Die ‘Mondtheologie’ Joseph Ratzingers
“Seine Theologie will ein Dienst sein, die christliche Offenbarung dem Menschen heute verständlich zu machen”
Kadinal Kurt Koch ist Nachfolger von Kardinal Walter Kasper auf dem Posten des Ökumeneverantwortlichen des Vatikan, wie Kasper ist er gelernter Theologieprofessor und Dogmatiker und hat, bevor er nach Rom kam, ein Bistum geleitet. “Seine Theologie will ein Dienst sein, die christliche Offenbarung dem Menschen heute verständlich zu machen,” so charakterisiert er die Theologie Joseph Ratzingers. “Ich würde grundsätzlich sagen, dass der Heilige Vater mit seiner Theologie nicht originell sein will. Das ist die Grundversuchung der Theologie heute, jeder will möglichst originell sein, und dann haben wir eine Menge Genitiv-Theologien. Der Heilige Vater orientiert sich an der wahren Originalität der Theologie, nämlich am Glauben der Kirche, und er will im Grund mitglauben mit der Glaubensgemeinschaft der Kirche.”
Koch sieht klar die Hierarchie des Gebens und Nehmens, die sich durch die Theologie des Papstes ziehe, zuerst habe Gott gegeben, dann antworte der Mensch. Das begründe aber keine Unterwerfung, im Gegenteil: “Offenbarung ist in erster Linie der Akt, in dem Gott sich dem Menschen zuwendet, und dann erst in zweiter Linie die Sätze, die Glaubenssätze. Deshalb ist ein Kernwort seiner Theologie das Wort Freundschaft. Es braucht eine Beziehung mit dem auferstandenen Christus.”
Dieses Anliegen würde sich sicherlich auch noch durch die nächsten Jahrzehnte weiter ziehen und den Papst lange überdauern, “vor allem diese grundsätzlichen Akzente, die er gesetzt hat, das in den Mittelpunkt Stellen der Gottesfrage, dass die Kirchenfrage sekundär ist, dass in erster Linie die Gottesfrage im Vordergrund steht, wie das eigentlich das Konzil gewünscht hat – Lumen gentium ist nicht die Kirche, sondern ist Jesus Christus und die Aufgabe der Kirche besteht darin, dieses Licht in die Welt zu tragen, was die Kirchenväter sehr schön gesagt haben: Sie haben die Kirche mit dem Mond verglichen. Wie der Mond kein anderes Licht hat als das, das er von der Sonne empfängt, so hat auch die Kirche kein anderes Licht als das, das sie von Christus empfängt, und das muss sie in die Welt tragen. Wir müssen etwas wie eine lunare Ekklesiologie vertiefen und weitertragen, in der die Kirche sich damit zufrieden gibt, der Mond zu sein und nicht selber die Sonne zu sein.”
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