“Lass Christus machen”
Die eigene Lebensgeschichte durch Gott annehmen und versöhnen
St. Ulrich
Hl. Vinzenz Pallotti
Das Exerzitienhaus Sankt Ulrich bietet Heilungskurse für Menschen in Not an.
Von Oliver Maksan
Die Tagespost, 31. Januar 2015
Christus und die Sakramente stehen im Programm von Haus St. Ulrich im Mittelpunkt.
Idyllisch liegt Hochaltingen am Rande des Nördlinger Rieses zwischen Feldern und Wiesen. Sehr ländlich ist es hier. Die Verkehrsanbindung könnte besser sein. Und dennoch kommen Gäste aus ganz Deutschland in das kleine bayerisch-schwäbische Dorf. Ihr Ziel: Das Haus Sankt Ulrich. Das katholische Exerzitienhaus wurde 1990 von dem Pallottinerpater Hans Buob und der Gemeindereferentin Barbara Huber gegründet. Die pallottinische Spiritualität prägt das Programm und den Geist der Einrichtung.
“Die Spiritualität des heiligen Vinzenz Pallotti gründet in der Erkenntnis der unendlichen Liebe Gottes“, sagt der Priester. „Diese Liebe wollte ein Geschöpf schaffen, das zugleich ihr Kind ist. So schuf Gott den Menschen ,nach seinem Bild und Gleichnis‘. Diese Gottesebenbildlichkeit liegt im Wesen des Menschen als Wesen aus Leib und Seele verankert. In unserem Haus zeigt es sich darin, dass die Themen: Gott, wer bist Du? und: Wer bin ich? im Hintergrund aller Thematik stehen.“ Barbara Huber ist für die Programmplanung zuständig. „Wir bieten Exerzitien wie ,Ruhen am Herzen Jesu‘ an. Die richten sich vor allem an Menschen, die schon tief im Glauben und kirchlicher Praxis stehen. Wir wollen aber auch Menschen an den Rändern erreichen, die der Kirche und dem Glauben lange fernstanden, die aber hier Heilung für ihr Leben suchen.“ Hier kommen die Heilungskurse ins Spiel, die seit 1993 fester Bestandteil des Hausprogramms sind. „Für diese Suchenden bieten wir vielfältige Kurse zur Lebensaufarbeitung und Versöhnung an.“ Viele Menschen, berichtet Frau Huber, hätten dabei wunderbare Erfahrungen gemacht. Wahre Wunder der Gnade habe sie im Laufe der Jahre erlebt. „In der Anbetung haben sich viele Menschen mit sich und ihren Nächsten versöhnt oder eine schwere Krankheit angenommen. Zu uns kommen Menschen, die glauben, sie hätten ihr Leben an die Wand gefahren, die zum Beispiel kurz vor der Scheidung stehen. Andere haben mit schweren Krankheiten zu kämpfen oder keinen Kontakt mehr zu ihren Kindern. Es sind meist also wirklich Verzweifelte, von Ängsten erfüllte Menschen, die Hilfe suchen.“
Viele, so berichtet sie, kämen, weil sie von anderen vom Haus erfahren hätten und hier ihre letzte Chance sähen. „Bei jedem Kurs haben wir neue Teilnehmer, die noch nie bei uns waren.“ Nicht wenige hätten in ihrer Not Erfahrungen mit Esoterik gemacht. „Wir wollen eine echte christliche Alternative zur Esoterik anbieten. Gott und die Sakramente stehen im Mittelpunkt“, sagt Frau Huber. Pater Buob ergänzt: „Der grundlegende Unterschied zwischen der christlichen Heilung und der ,Heilung‘ in der Esoterik ist: In der christlichen Heilung heilt wirklich Gott. In der Esoterik täuschen Dämonen Heilung vor.“ Das Besondere der Heilungskurse von Sankt Ulrich ist die individuelle Betreuung.
„Das ermöglicht intensive Gespräche und gemeinsames Gebet“, sagt Frau Huber. Mehrere Priester seien zudem bei jedem Kurs anwesend, um die Messe zu feiern und das Bußsakrament zu spenden. „Wir hatten Fälle, da haben Leute seit zwanzig, dreißig Jahren nicht mehr gebeichtet. Während des Kurses haben sie zu einem Leben aus den Sakramenten zurückgefunden. Wir ermutigen sie, sich dem in der Eucharistie gegenwärtigen Christus auszusetzen. Unsere Botschaft ist: Hör auf, dich selbst aus dem Sumpf ziehen zu wollen. Lass Christus machen. Die Menschen sollen erfahren, dass das biblische Wort: Ich bin immer bei dir, auch heute gilt.“
Spenden ermöglichen es, die Kursgebühren niedrig zu halten. „Niemand soll wegen des Geldes nicht teilnehmen können“, sagt Frau Huber. „Die Vorsehung hat stets das Ihre getan. Das Haus gehört schließlich dem lieben Gott. Unsere Kurse sind gut besucht. Wir hatten allein im vergangenen Jahr 10 000 Übernachtungen.“
Das Haus hat sich noch viel vorgenommen. „Wir bauen gerade unser katechetisches Programm aus. Dazu hat uns das Schreiben Evangelii gaudium von Papst Franziskus inspiriert. Wir wollen im Rahmen einer katholischen Jüngerschaftsschule jungen Menschen berufsbegleitend einen Glaubenskurs anbieten, der ihre Persönlichkeit formen soll. Dadurch sollen sie zu einem echten missionarischen Glaubenszeugnis befähigt werden.“ Ein anderer Kurs, der ebenfalls in diesem Jahr starten soll, richtet sich an die Generation 50 plus. „Während zwei Jahren hören die Teilnehmer über Radio Horeb theologische und geistliche Lehrvorträge. Hier bei uns treffen sie sich dann zur Reflexion und Begleitung. Wir wollen damit Menschen reiferen Alters ermöglichen, vor dem Hintergrund ihrer Lebenserfahrung im Glauben zu wachsen und ihn weiterzugeben. Jesus hat schließlich auch erfahrene Menschen berufen.“ Die Ausrichtung an der Lehre des Papstes und der Kirche ist dabei die Grundlage des katechetischen Programms, betont Frau Huber. „Wir wollen den Menschen, die zu uns kommen, die gute katholische Lehre reichen. Das gilt für alle unsere Veranstaltungen, seien es Einkehrtage, Heilungskurse, Seminare, Tagungen oder Schweigeexerzitien: Sie alle sollen die Menschen für Christus und sein Reich gewinnen.“
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