Prager Warnruf
Starke Worte
Die Tagespost, 10. September 2014, Von Jürgen Liminski
Das sind starke Worte. Der Vorsitzende der tschechischen Bischofskonferenz spricht eine Wahrheit aus, die nicht nur sein Land, sondern auch die Kirche und die Gesellschaft in Europa betrifft: Der “geplante Untergang der Familie” – man könnte auch von vorsätzlichem Mord an der Institution Familie sprechen – durch “bestimmte ideologische Strömungen” (zum Beispiel den Genderismus) sei ein “ziviler Atomkrieg”, schlimmer als jede Wirtschaftskrise.
Das ist nicht nur Warnung, es ist bereits Realität im Vollzug. Der Plan wird umgesetzt, der Krieg ist im Gang. Er vollzieht sich in Zeitlupe durch die allmähliche Aushöhlung der Institutionen Ehe und Familie. Auch in Deutschland. Dem Kardinal in Prag ist zu danken. Seine starken Worte zeigen Mut. Und man darf sich fragen: Wo ist der deutsche von Galen, der diese Wahrheit ausspricht?
Es gibt hierzulande nicht einmal einen “Familienbischof”, obwohl der bisherige, Tebartz-van Elst, der in dieser Funktion mutig die Wahrheit vertrat und vermutlich auch deshalb mit so viel Hass medial verfemt wurde, schon seit fast einem Jahr von seinen Pflichten als Bischof entbunden und seit einem halben Jahr auch nicht mehr im Amt ist.
Zeigt diese Vakanz im Vorsitz der Kommission den Stellenwert an, den die Bischofskonferenz der Familie beimisst?
Werden die Deutschen die einzigen sein, die bei der anstehenden Synode in Rom keinen Familienbischof haben?
Wie immer, die Worte aus Prag müssen kein Menetekel sein. Die Synode und das stille, aber effektive Handeln in mehreren Ländern – Stichwort Spanien und Lebensschutz oder Slowakei und Verfassung – zeigen, dass die Kirche auch in feindlichem oder säkularem Umfeld etwas bewegen kann. Und bewegen muss: Denn bei diesen Institutionen, in denen übrigens drei Viertel der Bevölkerung lebt, geht es um die Natur des Menschen und damit auch um seinen Bezug zu Gott. Wer hier wie manche Politiker und EU-Funktionäre die Axt anlegt, der ebnet, wie Romano Guardini schon kurz nach dem Krieg schrieb, den Weg in die “Barbarei”.
Genau das meint auch der Prager Primas.
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