Fürchterlich konkret
‘Entdecken wir erneut die leiblichen Werke der Barmherzigkeit: Hungrige speisen, Durstigen zu trinken geben, Nackte bekleiden, Fremde aufnehmen, Kranke pflegen, Gefangene besuchen und die Toten begraben’
Die Tagespost, 06. Mai 2015
Ein Heiliges Jahr der Barmherzigkeit liefe Gefahr, etwas im Unbestimmten zu verbleiben und allenfalls zu wohlklingenden Worten zu verleiten, wenn Barmherzigkeit nicht so fürchterlich konkret wäre: So hat Papst Franziskus in seiner Bulle zur offiziellen Ankündigung des Jubiläumsjahrs angeregt, wie jeder Einzelne das grosse Thema dieser ausserordentlichen Zeit im eigenen Leben mit Fleisch füllen kann:
“Entdecken wir erneut die leiblichen Werke der Barmherzigkeit: Hungrige speisen, Durstigen zu trinken geben, Nackte bekleiden, Fremde aufnehmen, Kranke pflegen, Gefangene besuchen und die Toten begraben.
Und vergessen wir auch nicht die geistigen Werke der Barmherzigkeit: den Zweifelnden recht raten, die Unwissenden lehren, die Sünder zurechtweisen, die Betrübten trösten, Beleidigungen verzeihen, die Lästigen geduldig ertragen und für die Lebenden und Verstorbenen zu Gott beten.”
Gerade in Deutschland, wo man sich daran gewöhnt hat, Werke der Barmherzigkeit den mit Kirchensteuermitteln und Spenden reichlich versorgten Anbietern professioneller Werke kirchlicher Caritas und Entwicklungsarbeit zu überlassen, kann das Heilige Jahr ein starker Impuls sein, Barmherzigkeit ganz persönlich und bewusst in Familie, am Arbeitsplatz oder in der Nachbarschaft zu üben.
Und dann – auch sehr konkret: der Pilgerweg, die persönliche Umkehr, das Bekenntnis der Sünden, das Durchschreiten der Heiligen Pforte, der Ablass, das heisst der Nachlass der zeitlichen Sündenstrafen für sich und für Verstorbene. Das Heilige Jahr ist nicht dafür da, dass die Kirche wie ein Räuchermännchen den Duft von Gutmenschentum verströmt, sondern jeder Einzelne soll in der Vergebung von Schuld und Sünde die Barmherzigkeit Gottes am eigenen Leib und an der eigenen Seele erfahren. Das Programm dieses Heiligen Jahres, das Erzbischof Salvatore Fisichella vom Vatikan-Rat für die Neuevangelisierung jetzt vorgestellt hat (siehe Seite 5), ist zugleich ein Programm, wie die Ortskirchen und jeder Getaufte wieder besser das Sakrament der Versöhnung entdecken können.
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