Weihnachten in Bethlehem
Weihnachten in Bethlehem – dank der Dormitio-Abtei
Weihnachten rückt immer näher, und falls Sie noch ein Geschenk für einen lieben Menschen suchen, haben wir für Sie einen Tipp in letzter Minute: die Aktion der Dormitio Abtei in Jerusalem „Ich trage deinen Namen in der Heiligen Nacht nach Bethlehem“.
Jedes Jahr pilgern die Mönche der Dormitio-Abtei nach ihrer Christmette, also mitten in der Nacht, von Jerusalem nach Bethlehem zur Geburtsstadt Jesu. Viele würden gerne selber mitpilgern. Pater Nikodemus Schnabel, Prior-Administrator der Abtei, erzählt Radio Vatikan, dass etliche Menschen zu den Mönchen kamen und sagten: „Ich weiß, dass ihr das macht und für mich ist das so stark.
Für mich ist Weihnachten schwierig, ich bin zum ersten Mal alleine, meine Kinder sind aus dem Haus, ich bin verwitwet, ich habe Angst vor der Familienbegegnung, ich weiß, spätestens nach der Suppe wird es einen Streit geben – und so weiter. Alles, was die Leute so beschäftigt. Viele haben gesagt, könnt ihr bitte für mich beten, das wäre mir so wertvoll, wenn meine Sorgen und Anliegen an Weihnachten dem Kind in der Krippe vorgetragen werden.“ Aus einer anfänglichen wagen Idee wurde ein richtiger Erfolg. Interessenten können ihre Namen an die Dormitio-Abtei schicken, die Namen werden auf eine Rolle geschrieben und in der Weihnachtsnacht mit in die Geburtskirche nach Bethlehem getragen. Vergangenes Jahr waren es über 65.000 Menschen, die ihren Namen haben eintragen lassen.
Bevor die Namen nach Bethlehem getragen werden, wird aber erst einmal die Christmette gefeiert. „Ich glaube, Sie wären sehr verdutzt, wenn Sie Weihnachten bei uns erleben“, erzählt Pater Nikodemus. „Sie müssen dann alles, was man sich so vorstellt, aus dem Kopf räumen. Es fängt schon beim Mitternachtsgottesdienst an. Der ist zu 95 Prozent von Juden besucht, die es einfach spannend finden, christliche Weihnachten mitzuerleben, mit Weihrauch und Stille Nacht und die Mönche singen auch noch schön. Also erst einmal haben wir eine überfüllte Kirche, wo gar nicht alle hinein kommen, die erst einmal Weihnachten mit uns erleben wollen.“ Nach der Messe und einem kleinen Frühstück kommen die Namen auf der Rolle ins Spiel. „Dann wird diese Rolle ausgerollt und gesegnet, die ist inzwischen so lang, dass wir sie in der Kirche gar nicht mehr ganz ausrollen können, sondern nur einen Teil, und es werden Fürbitten vorgelesen, weil Menschen auch schreiben, worum konkret gebetet werden soll.“
Dann wird der meterlange Papierstreifen wieder eingerollt, und das Pilgern zum Geburts Stern geht los. Während bei uns ein Spaziergang an den Weihnachtstagen sehr besinnlich erscheinen mag, weil Feiertage sind, ist im Heiligen Land an Weihnachten Alltag. „Das heisst, während wir die Strasse nach Betlehem laufen, kommt das Müllauto entgegen, es kommen andere Frühaufsteher, die ihre Geschäfte aufmachen. Es ist einfach ein ganz normaler Werktag, es ist auch nirgendwo Weihnachtsschmuck: Weihnachten interessiert hier keinen. Also laufen wir an einer Ausfallstrasse Richtung Bethlehem. Dann kommt der Checkpoint, wo man durch muss, und dann in Bethlehem selbst gibt es ein wenig Weihnachtsschmuck.“ Und um viertel nach vier, halb fünf kommen die Pilger leicht durchgefroren in Betlehem an. Zu den Klängen des Muezzin-Weckrufs für die Muslime.
Die Geburtskirche Jesu steht den Mönchen von Jerusalem und ihren Mitpilgern ganz alleine zur Verfügung. „Und das ist eine unglaublich schöne Atmosphäre“, erzählt der Benediktinerpater. „Man ist durchfroren, müde, abgekämpft und dann diese Geburtshöhle, die ja sehr klein und heimelig ist und vor allem ein unheimlich stark durchbeteter Raum ist. Wenn man da die Rolle mit den Namen niederlegt, das ist ein ganz starker Moment, zu wissen, Millionen, Abermillionen von Menschen denken in dieser Nacht genau an diesen Ort und wir dürfen da sein, dürfen für alle Menschen beten, die ihre Anliegen uns anvertraut haben. Mich erfüllt dann immer eine sehr grosse Dankbarkeit.“
Verbunden mit dieser Namensaktion ist auch eine kleine Spendenaktion der Dormitio-Abtei für ihre Sozialarbeit, die auch den Christen in Betlehem zugutekommt. Wichtig ist den Benediktinern zu betonen: Für die Namensaktion ist eine Spende nicht zwingend notwendig.
Bis Dienstag, 20. Dezember können sich Interessenten für die Bethlehemer Weihnachts-Rolle noch eintragen lassen.
rv 19.12.2016 pdy
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