Franziskus ist bereit zu einer Reise in den Nordirak

Papst Franziskus erwägt, persönlich in den Nordirak zu reisen, um seine Solidarität mit den Flüchtlingen dort zu zeigen

Das sagte der Papst bei der “fliegenden Pressekonferenz” auf der Rückreise von Südkorea an diesem Montag. Erst vor kurzem habe er den Regierungschef Kurdistans gesprochen, informierte Franziskus die Journalisten. Er habe sich mit seinen Mitarbeitern intensiv beraten, als man von der Lage der Flüchtlinge in den Kurdengebieten erfahren habe, also von Christen und Jesiden, die mit brutalsten Methoden von der IS-Miliz vertrieben wurden. Eine Mitteilung aus dem Vatikan sei an alle Nuntiaturen gegangen, und ein Brief an den UNO-Generalsekretär wurde verschickt. Dann habe er als persönlichen Gesandten Kardinal Filoni in den Nordirak geschickt.

“Am Schluss sagten wir uns, wenn es nötig ist, wenn wir von Korea zurückkehren, können wir dorthin gehen. Das ist eine Möglichkeit. In diesem Moment ist es nicht das Beste, was man tun kann, aber ich bin dazu bereit.”

Franziskus äuserte sich auch erstmals zum Militäreinsatz gegen die Terrorkämpfer des “Islamischen Staates” im Nordirak. Einen “ungerechten Aggressor” aufzuhalten, sei legitim, sagte Franziskus auf die Frage eines Journalisten. Der Papst wörtlich:

“In jenen Fällen, wo wir vor einer Aggression stehen, kann ich nur sagen, es ist legitim, den ungerechten Aggressor zu stoppen. Ich unterstreiche das Verb stoppen. Ich sage nicht: bombardieren. Ich sage stoppen. Womit er zu stoppen ist, muss man sorgfältig überlegen. Wir erinnern uns: Manchmal wurden unter dieser Rechtfertigung, den ungerechten Aggressor zu stoppen, echte Kriege geführt. Eine einzige Nation kann nicht beurteilen, wie man einen ungerechten Aggressor stoppt.”

Deshalb seien nach dem Zweiten Weltkrieg die Vereinten Nationen entstanden, erinnerte der Papst. Im Irak gebe es heute “so viele Märtyrer”, nicht nur unter den Christen. – Die Vereinigten Staaten haben vor einigen Tagen einen Militäreinsatz im Nordirak gestartet. Der Sondergesandte des Papstes, Kardinal Fernando Filoni, wird demnächst von den Kurdengebieten im Nordirak in die irakische Hauptstadt Bagdad aufbrechen. Der Präfekt der Missionskongregation hätte im Gefolge des Papstes nach Südkorea reisen sollen, wurde aber aus Gründen der Dringlichkeit in die Kurdengebiete entsandt. Dort haben mehrere hunderttausend Menschen Zuflucht gefunden, die von den Dschihadisten des “Islamischen Staates” mit brutalsten Mitteln vertrieben wurden.

Benedikt wie ein Bruder

Auf die Frage des Korrespondenten der Katholischen Nachrichtenagentur nach den Beziehungen des regierenden zum emeritierten Papst sagte Franziskus, er habe ausserordentlich hohe Wertschätzung für Benedikt, frage ihn regelmässig um Rat und empfinde ihn wie einen “weisen alten Grossvater im Haus”. Er schätze auch den Adel, die Demut und den Mut, der in der Geste des Amtsverzichts liege. Vor 70 Jahren sei auch ein emeritierter Bischof eine Ausnahme gewesen – es habe sie nicht gegeben. Heute seien sie “eine Institution”. Deshalb denke er, ein emeritierter Papst sei ebenso bereits “eine Institution”. Das gefalle vielleicht einigen Theologen nicht, räumte der Papst ein. Doch er selbst werde eines Tages überlegen, auf das Papstamt zu verzichten: “Ich werde beten und dasselbe tun.” Benedikt habe eine Tür geöffnet, “die institutionell ist und nicht exzeptionell”.

