Mehr als 400 Frauen und Kinder verschleppt

Nigeria: Mehr als 400 Frauen und Kinder verschleppt

Quelle
OpenDoors: Länderprofil Nigeria

Nur wenige Tage vor den Parlaments- und Präsidentenwahlen in Nigeria hat die Terrorgruppe Boko Haram schon wieder Frauen und Kinder entführt. Aus Damasak im Bundesstaat Borno, aus der sie in diesem März von Truppen aus Niger und dem Tschad verjagt worden ist, verschleppte die Gruppe über 500 Frauen und Kinder, das bestätigen mehrere Quellen unabhängig voneinander. Sie tötete fünfzig der Geiseln und hat jetzt noch deutlich über vierhundert in ihrer Gewalt. Eine offizielle Bestätigung der Regierung gibt es dafür noch nicht; allerdings hat die ja auch mit dem Wahlkampf im Moment alle Hände voll zu tun. Wir baten Marc-Antoine Pérouse de Montclos vom französischen Institut für Afrikaforschung IFRA um eine Einschätzung der Lage Nigerias vor den Wahlen.

“Was die drei Bundesstaaten betrifft, in denen Boko Haram aktiv ist – da hat die internationale Koalition aus Niger, Tschad und Kamerun viel Boden gegen Boko Haram gutgemacht. Das hat auch der nigerianischen Armee erlaubt, Erfolge zu erzielen. Aber die Herausforderung dort wird jetzt darin bestehen, nicht einen Krieg zu gewinnen, sondern den Frieden, das heisst: Ganz abgesehen von den geschlagenen Schlachten geht es jetzt darum, ob die vertriebenen bzw. geflohenen Bewohner zurückkommen können. Da ist man eindeutig noch nicht soweit. Was die 33 anderen nigerianischen Bundesstaaten betrifft, können die Wahlen dort stattfinden, aber es wird extrem starke Spannungen und Proteste gegen das Wahlergebnis geben, und zwar ganz unabhängig davon, wer gewonnen hat. Man rechnet mit einer sehr starken Wahlbeteiligung, denn zum ersten Mal in der Geschichte Nigerias hat die Opposition wirklich eine Chance zum Sieg – das wäre übrigens eine demokratische Revolution für ganz Afrika, wenn das bevölkerungsreichste Land einen Regierungswechsel hinbekäme, und zwar durch Wahlen und nicht – wie früher – durch einen Putsch oder dergleichen.”

Der Experte weist darauf hin, dass der wichtigste Oppositionskandidat für das Präsidentenamt, der Muslim Muhammadu Buhari, sicher auch von vielen Christen Nigerias gewählt werden wird. Der frühere Diktator, heute 72 Jahre alt, verspricht, mit harter Hand gegen Boko Haram vorzugehen. Mit dem (christlichen) Präsidenten Goodluck Jonathan, der um seine Wiederwahl kämpft, geht Pérouse hart ins Gericht.

Die Bilanz wird von vielen als sehr, sehr schlecht angesehen: Vier verlorene Jahre der Unbeweglichkeit, keine grosse Reform durchgeführt, weder bei der Stromversorgung noch in der Ölindustrie. Paradoxerweise hat sich alles, was die Beliebtheit von Präsident Goodluck Jonathan in den letzten Wochen hätte steigern sollen, gegen ihn gewendet. So hat zum Beispiel die Armee ja tatsächlich jetzt einige Orte zurückgewonnen, die bisher von Boko Haram gehalten worden waren; aber die Leute fragen sich jetzt, warum das nicht schon früher möglich war, und angesichts der Erfolge der Armee sagen viele, das zeige jetzt doch, dass er in den letzten Jahren nichts getan und sich um nichts gekümmert habe.”

rv 25.03.2015 sk

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