Soll der ‘mündige’ Katholik nicht mehr vor dem Herrn knien?
“Theologie auf den Knien”
Quelle UPDATE: Kommunionbank zurück
Man beruft sich immer wieder auf das Konzil und auf den sogenannten “Geist des Konzils”, der wie das Gespenst von Tübingen erscheint. Aber wichtigste Konzilstexte werden nicht gekannt oder ignoriert.
Gastkommentar von Michael Schneider-Flagmeyer
Trier, kath.net/Forum Deutscher Katholiken, 05. Dezember 2014
Immer wenn mich die Resignation anfällt wie ein Angriff, dann lese ich ganz langsam wieder den 34. Psalm des grossen Königs David, einem Mann, von dem die Heilige Schrift sagt, dass er ein Mann nach Gottes Herzen war und ich erinnere mich daran, dass auch dieser Mann nach Gottes Herzen, mit dem ich mich nicht vergleichen kann, seine schweren Stunden hatte, schwer sündigte und doch aus einer ganz tiefen Freude lebte, die nicht von der Erde stammt. Deshalb leuchtete sein Antlitz.
Er hatte den Herrn immer vor Augen und sein Vertrauen in ihn war festgegründet und währte bis zu seinem seligen Ende.
Uns, die wir in der deutschen Teilkirche leben, fällt es heute schwer, unser Antlitz zum Leuchten zu bringen. Viele Gläubige sind durch die konträren Aussagen auf der Familien-Synode verunsichert und resigniert. Wir erleben die reichste Teilkirche der Welt, verkrustet durch eine alles lähmende Bürokratie, eine Überinstitutionalisierung, an der vieles nicht nur nicht mehr katholisch ist, sondern auch nicht mehr christlich. Seit der Würzburger Synode beruft sich die Mehrheit der Bischöfe immer wieder auf den Papst. Doch was die Päpste lehrten und sagen, das wird wenig befolgt bzw. selektiv gelesen und das herausgepickt, was man gerade gebrauchen kann. Es werden oftmals sehr schöne Predigten gehalten, aber das Gepredigte wird nicht gelebt.
Der Ruf nach Entweltlichung der Kirche der Päpste Benedikt XVI. und Franziskus verhallt und prallt an der geistlichen Bleiglocke, die durch diese Verhältnisse über unserer Teilkirche liegt, völlig ab.
Man beruft sich immer wieder auf das Konzil und auf den sogenannten “Geist des Konzils”, der wie das Gespenst von Tübingen erscheint. Aber die wichtigsten Konzilstexte werden entweder nicht gekannt oder einfach ignoriert. So ergeht es ganz besonders der Konstitution über die heilige Liturgie “Sacrosanctum Concilium”, die in weiten Teilen einfach beiseitegeschoben wurde.
Die Gläubigen in der Diözese Trier haben es in vielen Teilen des Bistums besonders schwer, ihr Gesicht leuchten zu lassen, wenn man an die Flucht so vieler Priester aus dem Amt und der Diözese denkt und die Krise der Kirche einmal mehr überdeutlich in der Pfarrgemeinschaft Beckingen im Saarland sichtbar wurde. Wir haben zuletzt darüber hier auf diesem Blog am 24. November in “Nachlese zur Amtsenthebung des Pfarrers von Beckingen in der Diözese Trier” berichtet.
Das ganze Ausmass ist immer noch nicht bekannt geworden mit Rücksicht auf den amtsenthobenen Pfarrer.
Nun hat sich in einer Gemeinde hier im Saarland etwas ereignet, dass die Situation, in der sich die Kirche befindet, noch mehr verdeutlicht; denn Trier ist nun weiss Gott nicht die einzige Diözese, in der der katholische Glaube – ich meine das wahre Gold in der Kirche –, nicht mehr in seiner ganzen Fülle vom kirchlichem Amt verteidigt wird.
Der Pfarrer hatte im Mittelgang der Kirche vor dem Altarraum eine neugefertigte Kommunionbank aufgestellt, damit sich manche Gläubige – vor allem die Älteren – nicht mehr auf den Boden knien mussten, weil sie das Bedürfnis haben, den eucharistischen Herrn kniend zu empfangen. Der Pfarrer hatte der Gemeinde erklärt, dass nun jeder die Kommunion so empfangen könnte, wie der Geist es ihnen eingibt: stehend mit der Hand oder mit dem Mund oder kniend mit der Hand oder dem Mund. Es wurde so angenommen und viele Menschen kamen von weit her, weil sie hier die Kommunion kniend empfangen konnten.
Nun wurde jetzt ganz plötzlich während der krankheitsbedingten Abwesenheit des Pfarrers auf Weisung des zuständigen Weihbischofs wie angegeben die Kommunionbank entfernt. Es war auch schon vorher bekannt geworden, dass einige Kirchgänger diese Kommunionbank als “vorkonziliarisch” bezeichneten, was nun den Weihbischof zu seiner Anweisung veranlasst haben soll.
