‘Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft’

Texte vom 2. Januar in der Weihnachtszeit

Quelle
l. Gregor von Nazianz Hl. Basilius – Tagesheilige

Aus dem Heiligen Evangelium nach Johannes – Joh 1,19-28

Dies ist das Zeugnis Johannes’ des Täufers: Als die Juden von Jerusalem aus Priester und Leviten zu ihm sandten mit der Frage: Wer bist du?, bekannte er und leugnete nicht; er bekannte: Ich bin nicht der Messias.
Sie fragten ihn: Was bist du dann? Bist du Elija? Und er sagte: Ich bin es nicht. Bist du der Prophet? Er antwortete: Nein.
Da fragten sie ihn: Wer bist du? Wir müssen denen, die uns gesandt haben, Auskunft geben. Was sagst du über dich selbst?
Er sagte: Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft: Ebnet den Weg für den Herrn!, wie der Prophet Jesaja gesagt hat.

Unter den Abgesandten waren auch Pharisäer.
Sie fragten Johannes: Warum taufst du dann, wenn du nicht der Messias bist, nicht Elija und nicht der Prophet?
Er antwortete ihnen: Ich taufe mit Wasser. Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt
und der nach mir kommt; ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren.
Dies geschah in Betanien, auf der anderen Seite des Jordan, wo Johannes taufte.

Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Gregor der Grosse (um 540-604), Papst und Kirchenlehrer
Homilie zum Evangelium, Nr. 7

Mitten unter euch steht einer, den ihr nicht kennt und der nach mir kommt

„Ich taufe mit Wasser; aber mitten unter euch steht einer, den ihr nicht kennt“. Johannes tauft nicht mit Geist, sondern mit Wasser. Er ist nicht befähigt, Sünden zu vergeben, sondern wäscht den Leib der Täuflinge mit Wasser, nicht aber den Geist mit Vergebung. Warum also tauft er, wenn er durch seine Taufe nicht Sünden erlässt? Warum? Einfach weil er in seiner Rolle als Wegbereiter verbleiben will. Wie er mit seiner Geburt dem Herrn vorangegangen war, der bald darauf geboren werden sollte, so ging er auch mit seiner Taufe dem Herrn voran, der bald darauf taufen sollte. Er war der Wegbereiter Christi durch seine Predigt und wurde es auch durch jene Taufe, die ein Bild des künftigen Sakraments darstellte.

Johannes kündigte mit seiner Erklärung ein Geheimnis an, Christus stehe mitten unter den Menschen und sie würden ihn nicht erkennen; denn der Herr war, als er im Fleisch erschien, in seinem Leib sichtbar, in seiner Majestät aber unsichtbar. Johannes fügt hinzu: „Er, der nach mir kommt, ist mir voraus“ (Joh 1,15) […] und schiebt die Erklärung für den Vorrang Christi nach: „weil er vor mir war“. Eigentlich wollte er damit sagen: „Wenn er mir voraus ist – wo er doch nach mir zur Welt kam – so liegt es daran, dass die Zeit seiner Geburt ihn nicht einengt und ihm Grenzen setzt. Von einer Mutter ist er in der Zeit geboren, vom Vater ist er ausserhalb der Zeit gezeugt.“

Johannes gibt kund, welch demütigen Respekt er Christus schuldet, wenn er fortfährt: „Ich bin nicht würdig, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen“. Nun gab es bei den Alten folgenden Brauch: Wenn ein Mann sich weigerte, das Mädchen zu heiraten, das ihm versprochen war, schnürte er demjenigen die Schuhe auf, der letzten Endes der rechtmässige Gemahl des Mädchens wurde. Hat sich nun Christus nicht als Gemahl der heiligen Kirche offenbart? […] Weil aber die Menschen glaubten, Johannes sei der Christus – was Johannes selber abstreitet –, erklärt er sich für unwürdig, Christus die Schuhe aufzuschnüren. Es ist so, als wollte er deutlich machen […]: „Ich masse mir nicht an, zu Unrecht den Namen Gemahl zu tragen“ (vgl. Joh 3,29).

Lesungen

Erster Johannesbrief 2,22-28

Liebe Brüder! Wer ist der Lügner – wenn nicht der, der leugnet, dass Jesus der Christus ist? Das ist der Antichrist: wer den Vater und den Sohn leugnet.
Wer leugnet, dass Jesus der Sohn ist, hat auch den Vater nicht; wer bekennt, dass er der Sohn ist, hat auch den Vater.
Für euch gilt: Was ihr von Anfang an gehört habt, soll in euch bleiben; wenn das, was ihr von Anfang an gehört habt, in euch bleibt, dann bleibt ihr im Sohn und im Vater.
Und seine Verheissung an uns ist das ewige Leben.
Dies habe ich euch über die geschrieben, die euch in die Irre führen.
Für euch aber gilt: Die Salbung, die ihr von ihm empfangen habt, bleibt in euch, und ihr braucht euch von niemand belehren zu lassen. Alles, was seine Salbung euch lehrt, ist wahr und keine Lüge. Bleibt in ihm, wie es euch seine Salbung gelehrt hat.
Und jetzt, meine Kinder, bleibt in ihm, damit wir, wenn er erscheint, die Zuversicht haben und bei seinem Kommen nicht zu unserer Schande von ihm gerichtet werden.

Psalm 98(97),1.2-3ab.3cd-4

Singet dem Herrn ein neues Lied;
denn er hat wunderbare Taten vollbracht!
Er hat mit seiner Rechten geholfen
und mit seinem heiligen Arm.

Der Herr hat sein Heil bekannt gemacht
und sein gerechtes Wirken enthüllt vor den Augen der Völker.
Er dachte an seine Huld
und an seine Treue zum Hause Israel.

Alle Enden der Erde
sahen das Heil unsres Gottes.
Jauchzt vor dem Herrn, alle Länder der Erde,
freut euch, jubelt und singt!

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