Zeit, vom Schlafe aufzustehen
“Treffpunkt Weltkirche” 2008
“Wir wollen die Not, aber auch die Schätze der Weltkirche zeigen”
München, 19. Dezember 2007, zenit.org
Das weltweite katholische Hilfswerk Kirche in Not lädt zum 3. Internationalen Kongress Treffpunkt Weltkirche unter dem Motto “Zeit, vom Schlafe aufzustehen” vom 11. bis 13. April 2008 in die Augsburger Kongresshalle ein. Über den Kongress, der zentrale und brennende Themen aus Kirche und Welt anpackt und an dem neben mehr als zwanzig Bischöfe, zahlreiche prominente Redner, Schriftsteller und Künstler aus allen Kontinenten mitwirken, sprach Eva-Maria Vogel von der in Unterfranken erscheinenden “Volkszeitung” mit dem Pressesprecher von Kirche in Not Deutschland, Michael Ragg. Wir dokumentieren den am Samstag erschienenen Beitrag, geringfügig erweitert, mit freundlicher Genehmigung der Autorin.
Herr Ragg, “Kirche in Not” veranstaltet den Treffpunkt Weltkirche nach 2004 und 2006 jetzt zum dritten Mal. Was hat Sie dazu ermutigt?
Ragg: Die Begeisterung der Teilnehmer bei unseren beiden ersten Kongressen, die Briefe vieler Christen, und unsere Einschätzung, dass unser Land eine solche Veranstaltung braucht. Wir wollen die Not, aber auch die Schätze der Weltkirche zeigen, damit wir wissen, wo wir helfen müssen, und erfahren, wo uns die Christen anderer Länder mit ihrem Bekennermut und ihrer Glaubensfreude stärken und inspirieren können.
Versprechen Sie sich Chancen für die Kirche in China im Jahr der Olympischen Spiele, wenn Sie auf dem Kongress über “China – Olympische Spiele und christlicher Aufbruch” diskutieren wollen?
Ragg: Es ist schwer einzuschätzen, ob die Spiele der Religionsfreiheit und den Menschenrechten mehr nützen oder mehr schaden. Unabhängig davon wachsen die katholische Kirche und das Christentum allgemein in China seit Jahren sehr stark, am meisten übrigens unter den Studenten.
Im Gegensatz zu manchem Intellektuellen bei uns haben viele Chinesen erkannt, dass Wohlstand und Freiheit im Westen letztlich vor allem dem Christentum zu verdanken sind. Da die Chinesen sich gerne an Vorbildern orientieren, wenden sich viele dem Christentum zu. Es ist derzeit die am schnellsten wachsende Religion. Das müssen wir unterstützen, denn China wird spätestens in der Welt unserer Kinder und Enkel eine massgebliche Rolle spielen. Da kann es uns nicht gleichgültig sein, welche geistigen Kräfte dieses riesige Land bestimmen.
Wir freuen uns, dass wir neben anderen den bekanntesten katholischen Dissidenten Chinas, den Bürgerrechtler Harry Wu, der 19 Jahre im Straflager sass, für unser China-Podium gewinnen konnten.
Wie ist die Situation der Kirche in Kuba, das Sie im Programmheft als “Paradies im Elend” bezeichnen?
Ragg: Auch in Kuba wächst heute wieder die katholische Kirche, zu der sich trotz der nun schon fast fünf Jahrzehnte dauernden Unterdrückung etwa vierzig Prozent der Kubaner bekennen. Sie erkämpft sich immer grössere Freiräume und ist die einzige Hoffnung für einen friedlichen Übergang nach Fidel Castro, der das Land restlos heruntergewirtschaftet hat.
Zum “Treffpunkt Weltkirche” kommt Huber Matos, der seinerzeit neben Castro als “Comandante” siegreich in Havanna eingezogen ist und dann für 20 Jahre im Gefängnis sass, weil er für Demokratie und Freiheit eingetreten ist.
Was hat Sie veranlasst, die wachsende Kirche in Afrika und deren Herausforderung durch den Islam im Kongress-Programm herauszustellen?
Ragg: In Afrika stösst ein lebendiges Christentum auf islamische Kräfte, die über weit grössere finanzielle Mittel verfügen und wenig von Religionsfreiheit halten. Das führt zu Blutvergiessen und zu grosser Bedrängnis von Christen, etwa im Norden Nigerias, im Süden des Sudans oder in Ägypten. Eine ganze Reihe hochrangiger Kirchenführer wird darüber aus erster Hand berichten, so etwa Kardinal Gabriel Zubeir Wako aus dem Sudan oder Erzbischof Berhaneyesus Souraphiel aus Äthiopien.
Was erwarten Sie sich auf dem Kongress, wenn Sie den Exodus der Christen aus dem Heiligen Land thematisieren?
