Pressesprecher und Journalisten – ein ewiger Kampf?

Bei manchen klappt es gut, bei anderen sehr gut und gelegentlich hakt es auch mal

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Einsicht in die Notwendigkeit zu professioneller Pressearbeit hat sich inzwischen in Diözesen und kirchlichen Verbänden durchgesetzt. Bei manchen klappt es gut, bei anderen sehr gut und gelegentlich hakt es auch mal. Ein Essay von Peter Winnemöller

Berlin, kath.net, 21. Februar 2014

Den ganzen Tag Fragen zu beantworten, ist sicher kein Vergnügen. Wer in einer Pressestelle arbeitet, hat sich das jedoch zum Beruf gemacht.

Kirchliche Pressestellen unterscheiden sich hier in ihrer Arbeit kaum von anderen Pressestellen in Verwaltungen, Wirtschaft oder Politik. Doch häufig genug wird die Beantwortung der Fragen zu Eiertanz. Einen solchen tanzen nämlich der recherchierende Journalist und der Pressesprecher immer dann recht virtuos miteinander, wenn sie vertraut sind. Kennt man sich schon länger oder hat öfter miteinander zu tun, kann zwischen Pressesprechern und Journalisten sogar ein durchaus gutes kollegiales Miteinander wachsen. Das ist das Optimum. Denn der Pressesprecher ist nicht der Feind des Journalisten und umgekehrt.

Im schlimmsten Falle erhält der fragende Journalist erst gar keine Antwort. Passiert das häufiger, so wächst die Verärgerung. Letztendlich sollte Pressesprecher allerdings wissen, dass Journalisten dann doch am längeren Hebel sitzen. “Herr Xy hat sich auf Anfrage dazu nicht geäussert”, klingt nicht nur ungünstig, es ist auch ungünstig für die öffentliche Wahrnehmung. Was gibt es zu verbergen? Was soll hier verschleiert werden? Schon wächst in jedem Journalisten ein kleiner Bob Woodward heran. Das ist ein ganz natürlicher Mechanismus und zugeknöpfte Pressesprecher sind der beste Dünger dafür.

Ein offenes, freundliches Telefonat und eine klare, zitierfähige Aussage erleichtern jedem Journalisten die Arbeit. Da der Mensch von Natur aus geneigt ist, den leichtesten Weg zu gehen, ist dann rund um das Zitat mit allen sonst vorhanden Informationen der Artikel schnell geschrieben. Grundsätzliches Wohlwollen und inhaltliche Kritik schliessen sich nicht aus.

Pressestellen sind eben auch dazu da, dem Journalisten das Handwerk so leicht wie möglich zu machen und damit gleichzeitig eine möglichst positive Berichterstattung für eigenen Arbeitgeber sicher zu stellen.

Nun ist nicht jeder Tag ein Sonnentag. Auch in der Kirche gibt es so manches, was es eigentlich nicht geben sollte. Bis hin zu kriminellen Vorkommnissen ist alles möglich. Menschen sind Sünder und die Kirche besteht aus Menschen. Das ist eine Binsenweisheit. Natürlich muss der Journalist auch die Fehler und Verfehlungen sach- und wahrheitsgemäss berichten. Skandalisierungen sollten dem Boulevard vorbehalten sein.

Was eine Pressestelle / ein Pressesprecher wirklich drauf haben, zeigt sich eigentlich erst in der Krisenkommunikation. Schlagen die Medienwellen über dem Dach des Ordinariats zusammen, zeigt sich erst wirklich, wie nötig eine offensive Kommunikation mit der Presse ist. Die Fakten – soweit sie zur Verfügung stehen – gehören knallhart auf den Tisch. Mauern, drucksen, tricksen und lügen hilft niemandem. Am Ende kommt in der Regel sowieso alles raus und in der öffentlichen Kommunikation haben Lügen ganz besonders kurze Beine. Die Folgen sind fatal.

Die Kirche im deutschsprachigen Raum steht in den letzten Jahren ganz besonders unter einer mehr als nur kritischen Beobachtung der Medien. Abnahme gesellschaftlicher Akzeptanz, nicht zuletzt als Folge einer schwindenden Glaubenspraxis, machen die öffentliche Kommunikation kirchlicher Themen in einer säkularen Umwelt nicht leichter. Fremdheit weltlicher Journalisten gegenüber der Kirche und ihren Themen, oft aus schlichter Unkenntnis, machen kleinteiliges Erklären notwendig. Das ist nicht immer zu leisten. Oft kollidieren Erwartungen der Öffentlichkeit mit der Realität der Kirche. Nicht selten erwächst kritische Berichterstattung aus der Überzeugung, die Kirche (doch endlich) verändern zu müssen. So prallt nicht selten kirchliche Kommunikation an säkulare Überzeugungen ab. Findet man an diesen Schnittstellen keine gemeinsame Sprache, ist Desaster absehbar. Die Praxis zeigt es oft genug nur zu deutlich.

Umso mehr ist es nötig, auch eigene Kommunikationskanäle zu etablieren und wo sie schon vorhanden sind, diese zu pflegen. Auch in den eigenen Kanälen der Kirche soll natürlich professionelle Arbeit geleistet werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob ein solcher Kanal (Printerzeugnis, Internet, Blog oder Hörfunk-/Fernsehsender) in kirchenamtlicher oder privater Hand ist. Journalismus und Publizistik sind Weltdienst der Laien. Mithin ein Dienst im und am Volk Gottes. Pressearbeit und Verkündigung sind zwei Paar Schuhe. Das sollte man nie vergessen. Der Journalist ebenso wie der Pressesprecher, denn wenn sie Katholiken sind, können mit Art und Qualität ihrer Arbeit sehr wohl Zeugnis geben. Predigen sollte aber doch lieber der Pastor.

Gerade die eigenen Kanäle sollten kirchliche Pressestellen besonders gut pflegen. Das bedeutetet nicht, sie zu verhätscheln. Professionell sollte der Umgang schon sein. Doch gut kommunizierte Informationen mit Nachrichtenwert in der Öffentlichkeit zu platzieren, ist ja gerade das Alltagsgeschäft der Pressearbeit. Die grösste Bereitschaft findet man dazu doch letztendlich immer in Redaktionen, die weltanschaulich zumindest grundsätzlich im Gleichklang schwingen.

Das ist in der Wirtschaft so, das ist in der Politik so, warum sollte es eigentlich gerade in der Kirche nicht so sein?

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