Kardinal Koch
Kardinal Koch: Spaltung vermochte die gemeinsame Wurzel des christlichen Glaubens nicht zu zerstören
Zenit-org, 30. Januar 2017, Michaela Koller
Leitartikel in der Vatikanzeitung „L’Osservatore Romano“ anlässlich des Jubiläums zum 500. Jahrestag der Reformation
Die Spaltung der Kirche sei kein positives Ergebnis der Reformation, vielmehr bestehe ihr eigentlicher Erfolg darin, die Spaltungen der Vergangenheit zu überwinden und zu einer einzigen Kirche zu finden. In diesem Sinne hat sich Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, in einem ausführlichen Leitartikel am 18. Januar in der Vatikanzeitung „L’Osservatore Romano“ anlässlich des Jubiläums zum 500. Jahrestag der Reformation geäussert.
Er bestärkte darin beide Seiten im Dialog und rief zugleich dazu auf, zum ursprünglichen Anliegen von Martin Luther zurückzukehren und zu fragen, was dies heute für Katholiken und Protestanten bedeutet. „Das erste Mal in der Geschichte und eine Chance, die wir nicht verpassen können, um die Annäherung zwischen Lutheranern und Katholiken im Glauben und im Glaubensleben zu vertiefen“, schrieb der Kurienkardinal zum Jubiläumsjahr.
Das gemeinsame Reformationsgedenken am 31. Oktober in der lutherischen Kathedrale in Lund, Schweden, wo Papst Franziskus, zusammen mit dem Präsidenten des Lutherischen Weltbundes, Bischof Munib Younan und Generalsekretär Martin Junge zu einem ökumenischen Gebet im Gedenken an die Reformation zusammenkam, bezeichnete Koch als vielversprechendes ökumenisches Zeichen. Es habe von verschiedenen Seiten Kritik gegeben, Befürchtungen eines Abgleitens in den Protestantismus auf katholischer Seite sowie den Vorwurf des Verrats an der Reformation von protestantischen Kritikern. Jedoch könne das Gedenken anders begangen werden, als in den vergangenen Jahrhunderten, als der vorherrschende Ton religiös voreingenommen und polemisch gewesen sei.
„Die Tatsache, dass zu der Zeit, seine Idee der Reform nicht zustande kam, ist weitgehend auf politische Faktoren zurückzuführen.“ Er betonte, dass Martin Luther absolut nicht mit der katholischen Kirche brechen wollte, sondern sich eine Erneuerung des Christentums im Geist des Evangeliums vorstellte. „Nach einer langen Geschichte der Trennung könnten wir die alten konfessionellen Spaltungen im Glauben überwinden und stellten fest, dass der Bruch des westlichen Christentums nach der Reformation nicht die gemeinsame Wurzel des christlichen Glaubens zu zerstören vermochte.“
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