Kubas Präsident Castro besucht Papst Franziskus
Papst Franziskus hat an diesem Sonntagmorgen den kubanischen Präsidenten Raúl Castro zu einem “privaten Besuch” empfangen
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Kubas Präsident im Vatikan: Ein Kommentar
Castro habe sich beim Papst für den Brief nach Washington und Havanna bedankt, den Franziskus zur Wiederannäherung zwischen den seit langem verfeindeten Staaten USA und Kuba auf den Weg gebracht hatte, hiess es aus dem Vatikan. Zudem übermittelte der Präsident dem Papst die Freude der Kubaner über den im September bevorstehenden Besuch auf der Insel. Über die näheren Gesprächsinhalte machte der Vatikan keine Angaben.
Die Begegnung in den Empfangsräumen der vatikanischen Audienzhalle war “sehr herzlich“, hiess es in einer Note aus dem vatikanischen Pressesaal. Sie dauerte gut 50 Minuten, was im Vergleich zu ähnlichen Audienzen lang ist; die Begegnung zwischen US-Präsident Barack Obama und Papst Franziskus dauerte damals gleich lang, allerdings einschliesslich aller Übersetzungen, die diesmal nicht nötig waren. Es war die erste direkte Begegnung des lateinamerikanischen Papstes mit dem Präsidenten Kubas. Raúl Castro wurde von einer vatikanischen Delegation begrüsst, in der unter anderem der Substitut im Staatssekretariat Angelo Becciu vertreten war; dieser hatte von 2009 bis 2011 als Nuntius in Havanna gewirkt und danach der Gruppe angehört, die den Papst in der Frage USA/Kuba beriet.
Raúl Castro sagte, er werde beim Besuch von Franziskus auf Kuba alle Messen mit dem Kirchenoberhaupt besuchen. Ausserdem bekannte er, alle Reden des Papstes zu lesen. “Wenn er so weitermacht, werde ich zur katholischen Kirche zurückkehren”, sagte Castro wörtlich bei einer Pressekonferenz in Rom nach seiner Begegnung mit dem italienischen Regierungschef Matteo Renzi, den er im Lauf des Sonntagvormittags traf. Das Treffen mit Papst Franziskus bezeichnete Castro bei der Gelegenheit als “angenehm”. Beide seien bei Jesuiten zur Schule gegangen, hielt der kubanische Präsident fest.
Raúl Castro überreichte als Gastgeschenk eine Gedenkmedaille der Kathedrale von Havanna und ein zeitgenössisches Gemälde, das einen betenden Migranten vor einem grossen Kreuz aus Fragmenten alter Boote zeigt. Der Urheber des Bildes, der kubanische Künstler Kcho, gehörte zur Delegation und erklärte dem Papst, er sei von dessen Einsatz für Migranten und Flüchtlinge inspiriert, seit Franziskus seine Reise nach Lampedusa unternahm. Der Papst seinerseits überreichte dem kubanischen Präsidenten – wie allen Staats- und Regierungschef auf Visite im Vatikan – ein Exemplar seines Schreibens “Evangelii Gaudium“ sowie eine Medaille mit dem Bild des Heiligen Martin, der den Armen mit seinem Mantel bedeckt. Er überreiche diese Gabe besonders gern, sagte der Papst seinem Gast, weil sie “nicht nur an die Verpflichtung erinnert, die Armen zu beschützen, sondern auch an die Verpflichtung, aktiv ihre Würde zu fördern”.
Franziskus wird im September, unmittelbar vor seiner USA-Visite, Kuba besuchen, wobei die genauen Reisedaten für Kuba noch nicht feststehen. Am atmosphärischen Durchbruch zwischen den USA und Kuba nach einem halben Jahrhundert der Sanktionen war Ende Dezember Papst Franziskus beteiligt. Seither sind direkte Gespräche zwischen Washington und Havanna angelaufen. Die päpstliche Diplomatie bemüht sich hinter den Kulissen bereits seit langem um eine Aussöhnung der verfeindeten Staaten. Auch Franziskus’ Vorgänger Johannes Paul II. und Benedikt XVI. haben Kuba besucht.
rv 10.05.2015 gs
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