Mit Gender ins Abseits

Die Gesetzmässigkeiten der Politik lassen sich an der Kirchentür nicht aushebeln

Heilige Dreifaltigkeit + MariaKath. Deutscher Frauenbund
Politischer Druck auf die Kirche durch Gendermainstreaming?

Die Tagespost, 28. August 2015

Die Gesetzmässigkeiten der Politik lassen sich an der Kirchentür nicht aushebeln. Seit Jahren arbeiten auch Politiker der Union einem familienpolitischen Dammbruch nach dem anderen zu – und zwar nach dem immer gleichen Muster: Katholische Laien aus der CDU/CSU fordern mehr oder minder aggressiv eine Öffnung der Kirche. Kirchliche Verbände und der liberale Flügel der deutschen Bischöfe reagieren zustimmend und hüllen diese Position bei Bedarf in eine gefälliger klingende Formulierung (“Gewissensfrage!” – “Toleranz!”). Im Gegenzug machen sich katholische Politiker für Strukturreformen in der Kirche stark, deren Umfang sich ihren Kompetenzen entzieht. Allfälligen Widerspruch aus den eigenen Reihen lässt man ins Leere laufen oder zeigt den Querdenkern die medialen Instrumente, Druck auf sie auszuüben.

Wenn die Parlamentarische Staatssekretärin Maria Flachsbarth (CDU) zum Gender-Diskurs “auch in der katholischen Kirche” aufruft, klingt das nach einer kaum verhüllten Drohung. Von einer “unabdingbaren Voraussetzung für jedes gesellschaftspolitische und kirchliche Handeln” schreibt die Bundestagsabgeordnete in einem am Mittwoch in Freiburg veröffentlichten Beitrag für die “Herder Korrespondenz”. Hier dreht es sich weder um Barmherzigkeit noch um Toleranz, sondern um Machtansprüche. Die Präsidentin des Katholischen Frauenbundes fordert eine Art totalitären Progressismus zwecks Abschaffung des biblischen Schöpfungsbegriffs. Wenn Gender die Brille zur Wahrnehmung der Person wird, bleibt vom christlichen Menschenbild nichts mehr übrig. Gender-Kritiker können sich dann die gesellschaftliche Schmuddelecke teilen und den Vorwurf, nicht diskursfähig zu sein. Doch wer will schon als Ideologe gebrandmarkt werden?

Auf den ersten Blick nichts Neues, könnte man meinen, sondern nur eine neue Variante des Spiels “Verweltlichung der Kirche”, das in Deutschland wie einstudiert über die Bühne geht. Allerdings bedeutet das Eindringen der Gender-ideologie in die Kirche weit mehr als den nächsten Schritt ins theologische Abseits. Mit einer dekonstruierten Schöpfungsordnung erreicht der innere Substanzverlust der Kirche einen Grad, den nicht einmal totalitäre Regime des zwanzigsten Jahrhunderts einkalkuliert hatten. Sind die Grundlagen des christlichen Menschenbildes erst einmal in den Köpfen zunichte gemacht worden, gibt es kein einfaches Zurück. Gender berührt die Kernfrage der Verkündigung. Wollen wir überhaupt Christen sein?

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