Bischof Ackermann hatte bei seinem Pontifikalamt zum Jahr des heiligen Ludwigs die Kommunion vor der Bank stehend ausgeteilt. Damit war man sich eben nicht bewusst, was das Konzil über die heilige Liturgie in seiner sehr aussagekräftigen Konstitution gesagt hatte. Die Gläubigen zu zwingen stehend die Kommunion zu empfangen, erscheint uns mehr in dieser Frage auf eine Hermeneutik des Bruchs hinzuweisen, wie sie von ganz links und ganz rechts vertreten wird. Das war aber nicht die Absicht des Konzils, wie besonders Papst Benedikt XVI. immer betont hat.
Die Erklärung des Pfarrers für die Aufstellung der Kommunionbank erscheint uns mehr gemäss der Hermeneutik der Kontinuität. Dass ausgerechnet in Trier jetzt dieser Rigorismus den Gläubigen gegenüber auftaucht (siehe Beckingen) erscheint uns als ein bedenkliches Zeichen.
Viele Leute kündigten an, den Gottesdienst in dieser zentralen Kirche mit hohem Kirchenbesuch nicht mehr besuchen zu wollen. Auch war zu vernehmen, dass in einer Pfarrei im Sprengel Beckingen die Aufstellung einer Kommunionbank den Protest von “Konzilsgeistlern” mitverursacht hatte.
Was natürlich beunruhigt, ist die Tatsache, dass beim Bischof solche Proteste angenommen werden und auf Verständnis stossen. Das Problem, dass man nicht mehr seine Knie beugen will vor dem eucharistischen Herrn, besteht nicht nur in der Diözese Trier sondern in fast allen Diözesen. Das ist die Frucht der fehlenden Katechese und des verheerenden Religionsunterrichts und der theologischen Ausbildung über Jahrzehnte hinweg. Eine grosse Zahl von Gläubigen weiss einfach nicht mehr, dass “in dieser armen Hülle wohnt der Gottheit ganze Fülle; betet ihn in Demut an der so Grosses uns getan”. Nein, der “mündige” Katholik soll nicht mehr vor dem Herrn knien.
Es gibt aber auch Bischöfe, die entschieden Widerstand leisten. So hat Erzbischof Becker von Paderborn, den Pfarrern, die die Kniebänke aus ihren Kirchen entfernten, mitgeteilt, dass sie von ihm dafür kein Geld mehr erhielten.
Wir wollen hier nun nicht besonders auf Trier und seinem Bischof Stephan Ackermann herumhacken und nochmal wiederholen, dass es diese Probleme auch in anderen Bistümern gibt. Trier hatte unter seinen Vorgängern 30 Jahre lang einen Professor für Pastoralpsychologie im Priesterseminar hocken, den die Fakultät nicht haben wollte, der ein Buch geschrieben hatte: “Christlicher Glaube und praktizierter Unglaube”. Und in diesem Buch nannte der Autor die Kirche eine Holzkuh, die keine Milch gibt und bezeichnete Marienverehrer und Anbeter als Menschen, die man differentialdiagnostisch betrachten müsste. Und am Schluss des Buches schreibt er, ummäntelt von ein paar “frommen” Sätzen: “Ich will Gott begegnen von gleich zu gleich, als Gottes Ebenbild und Bruder. Ich fürchte ihn nicht, ich diene ihm nicht und ich benutze ihn nicht.”
Dieser Mann hat über 30 Jahre Priester ausgebildet unter denen auch Bischöfe waren. Und so darf es uns nicht wundern, dass nun bei uns die Kommunionbänke vor dem Altarraum aus der Kirche geworfen werden. Das macht den Tabernakel und seinen Inhalt natürlich nur zu einem Brotkasten. Die giftigen Früchte solcher Lehren über Jahrzehnte haben wie Unkraut in der Kirche gewuchert und zum Teil die gute Saat verdorben. Ignoriert wurde der Apostel Paulus, der an die Philipper schrieb, dass sich jedes Knie im Himmel, auf der Erde und unter der Erde beugen soll vor dem Namen Jesu. Ignoriert wird der gerade von solchen “Abriss-Aposteln” ständig falsch zitierte Papst Franziskus, der in dieser Woche seinen Vorgänger wiederholt hat und eine “Theologie auf den Knien” gefordert hat.
Ja, solche Verhältnisse können schon sehr deprimierend auf die Gläubigen wirken.
Aber jedem Entmutigten wollen wir empfehlen den 34. Psalm zu beten, damit unser Herz zur Ruhe kommt und die Freude am Herrn auf unserem Gesicht wiederstrahlt. Wir wollen betend und anbetend auf Ihn schauen, “den Urheber und Vollender unseres Glaubens” (Hebräerbrief) und nach wie vor unsere Knie beugen vor dem, der uns so Grosses getan hat.
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