Franziskus-Perle des Tages

Die ‘Aristokratie des Verstandes’ und ihr Widerstand gegen den Geist

Hl. BarnabasFranziskus-Perle des Tages: Die Dinge Gottes können nicht nur mit dem Kopf verstanden werden. Die Gnade der Fügsamkeit gegenüber dem Heiligen Geist. Der Glaube kommt allein in der Kirche. Von Armin Schwibach

Rom, kath.net/as, 13. Mai 2014

Bei seinen Betrachtungen in der Predigt am Dienstag der vierten Osterwoche in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses “Domus Sanctae Marthae” befasste sich Papst Franziskus mit den Lesungen vom Tag, in denen zwei Gruppen von Personen hervorträten.

In der ersten Lesung aus der Apostelgeschichte (Apg 11,19-26) gehe es um die aufgrund der Verfolgung Versprengten, die wegen Stephanus entstanden sei: “Sie sind verstreut worden mit dem Samen des Evangeliums und bringen ihn überall hin”.

Anfangs sprächen sie nur mit den Juden. Dann “begannen einige von ihnen, die nach Antiochia gekommen waren, auf natürliche Weise auch mit den Griechen zu reden.“ So hätten sie langsam den Griechen, den Heiden die Tür geöffnet. “Die Nachricht davon kam der Gemeinde von Jerusalem zu Ohren, und sie schickten Barnabas nach Antiochia“ (V. 22), um ihn eine Inspektion durchführen zu lassen: “Als er ankam und die Gnade Gottes sah, freute er sich und ermahnte alle, dem Herrn treu zu bleiben, wie sie es sich vorgenommen hatten. Denn er war ein trefflicher Mann, erfüllt vom Heiligen Geist und von Glauben. So wurde für den Herrn eine beträchtliche Zahl hinzugewonnen” (V. 23-24).

Diese Leute, so der Papst, “haben nicht gesagt: ‘wir gehen zuerst zu den Juden, dann zu den Griechen, zu den Heiden, zu allen’. Nein! Sie haben sich vom Heiligen Geist tragen lassen! Sie waren dem Heiligen Geist gegenüber fügsam”. So füge sich eine Sache in die andere und “sie enden dabei, die Türen für alle zu öffnen: für die Heiden, die nach ihrer Denkart unrein waren. Sie öffneten allen die Türen“.

Dies sei die erste Gruppe von Menschen, jene, die dem Heiligen Geist gegenüber fügsam seien. Einige Male “drängt uns der Heilige Geist dazu, starke Dinge zu tun: wie er Philippus gedrängt hat, hinzugehen und den äthiopische Minister zu taufen; wie er Petrus gedrängt hat, Kornelius zu taufen“ (vgl. Apg 10,24-48).

“Andere Male“, so Franziskus weiter, “trägt uns der Heilige Geist sanft, und die Tugend besteht darin, uns vom Heiligen Geist tragen zu lassen, dem Heiligen Geist keinen Widerstand entgegenzusetzen, dem Heiligen Geist gegenüber fügsam zu sein. Und der Heilige Geist wirkt heute in der Kirche, er wirkt heute in unserem Leben. Jemand von euch wird mir vielleicht sagen: ‘Ich habe ihn nie gesehen!’. ‘Doch achte auf das, was geschieht, was dir in den Sinn kommt, was du im Herzen hast. Sind das gute Dinge? Es ist der Heilige Geist, der dich auffordert, diesen Weg zu beschreiten’. Es bedarf der Fügsamkeit! Fügsamkeit gegenüber dem Heiligen Geist”.

