Christus als Mitte des Advents

Aktuelles Bischofswort – zum Sonntag, 3. Dezember 2017

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Johannes der Täufer und Maria, die beiden grossen Gestalten des Advents, weisen auf Jesus Christus hin, der die Mitte der adventlichen Kirche ist. Ohne ihn wäre die Zeit des Advents nichts anderes als Weltzeit. An unserer Einstellung zu ihm entscheidet es sich, ob wir wirklich Advent im Sinne des christlichen Glaubens feiern oder ob wir bloss einer gemütvollen Lichtatmosphäre huldigen, wie sie uns in den hell beleuchteten Strassen und Schaufenstern in unseren Städten begegnet. Doch selbst die Lichter, die wir in den dunklen Nächten der beginnenden Winterzeit anzünden, künden noch von dem „Licht der Welt“, das im Dunkel der Nacht von Betlehem aufgegangen ist und das die unheilige Nacht der menschlichen Verlorenheit, Friedlosigkeit und ausweglosen Fragen in die Hoffnung auf Erlösung umgewandelt hat.

Diese Glaubensüberzeugung hat die frühe Kirche sichtbar vor allem dadurch zum Ausdruck gebracht, dass sie ihr gemeinsames Gebet nach Osten gerichtet hat. Solche Ostung bzw. Orientierung reicht in die allerfrühste Zeit der Kirche zurück und wird als apostolische Tradition gewertet. Das gilt vor allem von der Feier der Eucharistie in der alten Kirche: Nach dem Abschluss des Wortgottesdienstes, der am Sitz des Bischofs stattfand, pilgerten alle gemeinsam mit dem Bischof zum Altar, wobei der Ruf ertönte: „Wendet euch dem Herrn zu!“. Sie blickten gemeinsam nach Osten und suchten den endgültigen Sonnenaufgang in der menschlichen Geschichte, der mit Jesus Christus angebrochen ist.

Eucharistie ist deshalb zutiefst aufblicken zu Christus, der in Person das Licht ist, das im Osten aufgeht und uns entgegenkommt und damit Annahme der Aufforderung des Hebräerbriefs: „Lasst uns auf Jesus blicken, den Urheber und Vollender des Glaubens“ (12,2). Die Eucharistie ist ein durch und durch adventliches Geschehen: „Jede Eucharistie ist Parusie, Kommen des Herrn, und… erst recht Spannung der Sehnsucht, dass er seinen verborgenen Glanz offenbare“ (J. Ratzinger, Eschatologie – Tod und ewiges Leben, Regensburg 1977, S. 167).

Erst von diesem Licht her werden auch die adventlichen Gestalten des Täufers Johannes und der Maria überhaupt verständlich: Johannes, der mit seinem ganzen Leben auf Christus hingewiesen hat, Maria, die Mutter des Herrn, die Gottes Heil in die Welt brachte. Diese beiden Typen des adventlichen Lebens zeigen auf Jesus Christus, der uns mit seiner Anwesenheit in unserer Welt beschenkt.

Als adventliche Menschen sind wir indes selber berufen und herausgefordert, in unserer Umwelt und angesichts der grossen Probleme dieser Gesellschaft Zeugnis zu geben von Jesus Christus, dem wahren Licht der Welt. Damit ist unsere Aufgabe in dieser Zeit der Vorbereitung am besten beschrieben.

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