Solidarität mit Christen in Not

‘Das Schicksal der Christen in Nahost steht nicht gerade im Fokus der grossen Medien’

Treffpunkt Welkirche 2015, Würzburg
Kath.net-Interview: Mit Pater Hans Buob beim Kongress von Kirche in Not in Würzburg
Kath.net-Interview: Mit Martin Lohmann

Von Oliver Maksan

Die Tagespost, 13. März 2015

Unter ferner liefen, wenn überhaupt: Das Schicksal der Christen in Nahost steht nicht gerade im Fokus der grossen Medien. Auch die Politik beschränkt sich für gewöhnlich auf gelegentliche Stellungnahmen. Umso wichtiger ist es da, wenn Katholiken das Los ihrer Brüder und Schwestern im Orient in den Mittelpunkt stellen. Der internationale Kongress von “Kirche in Not”, der an diesem Wochenende in Würzburg stattfindet, tut genau dies. Irak, Libanon, Ägypten, Israel und Palästina: Zahlreiche Gäste aus Nahost berichten aus erster Hand über die Lage vor Ort. Und die ist bekanntlich nirgends gut, mancherorts aber besonders schlimm.

Es ist wahr, das ganze zwanzigste Jahrhundert über gab es eine kontinuierliche christliche Emigration aus dem Orient. Aus dem Libanon etwa, aber auch aus Palästina sind zahlreiche Christen aus wirtschaftlichen wie politischen Gründen abgewandert und haben eine grosse Diaspora etwa in Lateinamerika gebildet. Doch während der vergangenen zehn Jahre etwa hat diese Entwicklung eine neue Qualität gewonnen. Man muss schon 100 Jahre, zu dem an orientalischen Christen von den Jungtürken verübten Genozid, zurückgehen, um eine dem heutigen Drama vergleichbare historische Parallele zu finden. Den Startschuss hat die amerikanisch-britische Invasion des Irak 2003 gegeben. Genaue Zahlen gibt es keine: Aber möglicherweise haben bis zu zwei Drittel der irakischen Christen ihre Heimat verlassen – ein wahrer Exodus aus der Heimat Abrahams. Heute, nach dem Vorstoss des “Islamischen Staates”, ist der grösste Teil der verbliebenen irakischen Christen zu Flüchtlingen im eigenen Land geworden. In Syrien zeichnet sich keine Beendigung des verheerenden Krieges ab. Auch hier gibt es keine wirklich belastbaren Zahlen. Aber schätzungsweise ein Drittel hat das Land bereits verlassen. Gerade der Libanon ächzt unter der Last der Flüchtlinge, Muslimen wie Christen. Hoffnungsfroher ist da die Lage in Ägypten. Die Christen am Nil, der grössten Gemeinde in der arabischen Welt, teilen die demokratietheoretischen Einwände gegen den Sturz des Muslimbruders Mursi nicht. Sie verbinden mit dem jetzigen Präsidenten Sisi grosse Hoffnungen. Für die Katholiken, die sich beim “Treffpunkt Weltkirche” von “Kirche in Not” versammeln, ist es wichtig, sich aus erster Hand zu informieren. Für die orientalischen Christen wiederum, die nach Würzburg gereist sind, ist es wichtig zu wissen, dass es Interesse und tätige Anteilnahme gibt. Beides ist Ausdruck gelebter christlicher Solidarität.

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