Dreistündige Waffenruhe für Aleppo reicht nicht
Syrien: Dreistündige Waffenruhe für Aleppo reicht nicht
Die Kämpfe im syrischen Aleppo gehen trotz einer von Russland angekündigten Feuerpause weiter. Nachrichtenagenturen berichten vom Einschlagen mehrerer Granaten auch nach dem Start der Waffenruhe um 10 Uhr Ortszeit in Aleppo. Nach russischer Ankündigung soll eine tägliche Feuerpause zwischen 10 und 13 Uhr dafür sorgen, dass humanitäre Hilfen die Stadt erreichen.
Es ist traurig, was aus der einstigen Wirtschaftsmetropole Syriens geworden ist, sagt der chaldäische Bischof von Aleppo, Antoine Audo, im Gespräch mit Radio Vatikan. Nach fünf Jahren Bürgerkrieg ist die Stadt, so klagt er, zu einer riesigen Ruine verkommen. „Wir leben in einem zerstörten Land mit zerstörten Familien“, fügt er an. Irgendwann werde der Krieg enden, und dann wolle er der internationalen Staatengemeinschaft eine Frage stellen, und zwar keine rhetorische: „Weshalb habt ihr es zugelassen, dass Syrien zerstört wird?“
Auch der Direktor des Hilfswerkes „Oeuvre d’Orient“, Pascal Gollnisch, ist pessimistisch, was die Waffenruhe betrifft. Es sei in so knapp bemessener Zeit zu umständlich, in jene Stadtteile zu gelangen, die von Salafisten-Kämpfern kontrolliert werden, und gerade dort lebten die meisten Christen, so Gollnisch im Gespräch mit Radio Vatikan. Sein Appell an die Grossmächte: „Es ist die Zeit gekommen, die diplomatische Haltung abzulegen und stattdessen konkrete Initiativen zu starten, damit der Konflikt endlich zu Ende geht.“
Der für Aleppo zuständige UNO-Nothilfekoordinator Stephen O’Brien, sagte, die von Russland angekündigte dreistündige Waffenruhe reiche bei weitem nicht aus, um der Bevölkerung zu helfen. Feuerpausen von mindestens 48 Stunden seien nötig, um Hilfsgüter auf Lastwagen zu laden, diese nach Aleppo zu transportieren und Menschen aus der Stadt in Sicherheit zu bringen.
rv/afp/reuters/ap 11.08.2016 mg
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