Über die Selbstanklage

Eine Meditation über das Gewissen

Kurzbeschreibung

Wegweisende Anregungen des heutigen Papstes, inspiriert von einem Text des spätantiken Wüstenvaters Dorotheus von Gaza mit dem Ziel, nicht schlecht über andere zu reden. “Dieses kleine Buch ist eine Anleitung zur geistlichen Lebenskunst … Die neue Einbettung des alten Textes setzt spirituelle Einsichten frei für den heutigen Leser und die heutige Leserin, die sich auf den Weg realistischer Selbsterkenntnis und Gottsuche machen” (Michael Sievernich SJ).

Über den Autor

Jorge Mario Bergoglio, geb. 1936, Jesuit, 1998-2013 Erzbischof von Buenos Aires, 2001-2013 Kardinal, seit dem 13.3.2013 Papst Franziskus.
Prof. Dr. Michael Sievernich, geb. 1945, Jesuit, Pastoraltheologe, Universität Mainz / Hochschule Sankt Georgen, Frankfurt.

Rezension amazon (4)

Geistliche Lebenskunst
7. November 2013, von Christoph Müller

Es ist ein nachdenklicher Papst Franziskus, der in dem Buch “Über die Selbstanklage” deutlich wird. Es ist ein stiller Jorge Mario Bergoglio, der sich mit dem Buch “Über die Selbstanklage” in deutscher Sprache präsentiert. Oder wie es der Jesuit Michael Sievernich in seinem einführenden Aufsatz “Lebenskunst und Spiritualität” schreibt: Dieses kleine Buch über die spirituelle Lebenskunst stammt von einem Lebensmeister, der zugleich Lesemeister ist. Denn es enthält zum einen die geistliche Weisheit eines Menschen, der die Spiritualität ein Leben lang gelehrt und … ein Leben lang geübt hat.

So zählt das Buch “Über die Selbstanklage” nicht zu einer Vielzahl von Büchern, die man im Alltag zur Hand nimmt, um sich einen kurzen Eindruck zu etwas zu verschaffen. Was Papst Franziskus mit dem Buch “Über die Selbstanklage” geschafft hat, ist das Faktum, dass er einen spätantiken Text des östlichen Mönchtums, den Dorotheus von Gaza geschrieben hat, der Vergessenheit entrissen hat. Er hat noch mehr geleistet. Mit den Augen des zeitgenössischen Menschen schaut er auf den historischen Text und zeigt, dass auch die alten Kirchenlehrer den Menschen der Gegenwart etwas zu sagen haben.

Methodisch ist das Buch “Über die Selbstanklage” sehr gelungen. Der Jesuitenpater Michael Sievernich macht nicht nur den Text des Dorotheus von Gaza verständlich, sondern schaut auch nochmals auf die jesuitischen Prägungen des Papstes Franziskus, die in seinen Betrachtungen natürlich nachvollziehbar sind. Schon in den Worten Sievernichs wird unterstrichen, dass gegenwärtig ein Leben in stiller Einkehr auch notwendig erscheint. Wörtlich: Der alte Text des Dorotheus von Gaza … kreist um die innere Selbstgestaltung vor Gott, die nicht ohne kritische Selbstwahrnehmung und Selbstanklage zu haben ist. Diese zielführende, nur durch lange “Übung zu erlangende Weisheit ist vielleicht nur in der Wüste zu erreichen, wo das Elementare an Gewicht gewinnt und das Allotria seine Attraktivität verliert.” (13)

Wenn Papst Franziskus mit dem Buch “Über die Selbstanklage” etwas mit auf den Weg gibt, ist es die Ermunterung zum Luftholen und sich aus dem Trubel ziehen. Dies veranschaulicht Sievernich mit dem Bezugnehmen auf die Philosophie der Lebenskunst, die sich auf Michel Foucault und Wilhelm Schmid bezieht, denen es um die Selbstreflektion und die Selbstsorge geht. Dieses Abrücken von der Selbstbezogenheit durch Nachdenklichkeit wird dann auch in den genuin von Bergoglio geäusserten Ideen spürbar. Sievernich spitzt es zu: “Unter Anklage ist hier natürlich keine juridische Anklage vor Gericht gemeint, sondern ein geistig – moralisches Geschehen im inneren Forum des Gewissens.” (30)

Deshalb macht es auch Sinn, das Buch “Über die Selbstanklage” zur persönlichen Betrachtung zu nutzen. Man sollte es sich in die Innentasche seiner Jacke stecken, wenn man den Weg in die Kirche sucht oder einen alltagsvergessenen Spaziergang im Wald wagt. Denn dem Gesinnungstäter Jorge Mario Bergoglio nähert man sich nur im Stillen. Das Nachsinnen über Begriffe wie Demut und Geduld gelingt nicht im Trubel des täglichen Einerlei. Genausowenig kann man dem historischen Text des Dorotheus von Gaza mit dem Krach der Gegenwart näher kommen. Nicht umsonst hat die frühchristliche mönchische Literatur sich fernab des antiken Lebens sich entwickeln können. Papst Franziskus Buch “Über die Selbstanklage” lädt zum Rückzug ein, um den Alltag klarer sehen zu können.

Über die Selbstanklage – Eine Meditation über das Gewissen

Autor: Jorge Mario Bergoglio/Franziskus (Papst)
Mitarbeiter:  Michael Sievernich
Taschenbuch: 80 Seiten
Verlag: Verlag Herder; Auflage: 1 (2. Oktober 2013)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3451334518

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