Ragg: Papst Benedikt XVI. selbst hat unser Hilfswerk gebeten, uns besonders der Christen im Heiligen Land und im gesamten Nahen Osten anzunehmen. Es besteht die Gefahr, dass wirtschaftliche Not zusammen mit islamischem Druck die Christen bald aus dem gesamten Gebiet vertrieben haben wird. Hier geht es immerhin um die Heimat Jesu und der Apostel.
Wir dürfen nicht zulassen, dass die heiligen Stätten der Christenheit bald nur noch musealen Charakter haben, weil die lebendigen Steine, die Gläubigen, fehlen. Dazu können auch wir Christen aus dem Westen beitragen, indem wir unsere Glaubensgeschwister besuchen und ihnen Erwerbsmöglichkeiten geben, aber auch dadurch, dass wir klare Signale an die betreffenden Länder schicken, dass wir nicht tatenlos zusehen, wenn Christinnen verschleppt und vergewaltigt werden oder wenn man Christen entführt, um Lösegeld zu erpressen, wie das derzeit zum Beispiel im Irak geschieht. Mehrere Hunderttausend Christen sind allein aus dem Irak geflohen und hausen in Flüchtlingslagern, wo sie unsere Hilfe brauchen, um wenigstens das nackte Leben zu retten.
Warum ist der “Angelus” das Sturmgebet für ein christliches Europa?
Ragg: Das Gebet “Engel des Herrn” oder lateinisch “Angelus” betet der Papst jeden Sonntag um 12 Uhr vom Fenster seiner Wohnung aus, viele Katholiken beten es täglich zur Mittagsstunde. Dieses Zwöf-Uhr-Läuten wurde im 16. Jahrhundert eingeführt, um die Hilfe Gottes für den Bestand des christlichen Europas und gegen die Gefahr der Islamisierung zu erbitten. Wir werden beim “Treffpunkt Weltkirche2 eine Aktion starten, mit der wir dazu aufrufen, den Angelus wieder ganz bewusst in diesem Anliegen zu beten: für den Erhalt und die Erneuerung der christlichen Wurzeln unserer Kultur in Europa, eines Europa, das selbstverständlich auch anderen Religionen ihre Freiheit lässt.
Was wollen Sie mit dem Kongress für die Zukunft der Kirche in Europa beitragen?
Ragg: In mehreren Kongress-Podien geht es vor allem darum, dass die Menschen ein neues christliches Selbstbewusstsein entwickeln: dass sie erkennen, wie positiv das Christentum unseren Kontinent geprägt hat; dass sie neu inspiriert werden, ihrem Lebensalltag ein klares christliches Profil zu geben; dass sie daraus die Kraft entwickeln, sich als Christen in Europa zu behaupten und dem Atheismus, dem Islam oder anderen Lehren in Wahrheit und Liebe entgegentreten.
Hängt es auch davon ab, dass die Situation der Familien im deutschsprachigen Raum verbessert werden kann?
Ragg: Allerdings, denn es wird auch von der Bevölkerungsentwicklung abhängen, ob unsere Nachkommen so leben können, wie wir das für sie erhoffen. Die Familien müssen materiell gestärkt werden, vor allem aber brauchen wir viel mehr Familien, die sich als bewusst christliche Familie, als “Hauskirche” verstehen, und dadurch auf ihre Umgebung ausstrahlen können. Wegweisung dafür erhoffen wir uns vom Sekretär des Päpstlichen Familienrates, Erzbischof Karl-Josef Romer, aber auch von Persönlichkeiten wie Christa Meves oder Gabriele Kuby.
Mit unserem Hauptprogramm verzahnt, bieten wir erstmals einen Familienkongress an, der Familien helfen und stärken soll. Ausserdem gibt es wieder einen Kinderkongress, der 2006 erstmals von der Organisation KidsNET mit ausserordentlichem Erfolg gestaltet wurde.
Was ist das Besondere am “Treffpunkt Weltkirche”?
Ragg: Der “Treffpunkt Weltkirche” ist mehr als ein üblicher Kongress, auf dem man den ganzen Tag Referate zu hören bekommt. Er wird von vielen namhaften katholischen Schriftstellern, Musikern und anderen Künstlern mitgeprägt. Mit dabei sind zum Beispiel das Schauspieler-Ehepaar Barbara Wussow und Albert Fortell, der Opernsänger Peter Lika oder die “Grande Dame” der katholischen Literatur, Gertrud Fussenegger. Heilige Messen und gemeinsame Gebete sollen dem “Treffpunkt Weltkirche” Tiefe geben und den Teilnehmern ermöglichen, die Tage auch zur persönlichen Einkehr zu nutzen. Schliesslich ist der “Treffpunkt Weltkirche” ein Kongress für alle Generationen, ein fröhliches Zusammensein mit 3.000 vom Geist Jesu Christi geprägten Menschen.
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