Jetzt ist es okay

Papst Franziskus hat den Rummel um seine Person einzuordnen gelernt. “Innerlich versuche ich an meine Sünden und Fehler zu denken”, sagte er am Montag auf dem Rückflug von seiner Südkorea-Reise vor Journalisten. Wörtlich fuhr der 77-Jährige fort: “Ich weiss, das dauert nur kurze Zeit. Zwei, drei Jahre, dann geht es ins Haus des Herrn.” Er sehe den Zuspruch der Menschen zu seiner Person als ein “Wirken Gottes in seinem Volk”, der seinen Hirten nutze, so Franziskus. “Am Anfang hat mich das ein wenig erschreckt, aber jetzt ist es okay.” Er wolle lieber Gott danken, “dass sein Volk glücklich ist”.

Papst will die Vereinten Nationen in New York besuchen

Franziskus will die Vereinten Nationen in New York besuchen. Ein solcher Besuch lasse sich “vielleicht” mit seiner zum Reise katholischen Weltfamilientag in Philadelphia im September 2015 verbinden, sagte er am Montag vor mitreisenden Journalisten auf dem Flug von Seoul nach Rom. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon habe ihn dazu eingeladen. Dass Franziskus zu dem internationalen Treffen katholischer Familien reist, das vom 22. bis 27. September 2015 stattfindet, wurde vom US-Erzbistum Philadelphia im Juli bestätigt. Der Papst erwägt nach eigenem Bekunden zudem einen Besuch des US-amerikanischen Parlaments in Washington. Hierzu liege eine Einladung von Präsident Barack Obama vor. “Vielleicht machen wir die drei Städte zusammen”, sagte er. Weiter deutete er an, dass er auch einen Abstecher zum Marienwallfahrtort Guadalupe in Mexiko unternehmen könnte.

Als weiteres mögliches Reiseziel für 2015 nannte Franziskus Spanien. Das Königspaar und die Bischofskonferenz hätten ihn dazu eingeladen. Mögliche Stationen seien der Wallfahrtsort Santiago di Compostela und Avila, der Geburtsort der von ihm sehr verehrten heiligen Teresa (1515-1582). Entschieden sei jedoch noch nichts. “Alles ist möglich”, sagte der Papst. Vom Vatikan bestätigt ist für 2015 bislang nur eine Reise nach Sri Lanka und auf die Philippinen im Januar.

“Meine letzte Urlaubsreise war 1975”

Papst Franziskus erholt sich am liebten zu Hause. “Ich mache schon Ferien, sicher”, sagte der 77-Jährige am Montag vor mitreisenden Journalisten auf dem Rückflug von Südkorea nach Rom. “Ich verändere den Tagesrhythmus. Ich schlafe mehr, lese die Sachen, die mir gefallen, höre Musik, bete mehr. Das ist Erholung.” So habe er es auch in diesem Juli gehalten. Letztmals sei er 1975 für einen Urlaub mit seiner Jesuitengemeinschaft verreist. Anders als Benedikt XVI. und Johannes Paul II. bleibt Franziskus auch während der heissen Sommermonate im Vatikan in seinem Gästehaus Santa Marta. Er brach mit der Tradition seiner Vorgänger, die sich in der Regel von Juli bis September in die päpstliche Sommerresidenz Castel Gandolfo 30 Kilometer südöstlich von Rom zurückzogen und zumeist Urlaube in den norditalienischen Alpen verbrachten.

“Ich habe einige Neurosen”

Mit einem ungewöhnlichen Geständnis hat Papst Franziskus am Montag die mitreisenden Journalisten auf dem Rückflug von Südkorea überrascht: “Ich habe einige Neurosen, zum Beispiel den Mate zu trinken jeden Tag”, sagte Franziskus bei seiner Fliegenden Pressekonferenz. Er habe einmal ein “sehr interessantes” Buch mit dem Titel gelesen “Freu dich, neurotisch zu sein”, berichtete er. Ein paar Neurosen seien “sehr mit dem Leben verbunden”. Dazu gehöre auch, dass er 1975 letztmals für seinen Urlaub verreist sei und sich seither stets zuhause erhole.

rv/kna 18.08.2014 gs/mg

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