Die Oster-Botschaft des “Spiegel”

In der Print-Ausgabe und Online: “Der Spiegel” verbindet den christlichen Glauben in manipulativer Weise mit aktuellen islamistischen Gewalttaten

bergpredigt xpVon Stefan Meetschen

Die Tagespost, 30. März 2016

Während die Welt durch Anschläge islamistischer Terroristen an verschiedenen Orten erschüttert wird und die Ortskirchen Westeuropas sich mit hohen Austrittszahlen, schlecht besuchten Gottesdiensten und anderen Phänomenen der Glaubensverdunstung konfrontiert sehen, hat das Nachrichtenmagazin “Der Spiegel” die Ostertage wieder einmal dazu genutzt, Ängste und negative Stereotype gegenüber dem Christentum zu schüren und zu verstärken. Am Kiosk und im Internet.

So sieht man auf dem Titelblatt der Print-Ausgabe im Zentrum ein Kruzifix, an dessen rechter Seite kontroverse Politiker wie Donald Trump und Wladimir Putin zu sehen sind, aber auch ein Mann, der empört ein Jesus-Bild hochhält. Liest man dazu den Titel “Der missbrauchte Glaube – Die gefährliche Rückkehr der Religionen” und beachtet man, wie zurückhaltend und geradezu unauffällig militante Vertreter des Islam auf der Rezeptionstechnisch dazu bestens geeigneten, linken Hälfte des Titelblatts dargestellt werden, so ist die Botschaft an das Lesepublikum klar: Missbrauch und Gefahr bitte weiter und vorrangig mit dem Christentum und ihren Anhängern verbinden. Vorsicht vor den Kirchen, Vorsicht vor zu viel christlichen Werten in der Politik.

Ganz auf dieser Linie ist dann auch die Titelgeschichte (“Gottes unheimliche Macht”) im Innern der Zeitschrift, die mit einer grossen Kreuzigungsszene der Passionsspiele im venezolanischen Caracas eingeleitet wird. Von IS bis Boko Haram, von den Taliban bis zu Qaida-Zellen – eigentlich wäre die Darstellung der innerislamischen Konflikte und die Erläuterung islamistischer Terrortaten durch die neue Generation von Kleinkriminellen durchaus allein tragfähig gewesen, doch beim “Spiegel” versteht man das Handwerk der fahrlässigen Vermischung von religiösen Opfern und Tätern. Und so taucht unmittelbar neben der Präsentation bizarrer freikirchlicher Kulte und unterdrückter religiöser Minderheiten, die in “islamisch motivierte Guerilla(s)” umgewandelt wurden, plötzlich der unpassende Hinweis auf: “Auch der polnische Papst trug entscheidend dazu bei, die Legitimität der kommunistischen Herrschaft in seinem Land zu unterminieren.” Kritik oder Lob? In jedem Fall steht in dem Artikel zusammen, was nicht zusammengehört. Wie auch die Schlussfolgerung der Artikelschreiber angesichts des aktuellen Terrors in Europa befremden kann. “Besonders gut eignen sich offenbar die monotheistischen Religionen für Hasspropaganda und die Abgrenzung von Andersgläubigen.”

Wie das zu verstehen ist (wenn es so pauschal überhaupt zu verstehen ist), versucht bei Spiegel-Online der Kolumnist Georg Diez zu erläutern. “Die monotheistischen Religionen sind auf Gewalt gebaut” und “…die Bibel endet bekanntlich gewaltig und gewalttätig mit der Offenbarung des Johannes” (Vgl. “Der Glaube braucht den Unglauben”, 27. März 2016). Und weiter: “Auch Jesus gehört in diesen kriegerischen Zusammenhang, auch Jesus war ein Krieger, ein Krieger der Worte vielleicht, aber auf jeden Fall eine Bedrohung, die gross genug war, dass die Römer ihn hinrichten liessen.”

Wem so viel schräge Argumente nicht genügen, den weiht Diez in das vermeintliche Geheimnis ein, dass “Jesus, der Terrorist” von der Kirche “reingewaschen” worden sei, um die “Gewalt, die er repräsentiert” in eine “Botschaft der Liebe und der Versöhnung” zu verwandeln. Will sagen: Nur weil derzeit die Vertreter einer anderen Religion aufgrund ihrer Mordverbrechen erkenntlicher auf der öffentlichen Anklagebank sitzen, heisst dies nicht, dass man die Christen und ihren Religionsgründer so einfach aus dem Blick verlieren und unschuldig laufen lassen dürfte. Bei Diez werden die Vorwurfs-Balken so gebogen, dass auch das Christentum schuldig erscheint, dessen Geburt, wie er verleumderisch betont “aus dem Geist des Antisemitismus” geschah. Schliesslich sucht und findet Diez die Hauptverantwortung für Gewalt ebenso wie seine Magazin-Genossen beim Monotheismus, der “monotheistischen Mechanik der Ausschliesslichkeit”.

Man mag sich fragen, ob die Wirklichkeits-verdrängende Rigorosität, mit welcher der “Spiegel” an allen Publikationsfronten auf das Christentum einschlägt, nicht auch Anlass zu wachsender Besorgnis bietet. Die verbale Gewalt, die dort ausgerechnet zu Ostern gezündet und in Richtung Kreuz artikuliert wurde, wirkt jedenfalls unheimlich kalkuliert. Wie kann man darauf als Christ antworten? Am besten wohl mit sachlicher Kritik und Liebe – zu den Angreifern und zur Wahrheit.

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