Fastenzeitpredigten für die Kurie

Pater Cantalamessa: „Das Zweite Vatikanische Konzil ist ein Zufluss, nicht der Hauptstrom“

Quelle
Konzil (148)

Pater Raniero Cantalamessa, Prediger des Päpstlichen Hauses, hat am heutigen Freitag seine Fastenzeitpredigten für die Kurie begonnen.
In seiner ersten Predigt zur diesjährigen Fastenzeit setzte Pater Raniero Cantalamessa seine Meditationen über die grossen Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils fort. Nachdem seine Betrachtungen in der Adventszeit der Konstitution Lumen gentium gegolten hatte, wandte er sich nun der Konstitution Sacrosanctum Concilium zu. Eingehend stellte er fest, dass das Zweite Vatikanische Konzil „ein Zufluss und nicht der Hauptstrom“ sei. Er erinnerte daran, dass nach dem Konzil ein wahres „Erwachen des Heiligen Geistes“ eingesetzt habe, so dass dieser heLumenute nicht mehr „der grosse Unbekannte“ innerhalb der Dreifaltigkeit sei.

In diesem Zusammenhang versicherte Pater Cantalamessa: „Wenn es einen Bereich gibt, in dem sich Theologie und Leben der katholischen Kirche in den 50 Jahren seit dem Konzil besonders bereichert haben, dann ist es der des Heiligen Geistes.“

Jenseits dieser Feststellungen kreiste die Predigt jedoch hauptsächlich um den „Platz des Heiligen Geistes in der Liturgie“. Jede liturgische Feier, so der Prediger, sei ein „Werk Christi, des Priesters, und seines Leibes, der die Kirche ist“; deshalb sei sie zugleich „in vorzüglichem Sinn heilige Handlung, deren Wirksamkeit kein anderes Tun der Kirche an Rang und Mass erreicht.“

Pater Cantalamessa versuchte auch, aus diesen Überlegungen „die eine oder andere praktische Anweisung zu ziehen, speziell für unsere Art, die Liturgie zu erleben, damit sie in einer ihrer Hauptaufgaben gelingen kann: in der Heiligung der Seelen.“ Der Heilige Geist, stellte der Prediger des Päpstlichen Hauses klar, gebe niemandem einen „Freibrief“, um neue und willkürliche Formen der Liturgie zu erfinden oder die existierende Liturgie eigenmächtig zu verändern.

Dennoch sei er „der Einzige, der die Ausdrucksformen der Liturgie erneuert und ihnen Leben gibt. In anderen Worten: der Heilige Geist macht keine neuen Dinge, aber er macht alle Dinge neu!“ Und er erklärte, was die Aufforderung des heiligen Paulus, im Geist zu beten, bedeute: „Es bedeutet, Jesus zu erlauben, seine priesterliche Funktion weiterhin in seinem mystischen Leib, der Kirche, auszuüben.“

In diesem Zusammenhang wies Pater Cantalamessa darauf hin, dass es nicht ausreiche, „wenn wir uns von Zeit zu Zeit daran erinnern, dass es den Heiligen Geist auch gibt.“ Vielmehr müsse man „die grundlegende Rolle erkennen, die er als Bindeglied sowohl auf dem Weg der Geschöpfe aus Gott heraus als auch auf ihrem Heimweg zu Gott hin spielt.“

Weiter erklärte der Prediger, dass neben der Anbetung „ein wesentlicher Bestandteil des liturgischen Gebets die Fürbitte“ sei. Eigentlich leiste die Kirche immer, wenn sie bete, in irgendeiner Form Fürbitte: für sich selbst und für die Welt, für die Gerechten und für die Sünder, für die Lebenden und für die Toten. „Auch dieses Gebet will der Heilige Geist beleben und bekräftigen“, kommentierte Pater Cantalamessa.

Die Wirksamkeit einer Fürbitte, so der Kapuzinerprediger weiter, hänge nicht davon ab, wie viele Worte man mache, sondern von dem Mass an Angleichung mit dem Gebet Christi, das ein Mensch erreichen könne. „Statt die Worte zu vervielfältigen, ist es eher sinnvoll, die Fürbitter zu vervielfältigen“; was bedeute, die Hilfe Mariens und der Heiligen zu erbitten.

Der Prediger des Päpstlichen Hauses erklärte auch, dass Gott wie ein liebender Vater sei, der die Pflicht habe zu strafen, „aber alle möglichen ‚mildernden Umstände‘ sucht, um es nicht tun zu müssen und in seinem Herzen froh ist, wenn die Brüder des Schuldigen ihn davon abhalten wollen.“

Zum Abschluss seiner Predigt erwähnte Pater Cantalamessa noch, dass „nur wer das Volk vor Gott verteidigt und die Last seiner Sünde getragen hat“ auch das Recht habe und den Mut finden werde, „es hinterher zu rügen und Gottes Sache zu verteidigen, wie Mose es tat.“

Der Volltext der heutigen Meditation ist hier abrufbar.

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