Die zweite Gruppe von Menschen präsentiere das Evangelium (Joh 10,22-30). Dabei handelt es sich für den Papst um “die Intellektuellen“, die sich Jesus im Tempel näherten: die Gesetzeslehrer. Mit diesen hätte Jesus immer seine Probleme gehabt, “da sie nicht zu einem Verstehen gelangten: sie drehten sich um dieselben Dinge, da sie glaubten, dass die Religion allein eine Sache des Kopfes, der Gesetze sei”. Für sie sei es notwendig gewesen, allein die Gebote zu erfüllen: “Sie konnten sich nicht vorstellen, dass es den Heiligen Geist gibt“. So hätten sie Jesus befragt und mit ihm diskutieren wollen: “Alles war im Kopf, alles ist Verstand“. In diesen Leuten “ist kein Herz, keine Liebe, keine Schönheit, keine Harmonie“. Es handelt sich für Franziskus um Menschen, die nur Erklärungen wollten:

“Und du gibst ihnen die Erklärungen, und sie sind nicht überzeugt und kehren mit einer weiteren Frage zurück. Und so drehen und drehen sie sich… So wie sie sich ihr ganzes Leben lang um Jesus gedreht haben, bis zu dem Augenblick, da es ihnen gelungen ist, ihn zu fassen und zu töten! Diese Menschen machen ihr Herz nicht für den Heiligen Geist auf! Sie glauben, dass auch die Dinge Gottes nur mit dem Kopf zu verstehen sind, mit den Vorstellungen, mit den eigenen Vorstellungen. Sie meinen, alles zu wissen. Und was sie nicht mit dem Verstand erfassen können, ist nicht wahr. Da kannst du auch einen Toten wieder zum Leben erwecken, aber sie: sie glauben nicht!”.

Jesus dagegen gehe weiter und sage etwas sehr Starkes: “Ihr aber glaubt nicht, weil ihr nicht zu meinen Schafen gehört! Ihr glaubt nicht, weil ihr nicht zum Volk Israel gehört. Ihr gehört nicht mehr zum Volk. Ihr befindet euch in der Aristokratie des Verstandes”. Eine derartige Haltung, mahnte der Papst, verschliesse das Herz: “Sie haben ihr Volk verleugnet“.

“Diese Leute“, so Franziskus, “haben sich vom Volk Gottes abgespalten und konnten deshalb nicht glauben. Der Glaube ist ein Geschenk Gottes! Doch der Glaube kommt, wenn du in seinem Volk bist. Wenn du – jetzt – in der Kirche bist, und wenn dir durch die Sakramente, von den Brüdern, von der Gemeinde geholfen wird. Wenn du glaubst, dass diese Kirche das Volk Gottes ist. Diese Leute hatten sich abgespalten, sie glaubten nicht an das Volk Gottes, sie glaubten nur an ihre Dinge, und so hatten sie sich ein ganzes System von Geboten zusammengebaut, die die Menschen verjagten: sie verjagten die Menschen und liessen sie nicht in die Kirche eintreten, ins Volk. Sie konnten nicht glauben! Darin besteht die Sünde, dem Heiligen Geist Widerstand zu leisten”.

“Zwei Gruppen von Menschen“, so der Papst abschliessend: “jene der Milde, die milden, demütigen, für den Heiligen Geist offenen Menschen“, und die anderen: “die stolzen, selbstgefälligen, hochmütigen, vom Volk abgespaltenen Leute, die Aristokratie des Verstandes, die die Türen verschlossen hat und dem Heiligen Geist Widerstand leistet“. Dabei handle es sich nicht um Dickköpfigkeit, sondern um mehr – darum, ein hartes Herz zu haben: “und das ist gefährlicher“.

Mit dem Blick auf diese beiden Gruppen von Personen “bitten wir den Herrn um die Gnade der Fügsamkeit gegenüber dem Heiligen Geist, um im Leben voranzugehen, um kreativ und freudig zu sein, denn die anderen Leute waren nicht freudig“. Und: “Wo viel Ernsthaftigkeit ist, da fehlt der Geist Gottes. Bitten wir also um die Gnade der Fügsamkeit und darum, dass der Heilige Geist uns helfe, uns vor jenem anderen bösen Geist der Selbstgefälligkeit, des Stolzes, des Hochmuts, der Verschlossenheit des Herzens gegenüber dem Heiligen Geist zu verteidigen“.

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