gedenken.

Von kroatischer Seite nahmen Kardinal Josip Bozanić, Erzbischof von Zagreb, Msgr. Antun Škvorčević, Bischof von Požega, Msgr. Ratko Perić, Bischof von Mostar-Duvno, Dr. Jure Krišto und Dr. Mario Jareb vom Kroatischen Institut für Geschichte teil. Die serbischen Mitglieder waren Amfilohije, Metropolit von Montenegro und dem Küstenland, Porfirije, Metropolit von Zagreb und Ljubljana, Irinej, Bischof von Novi Sad und Bačka, Jovan, Bischof von Pakrac und Slavonia, und Prof. Dr. Darko Tanasković, Vertreter Serbiens bei der UNESCO.

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