Tochter Gottes, Braut Gottes, Mutter Gottes

Impuls zum Dreifaltigkeitsfest, Lesejahr B — 31.Mai 2015

Münster, 29. Mai 2015, zenit.org, Msgr. Dr. Peter von Steinitz

In diesem Jahr fällt das Fest der Allerheiligsten Dreifaltigkeit auf den letzten Tag des Monats Mai. Früher wurde am 31. Mai das Fest Maria Königin gefeiert, dann nach der Liturgiereform Maria Heimsuchung. Letzteres ist in der Weltkirche noch so, in Deutschland aber wird dieses Fest traditionell am 2. Juli begangen. Wenn man davon absieht, dass man am 13. Mai den Gedenktag von Fatima feiern kann, gibt es im Mai keinen Marienfeiertag. Dafür ist aber der ganze Monat Mai so etwas wie ein grosses Marienfest. Betrachten wir, wie Maria in das Geheimnis der Dreifaltigkeit eingewoben ist!

Das Dreifaltigkeitsfest, das am Sonntag nach Pfingsten begangen wird, ist nach den vielen liturgischen Höhepunkten des Osterfestkreises so etwas wie eine Zusammenfassung. Für die orthodoxen Christen ist übrigens Pfingsten mit dem Dreifaltigkeitsfest identisch.

Nach dem Geheimnis der Menschwerdung Gottes, der Erlösung durch Christi Tod und Auferstehung, der Ausgiessung des Heiligen Geistes, denkt die Kirche an das zentrale Geheimnis Gottes, aus dem alle diese Werke Gottes entspringen, die Dreifaltigkeit. Der Eine Gott existiert zugleich in drei Personen. Ein wahrhaft gewaltiges Geheimnis, das den menschlichen Verstand übersteigt: ein Gott, nicht drei Götter, dennoch drei verschiedene Personen, die in unfassbarer Weise so miteinander verbunden sind, dass sie eins sind. Vielleicht ist es annäherungsweise eine kleine Verständnishilfe, wenn wir uns daran erinnern, dass Gott die Liebe selber ist. Wenn nun Liebe zur Einheit hinstrebt, und die Liebe der drei göttlichen Personen zueinander unendlich ist, mag hier ein Hinweis auf das Einssein in drei Personen vorliegen. Dennoch muss der Mensch immer wieder vor dem Geheimnis Gottes niederknien und sich darüber im Klaren sein, dass er ihn letztlich nicht begreifen kann. Das wiederum ist aber in sich logisch, denn es kann nicht sein, dass wir begrenzte Menschen Gott “verstehen”. Wäre das so, dann wären wir auf seiner Ebene.

Eine andere, sehr menschliche Verständnishilfe ist die Betrachtung der Jungfrau Maria. Ihre Beziehung zu Gott ist nicht gedanklicher, sondern “familiärer” Natur. Sie ist mit jeder der drei göttlichen Personen in einer ganz vertrauten Weise verbunden. Sie ist die Tochter des Vaters, sie ist die Braut des Heiligen Geistes, sie ist die Mutter des Sohnes. Weit davon entfernt ermessen zu können, was das konkret für Maria bedeutet, können wir doch sagen, dass hier durch ein Geschöpf jedem Menschen ein Hinweis gegeben wird, wie er dem erhabenen Geheimnis des Schöpfers ein wenig näher kommen kann. Jeder weiss aus eigenem Erleben, was es heisst Tochter, Braut und Mutter zu sein. Diese und ähnliche Dinge kommen im Leben fast jedes Menschen vor.

Wieder einmal sehen wir die unfassbare Grösse Gottes, der das grosse Geheimnis ist, der der “ganz Andere” ist, und der uns zugleich so beglückend nahe ist. Der Schlüssel zu dieser Nähe trägt also den Namen “Familie”.

Und Jesus sagt einmal “Wer den Willen meines Vaters im Himmel tut, der ist für mich Bruder, Schwester und Mutter” (Mt 12,50). Hier eröffnet sich für uns der zweite Schritt in der Betrachtung der Dreifaltigkeit, und es ist ein wiederum sehr logischer Schritt: wir sollen den Willen Gottes tun. Damit ist auch unsere Beziehung zu Gott eine im besten Sinne familiäre, sind wir doch nach seinem erklärten Willen Kinder Gottes.

Maria sagt: “Mir geschehe wie du gesagt hast”, wir sagen im Vaterunser. “Dein Wille geschehe”. Würden wir doch immer dazu stehen!

Diese Gedanken zum Dreifaltigkeitsfest mögen einen gewissen Kontrast darstellen zu dem, was sich heute in der Welt und auch in der Kirche tut.

Nach vielen Jahrzehnten ununterbrochenen Trommelfeuers hat man es geschafft, die Familie zwar noch nicht zu zerstören, wohl aber ihr einen entscheidenden Schlag zu versetzen.

Und doch ist es auch heute noch so, dass jede menschliche Familie, bestehend aus Vater, Mutter und Kind, nach dem Bild der heiligsten Dreifaltigkeit konstituiert ist.

Wenn dies einmal nicht mehr gilt, ist mit dem Ernstfall zu rechnen. Denn “Täuscht euch nicht: Gott lässt seiner nicht spotten” (Gal 6,7).

Msgr. Dr. Peter von Steinitz, war bis 1980 als Architekt tätig; 1984 Priesterweihe durch den hl. Johannes Paul II.; 1987-2007 Pfarrer an St. Pantaleon, Köln; seit 2007 Seelsorger in Münster. Er ist Verfasser der katechetischen Romane: „Pantaleon der Arzt“, „Leo – Allah mahabba“ (auch als Hörbuch erhältlich) und „Katharina von Ägypten“.

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