Papst empfängt ökumenische Delegation im Vatikan

Die „immer grössere Einheit“ zwischen der katholischen Kirche und dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel hat Papst Franziskus an diesem Donnerstag gewürdigt

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Die „immer grössere Einheit“ zwischen der katholischen Kirche und dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel hat Papst Franziskus an diesem Donnerstag gewürdigt. Er empfing im Vatikan die Delegation des ökumenischen Patriarchen Bartholomaios, die traditionsgemäss zum Hochfest Peter und Paul anreist.

Christine Seuss – Vatikanstadt

Die Erinnerung an die Apostel, so der Papst zu seinen Gästen, gebe Gelegenheit, der gemeinsamen Wurzeln zu gedenken, auf denen die jeweiligen Kirchen aufbauten. Gleichzeitig rufe diese jedoch auch die gemeinsame Mission im Dienst des Evangeliums ins Gedächtnis, eine „neue Menschlichkeit“ zu schaffen, die auf Gott ausgerichtet sei.

„In vielen Gesellschaften, die sich traditionell als christlich bezeichneten, trifft man, neben leuchtenden Beispielen der Treue zum Herrn Jesus Christus, auf ein zunehmendes Verdunkeln des christlichen Glaubens, der bei der Wahl der Einzelnen und bei den öffentlichen Entscheidungen keine Rolle mehr spielt. Die Missachtung der Menschenwürde, die Vergötterung des Geldes, die Verbreitung von Gewalt, die Verabsolutierung von Wissenschaft und Technik und die leichtfertige Verschwendung von Naturressourcen sind nur einige der schwerwiegenden Zeichen einer tragischen Wirklichkeit, angesichts derer wir nicht resignieren dürfen,“ schwor der Papst seine Gäste auf die gemeinsamen Herausforderungen ein.

“In vielen Gesellschaften, die sich traditionell als christlich bezeichneten, trifft man, neben leuchtenden Beispielen der Treue zum Herrn Jesus Christus, auf ein zunehmendes Verdunkeln des christlichen Glaubens”

Er teile voll und ganz die Position des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I., der sich erst kürzlich entschieden gegen den oftmals vorgebrachten Satz ausgesprochen hatte, es gebe „keine Alternative“ gegenüber einem Fortschreiten der Technik und einer geringeren Wertschätzung des Einzelnen innerhalb der neuen Szenarien. „Neue Politik und Lebensweisen im digitalen Zeitalter“ war der Titel eines internationalen Kongresses, an dem der Patriarch auf Einladung der Stiftung Centesimus Annus im vergangen Mai im Vatikan teilgenommen hatte. Dort hatte der Patriarch ein beherztes Plädoyer für die Zusammenarbeit der Kirchen abgegeben, erinnerte der Papst.

“Kampf gegen moderne Formen von Sklaverei, die Verteidigung der Schöpfung und die Suche nach Frieden”

„Es ist für mich tröstlich, festzustellen, dass sich dieser Einklang der Visionen mit meinem geliebten Bruder Bartholomaios in eine konkrete gemeinsame Arbeit übersetzt. Auch im Lauf dieser letzten Monate haben das Ökumenische Patriarchat und die Katholische Kirche bei Initiativen zu Themen von bedeutender Wichtigkeit zusammengearbeitet, wie der Kampf gegen moderne Formen von Sklaverei, die Verteidigung der Schöpfung und die Suche nach Frieden.“

Ein ökumenisches Treffen für den Nahen Osten

In diesem Zusammenhang sei er besonders froh, betonte der Papst, dass der Patriarch seine Einladung zu dem gemeinsamen Gebets- und Diskussionstreffen in Bari am kommenden 7. Juli angenommen habe. Auf Initiative von Papst Franzikus kommen die religiösen Führer der Kirchen und Gemeinschaften des Nahen Ostens in der Adriastadt zusammen, um die schwierige Situation der Christen jener Region in den Blick zu nehmen.

„Es ist mein Wunsch, dass sich die Gelegenheiten vervielfältigen mögen, zu denen wir Katholiken und Orthodoxe zusammen arbeiten, zusammen beten und zusammen das einzige Evangelium Christi, das wir durch das apostolische Predigen erhalten haben, verkünden zu können, um auf diesem gemeinsamen Weg immer mehr die Einheit zu erfahren, die uns durch die Gnade Gottes schon vereint,“ schloss der Papst seine Ansprache.

Ein lebendiger Austausch zu den Hochfesten

Der gegenseitige Besuch von Delegationen zu den Hochfesten der jeweiligen Apostel ist eine gern gepflegte Tradition in den Beziehungen zwischen dem Ökumenischen Patriarchat und der Katholischen Kirche. Zum 29. Juni, dem Hochfest der Apostel Peter und Paul, das auch ein vatikansicher Feiertag ist, kommt jedes Jahr eine Delegation des Patriarchats, die auch an der feierlichen Messe mit dem Papst teilnimmt. Während ihres Romaufenthaltes führen die Delegationsmitglieder auch Gespräche im Einheitsrat. In diesem Jahr werden die Glaubensgeschwister auch am Konsistorium teilnehmen, das Papst Franziskus für die Einsetzung neuer Kardinäle einberufen hatte. Die Delegation des Ökumenischen Patriarchats wurde von Erzbischof Job Getcha von Telmissos angeführt. Der Erzbischof ist Ko-Präsident der Internationalen Kommission für den offiziellen theologischen Dialog zwischen römisch-katholischer und griechisch-orthodoxer Kirche.

Der Vatikan hingegen entsendet jeweils am 30. November, dem Hochfest des Apostels Andreas, in dessen Nachfolge der Ökumenische Patriarch steht, eine Delegation nach Istanbul.

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