Das Angelusgebet vom Petersplatz 30.9.2018
Papst beim Angelus: Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns
Ein guter Christ soll nicht in Kategorien zwischen Freund und Feind unterscheiden, so der Papst an diesem Sonntag beim Angelusgebet auf dem Petersplatz. In seiner Katechese erläuterte er, dass eine „offene Haltung“ wichtiger sei, als eine Abschottung und Verurteilung von anderen Menschen.
Mario Galgano – Vatikanstadt
Das Tagesevangelium zum 26. Sonntag im Jahreskreis stellt jene Passage aus dem Markus-Evangelium (Mk 9,38-43.45.47-48) vor, in der es um den Kampf gegen das Böse geht. Wie der Papst von dem Arbeitszimmer im Apostolische Palast aus erläuterte, werden in diesem biblischen Teil „sehr lehrreichen Details des Lebens Jesu mit seinen Jüngern“ beschrieben. Die Jünger hatten gesehen, dass ein Mann, der nicht zur Gruppe der Anhänger Jesu gehörte, im Namen Jesu Dämonen vertrieb und sie wollten ihm das verbieten.
Der junge Johannes berichte nun „mit dem für junge Menschen typischen eifrigen Enthusiasmus“ Jesus davon, um vom Meister „seine Unterstützung zu bekommen“; Jesus antwortete jedoch ganz anders als gedacht: „Hindert ihn nicht! Keiner, der in meinem Namen Wunder tut, kann so leicht schlecht von mir reden. Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns“, zitiert der Evangelist Markus den Herrn.
Die Jünger – und allen voran Johannes – hatten eine andere Reaktion erwartet. Sie zeigten „eine Haltung des sich Abschottens“. Sie konnten es nicht akzeptieren, dass eine Person „ausserhalb“ des Jüngerkreises im Namen Jesu handeln konnte. Doch Jesus erscheine hingegen „ganz frei, völlig offen für die Freiheit des Geistes Gottes“, erläuterte der Papst. Jesus habe in seinem Handeln niemanden durch „Grenzen und Zäune“ beschränkt. Auch die heutigen Nachfolger Jesu seien gerufen, jener Haltung des Herrn zu folgen und somit „zu dieser inneren Freiheit“ zu erziehen.
Gewissen erforschen
Franziskus bat die tausende Pilger und Besucher auf dem Petersplatz, „ihr Gewissen zu erforschen“ und über diese Bibelstelle nachzudenken. Das tue jedem gut, fuhr Franziskus fort. Die Haltung der Nachfolger Jesu sei sehr menschlich und „sehr verbreitet“ und sie sei in den christlichen Gemeinschaften zu allen Zeiten zu finden, „wahrscheinlich auch in uns selbst“. Es sei verständlich, dass jeder versuche den „guten Glauben mit Eifer“ zu verteidigen. Die Gefahr von einem Glauben, der nur selbstbezogen ist, sei gross, so der Papst. Dies sei durch die Angst vor „Konkurrenz“ verursacht, bei der man glaubt, dass jemand Gläubige wegnehmen könne.
Es sei Gottes grosse Freiheit, sich uns zu schenken. Dies sei aber auch eine Herausforderung und eine Ermahnung, die eigene Einstellungen und Beziehungen zu überdenken. Jesus lade alle ein, nicht nach den Kategorien „Freund/Feind“, „wir/die anderen“, „zugehörig/aussenstehend“ zu denken, sondern weiter zu gehen, „unsere Herzen zu öffnen, um seine Gegenwart und das Wirken Gottes auch in ungewöhnlichen und unvorhersehbaren Bereichen und bei Menschen, die nicht zu unserem Kreis gehören, zu erkennen“. Es gehe darum, vermehrt „auf die Echtheit des Guten, des Schönen und des Wahren zu achten“ und nicht „auf den Namen und die Herkunft derjenigen zu achten, die es tun“. Anstatt andere zu verurteilen, müsse man bei sich selbst anfangen und untersuchen. Das führe dazu, dass man die „schlechten Seiten“ von sich, „kompromisslos abschneiden“ soll, umschrieb der Papst eine Stelle aus dem Tagesevangelium.
Zum Abschluss seiner Katechese sagte er:
„Möge die Jungfrau Maria, Vorbild für die demütige Annahme der Überraschungen Gottes, uns helfen, die Zeichen der Gegenwart des Herrn in unserer Mitte zu erkennen und Ihn zu entdecken, wo immer er sich offenbart, auch in den unvorstellbarsten und ungewöhnlichsten Situationen. Sie möge uns lehren, unsere Gemeinschaft ohne Eifersucht und Abschottung zu lieben, immer offen für den weiten Horizont des Wirkens des Heiligen Geistes.“
vatican news
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