Jakobus und der Pfeiler

Impuls zum 17. Sonntag im Jahreskreis C — 24. Juli 2016

Quelle
Saragossa
Hl. Jakobus Heiligen-Lexikon

Rom, Zenit.org, 22. Juli 2016, Peter von Steinitz

Im Evangelium des heutigen Sonntags spricht Jesus das Menschliche und das allzu Menschliche in unserem Verhalten an.

Und gleichzeitig, wie wunderbar geht der Herr auf unsere Schwächen ein und lässt sie bei unserem Bemühen um das gute Verhalten sogar eine positive Rolle spielen!

Wenn ein Freund uns zu ungelegener Zeit um etwas bittet, so werden wir seiner Bitte entsprechen, unter Umständen nicht aus Freundschaft, sondern nur weil er uns mit seinem Bitten lästig fällt. Ausgerechnet diese Haltung setzt Jesus in Beziehung zu dem Verhalten Gottes, der uns die Tür aufmacht, wenn wir anklopfen. Wir werden einwenden: Gott erfüllt unsere Bitten aber doch aus reiner Güte, nicht weil wir ihm auf den Geist gehen (was man vielleicht sogar wörtlich verstehen kann).

Gott kommt eben in seiner Menschenliebe immer wieder auf unser Niveau herunter.

Im Folgenden sagt Jesus – sehr realistisch – dass ein Vater seinem Kind ja wohl nicht eine Schlange gibt, wenn es ihn um einen Fisch bittet, und nicht einen Skorpion, wenn es um ein Ei bittet.

Die Rede Jesu ist aber insgesamt doch ein wenig rätselhaft. Eigentlich muss man feststellen, dass er wieder einmal die Zuhörer – und uns – provoziert. Denn er sagt: “Wenn schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wieviel mehr wird der Vater im Himmel…” (Lk 11,13). Einleuchtend, denn der Vater im Himmel ist allemal viel besser als wir. Aber bevor der Satz zuende ist, kommt eine unerwartete Wendung: “…wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten”.

Zunächst nimmt der Herr in Kauf, dass der Zuhörer das Wort vom Bösesein übel nimmt und beleidigt reagiert. Aber ganz bewusst reizt der Herr uns, weil er möchte, dass wir jedes ichbezogene Beleidigtsein ablegen, denn es ist im Grunde nichts anderes als Stolz. Ähnlich wie wir es an anderer Stelle bei dem zunächst ärgerlichen Wort des Herrn empfinden: “Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist, so sprecht: Wir sind unnütze Knechte; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren“ (Lk 17,8).

Erst wenn wir uns entschliessen zu sagen, er hat ja recht, kann die Verheissung des Heiligen Geistes greifen.

Nicht anders erging es dem Apostel Jakobus, dessen Fest wir am Montag feiern. Er hatte sich vorgenommen, das Volk der Iberer, im heutigen Spanien zu missionieren. Völlig ohne Erfolg. Das Evangelium stiess bei diesen Menschen auf taube Ohren. Zum Schluss hatte er gerade mal acht Jünger um sich geschart und beschloss, nach Jerusalem zurückzukehren. Da erschien ihm und seinen Jüngern am 2. Januar 40 – die Nacht war bereits hereingebrochen – die Muttergottes, begleitet von Engeln, die den Pfeiler (Pilar) trugen, auf dem sie stand.

Sie sagte: „Mein Sohn, dieser Ort ist dazu bestimmt, Mir Ehre zu erweisen. Durch dich soll hier zu meinem Gedächtnis eine Kirche entstehen. Sorge dich um die Säule, auf der ich stehe, denn mein Sohn und dein Meister hat den Engeln befohlen, sie vom Himmel herab zu tragen. Neben dieser Säule baust du einen Altar. An diesem Ort wird auf mein Gebet und meine Fürsprache hin die Macht des Allerhöchsten aussergewöhnliche Zeichen und Wunder vollbringen, besonders für diejenigen, die Mich in ihren Nöten anrufen werden. Diese Säule wird hier bis zum Ende der Welt stehen bleiben.“

Jakobus entschloss sich daraufhin, zu bleiben und die Missionsarbeit fortzusetzen, und in kurzer Zeit liessen sich Tausende von Menschen taufen.

Ähnlich wie anderthalb Jahrtausende später die Erscheinung der Gottesmutter in Guadalupe dazu beitrug, dass die Missionierung der Indios, die zunächst gar nicht voran kam, plötzlich doch unerwartete Erfolge zeitigte: in wenigen Jahren liessen sich dort acht Millionen Menschen taufen.

Wenn wir uns heute fragen, warum greift die Botschaft Jesu beim heutigen Menschen so wenig, müssen wir ehrlicherweise diese zwei Antworten geben:

  • wie sind nicht demütig genug; wir meinen allen Ernstes, dass wir die Evangelisierung machen
  • und wir wenden uns zu wenig an die Muttergottes, ohne die kein Apostolat funktioniert.

Msgr. Dr. Peter von Steinitz war bis 1980 als Architekt tätig; 1984 Priesterweihe durch den hl. Johannes Paul II.; 1987-2007 Pfarrer an St. Pantaleon, Köln; seit 2007 Seelsorger in Münster. Er ist Verfasser der katechetischen Romane: „Pantaleon der Arzt“, „Leo – Allah mahabba“ (auch als Hörbuch erhältlich) und „Katharina von Ägypten“.

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