Samstag, 30. Dezember 2017 – 6. Tag der Weihnachtsoktav

Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas – Lk 2,36-40

Quelle

In jener Zeit lebte eine Prophetin namens Hanna, eine Tochter Penuëls, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt;
nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten.
In diesem Augenblick nun trat sie hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.
Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück.
Das Kind wuchs heran und wurde kräftig; Gott erfüllte es mit Weisheit, und seine Gnade ruhte auf ihm.

Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Petrus Chrysologus (um 406-450), Bischof von Ravenna, Kirchenlehrer
147. Predigt über das Geheimnis der Menschwerdung

Schliesslich sah Hanna Gott in seinem Tempel

Wie kann der Mensch, dessen Blickwinkel doch so begrenzt ist, diesen Gott ins Auge fassen, den die Welt nicht fassen kann? Die Liebe macht sich darüber keine Gedanken, ob etwas sicher, angemessen oder möglich ist. Die Liebe […] achtet nicht auf das Mass. Sie lässt den Vorwand nicht gelten, dass etwas unmöglich ist, von Schwierigkeiten lässt sie sich nicht aufhalten […] Die Liebe vermag nicht, das nicht zu sehen, was sie liebt […] Wie kann man sich von Gott geliebt wissen, wenn man ihn nicht betrachtet? So ist die Liebe, die Gott sehen will, zwar nicht vernünftig, entspringt aber einer Eingebung des Herzens. Deshalb wagt Mose zu sagen: „Wenn ich also Gnade in deinen Augen gefunden habe, so zeige mir dein Angesicht“ (Ex 33,13 (Vulg.)), und der Psalmist bittet: „Gott, lass dein Angesicht leuchten“ (vgl. Ps 79(80),4) […]

Gott weiss ja, dass sich die Menschen nach seinem Anblick sehnen. Deshalb hat er sich auf eine Weise sichtbar gemacht, die eine grosse Wohltat für die Erdenbewohner darstellt, ohne dass damit dem Himmel etwas verloren ginge. Konnte denn das Geschöpf, das Gott als sein Abbild auf Erden geschaffen hatte, im Himmel als wenig ehrenwert gelten? Er hatte gesagt: „Lasst uns Menschen machen als unser Bild, uns ähnlich!“ (Gen 1,26) […] Wenn Gott vom Himmel die Gestalt eines Engels entlehnt hätte, wäre er, wie dieser, unsichtbar geblieben. Hätte er andrerseits auf Erden die Gestalt eines Wesens angenommen, das einen niedrigeren Rang hat als der Mensch, so hätte er die Göttlichkeit beleidigt und den Menschen, statt ihn zu erheben, erniedrigt. Dass Gott als Mensch zu den Menschen gekommen ist, geliebte Brüder, dass er sich der Möglichkeit bedient hat, von uns gesehen zu werden – das soll niemand als eine Beleidigung Gottes ansehen!

Lesungen

Erster Johannesbrief 2,12-17

Ich schreibe euch, ihr Kinder, dass euch durch den Namen Jesu die Sünden vergeben sind.
Ich schreibe euch, ihr Väter, dass ihr den erkannt habt, der von Anfang an ist. Ich schreibe euch, ihr jungen Männer, dass ihr den Bösen besiegt habt.
Ich schreibe euch, ihr Kinder, dass ihr den Vater erkannt habt. Ich schreibe euch, ihr Väter, dass ihr den erkannt habt, der von Anfang an ist. Ich schreibe euch, ihr jungen Männer, dass ihr stark seid, dass das Wort Gottes in euch bleibt und dass ihr den Bösen besiegt habt.
Liebt nicht die Welt und was in der Welt ist! Wer die Welt liebt, hat die Liebe zum Vater nicht.
Denn alles, was in der Welt ist, die Begierde des Fleisches, die Begierde der Augen und das Prahlen mit dem Besitz, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt.
Die Welt und ihre Begierde vergeht; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit.

Psalm 96(95),7-8.9-10

Bringt dar dem Herrn, ihr Stämme der Völker,
bringt dar dem Herrn Lob und Ehre!
Bringt dar dem Herrn die Ehre seines Namens,
spendet Opfergaben, und tretet ein in sein Heiligtum!

In heiligem Schmuck werft euch nieder vor dem Herrn,
erbebt vor ihm, alle Länder der Erde!
Verkündet bei den Völkern: Der Herr ist König.
Den Erdkreis hat er gegründet, so dass er nicht wankt.
Er richtet die Nationen so, wie es recht ist.

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