Jesus Christus, der Retter der Verlorenen
Predigt: Jesus Christus, der Retter der Verlorenen
31. Sonntag im Jahreskreis C (30.10.2016)
L1: Weish 11,22-12,2; L2: 2 Thess 1,11-2,2; Ev: Lk 19,1-10
Josef Spindelböck
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
„Der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.“ (Lk 19,10)
Diese Worte des Herrn aus dem Evangelium nach Lukas können uns sehr gut nochmals den Sinn des von Papst Franziskus ausgerufenen „Jahres der Barmherzigkeit“ verdeutlichen, das am 20. November 2016 mit dem Christkönigssonntag endet.
Damit das Thema der Barmherzigkeit aber nicht nur eine abstrakte Idee bleibt, zeigt uns Jesus oftmals an praktischen Beispielen, wie Gott an uns sündigen Menschen sein Erbarmen erweist.
Da ist im Evangelium dieses 31. Sonntags im Jahreskreis C ein reicher Zollpächter mit Namen Zachäus. Er ist klein von Gestalt und hat – so möchte man meinen – alles, was sein Herz begehrt: Denn an Reichtum fehlt es ihm offenbar nicht, auch wenn die Quelle seines Reichtums mit ungerechten Massnahmen und vermutlich auch mit Erpressungen zu tun hatte.
In Wirklichkeit aber ist Zachäus ein armer Mann: Denn was ihm fehlt, sind echte Freundschaften. Im Grunde seines Herzens ist er einsam und verbittert. Vor allem aber fehlt ihm der Friede mit Gott! Wie kommt er wohl aus diesem selbst geschaffenen Teufelskreis der Anhäufung irdischer Güter wieder heraus? Er ist ja nicht wirklich frei, sondern ein Sklave seiner eigenen Gier.
Da hört er von Jesus, der durch die Lande zieht, Kranke und Besessene heilt und vor allem: sich der Sünder erbarmt! Ausgerechnet nach Jericho kommt Jesus, und da will ihn Zachäus unbedingt sehen. Wenn ihm jemand helfen kann, frei zu werden von der inneren Not, die ihn belastet, dann ist es Jesus. Denn er hat schon viel Gutes von ihm gehört und fasst Vertrauen zu ihm!
Wie aber kann er Jesus sehen? Oder noch konkreter: Wie kann er von Jesus wahrgenommen werden? Wie stellt er es an, dass Jesus ihn, der an Körpergröße allen übrigen nachsteht, gewiss nicht übersieht?
Zachäus hat eine Idee: Er steigt auf einen Maulbeerfeigenbaum! Unbekümmert um das, was die Leute wohl denken werden, ergreift Zachäus die Chance seines Lebens. Er stellt die Gewöhnlichkeit seines Daseins in Frage und wagt Neues. Und dann geschieht das Unfassbare: Jesus sieht ihn! Ja, noch mehr: Er ruft ihn herunter und will sogar bei ihm zu Gast sein.
Das ist unerhört! Erst jetzt wird dem Zachäus so richtig bewusst, was hier geschieht. Er hat die Gegenwart Jesu und seine liebevolle Zuwendung überhaupt nicht verdient. Doch die Liebe Gottes sucht ihn auf, den Verlorenen, und führt ihn heim in die Gemeinschaft mit Gott und auch der Menschen.
Zachäus ist tief ergriffen und kann sein Glück nicht fassen! Sein Herz ist wie verwandelt, und er weiß: Sein Leben wird sich von nun an radikal ändern. „Herr, die Hälfte meines Vermögens will ich den Armen geben, und wenn ich von jemand zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück.“ (Lk 19,8)
Auch dieser Mann – so sagt Jesus anschließend – ist ein „Sohn Abrahams“. Das heißt, er besitzt eine einzigartige Würde von Gott her, der in Abraham alle erwählt hat, die glauben. Kein Mensch ist ausgeschlossen vom Heil, und wenn sich jemand selbst ausschließt durch das, was wir eine Todsünde nennen, dann geht ihm Gott der Herr in seiner Liebe und Barmherzigkeit nach, um ihn mit seiner Gnade zur Umkehr zu bewegen. Solange wir auf Erden leben, gilt: Es ist nie zu spät für die Annahme der rettenden Liebe Gottes!
Dennoch: Wir dürfen mit der einzigartigen Gabe des göttlichen Erbarmens nicht leichtfertig umgehen, sodass wir uns in Sicherheit wiegen und in Vermessenheit sagen: „Mir kann nichts geschehen. Doch um Gott und seine Gebote kümmere ich mich nicht.“
Wer aber guten Willens ist, und sei er momentan noch so fern von Gott, der darf hoffen: Gott kommt ihm in seiner Liebe entgegen und richtet ihn auf. So befreit der Herr den Zachäus aus den selbstgewählten Fesseln des Egoismus und öffnet ihn neu für die Liebe! Das Leben gewinnt so einen neuen Wert, für den Zachäus vorher blind war. Jeder Mensch ist kostbar und wertvoll vor Gott, und darum ist der Sohn Gottes als Mensch zu uns gekommen und hat sein Leben für uns hingegeben am Kreuz, damit wir das Leben haben in der Gemeinschaft mit Gott.
Die kommenden Tage von Allerheiligen und Allerseelen sind auch eine Einladung Gottes an uns, das Geschenk des göttlichen Erbarmens und der Versöhnung im Bußsakrament anzunehmen. Verbunden damit ist bei entsprechender innerer Gesinnung ein Ablass, also ein Nachlass der Sündenstrafen, den wir nicht nur für uns selber, sondern auch stellvertretend für die der Läuterung durch Gott noch bedürftigen Verstorbenen – also für die „Armen Seelen“ – gewinnen können.
Empfehlen wir uns und alle unsere Lieben der Fürbitte der Gottesmutter Maria und des heiligen Josef sowie aller Heiligen des Himmels insgesamt! Im Himmel herrscht ja, wie Jesus einmal gesagt hat, mehr Freude über einen einzigen Sünder, der sich bekehrt, als über 99 Gerechte, die es (angeblich!) nicht nötig haben, umzukehren (vgl. Lk 15,7).
Amen.
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