Die Liturgie-Reform des letzten Konzils
Lautere Absichten, traurige Bilanz
Quelle: Literatur – Verzeichnis
Weitere Artikel zur Liturgie-Reform
Erneuerung aus Überlieferung
Zum Artikel in “Die Tagespost” vom 22. Juli 2006:
“Würdige Feier der Heiligen Liturgie”
Der Vatikan ist für Massnahmen gegen Liturgiemissbräuche:
“Erzbischof Ranjith, der Sekretär der Gottesdienstkongregation, mag nicht von einem Scheitern der Liturgiereform sprechen, stellt aber ihre Fruchtlosigkeit fest”. Nun, wenn Fruchtlosigkeit kein Scheitern ist, was dann? Man fühlt sich sogleich an ein Wort des Herrn Jesus Christus erinnert, der gesagt hat: An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen (Mt 7,16).
Noch vor drei Jahren wurde die Verabschiedung der Liturgiekonstitution des 2. Vatikanischen Konzils in euphorischen Worten gefeiert (Kardinal Ratzinger). Nun scheint der Blick für den tatsächlichen Zustand der katholischen Liturgie nüchterner zu werden.
Längst ist deutlich geworden, dass die Liturgie dabei ist, sich in Beliebigkeiten und Banalitäten aufzulösen. Das viel beschworene “Aggiornamento” hat die einst so sichere katholische Liturgie zu einem Tummelplatz für Gottesdienstkreise und “geistbewegte” Gemeindeleiter werden lassen. Da wird dann alles gefeiert, was die Saison zu bieten hat, vom Karneval bis zur Fussballweltmeisterschaft. Nur eines bleibt auf der Strecke:
Die Ehrfurcht um das wahre Opfer des Herrn, das gegenwärtig wird und Mittelpunkt jeder wirklichen und wahren christlichen Liturgie ist.
Dabei waren die Absichten der Konzilsväter doch so lauter: Man wollte den katholischen Kult verständlicher und einfacher machen; man wollte den Gläubigen eine aktivere Teilnahme ermöglichen. Zu einer Glaubenserneuerung hat das ganze jedenfalls nicht geführt. Wie sollte auch eine Liturgiereform den katholischen Glauben erneuern, die unter dem Vorsatz gestartet wurde “jeden Stein aus dem Weg zu räumen, der auch nur den Schatten der Gefahr eines Hindernisses oder des Missfallens für unsere getrennten Brüder bilden könnte”? So Kardinal Annibale Bugnini (Link Red.), der Hauptbeauftragte für die Durchführung der Liturgiereform im Osservatore Romano vom 19. März 1965.
Mitunter hat man heute den Eindruck, es kommt auch gar nicht mehr darauf an, eine Liturgie zu feiern, die klar und unmissverständlich katholisch ist. Und diese Unschärfe hat auch ihre Spuren bei den Gläubigen hinterlassen. Die Notwendigkeit einer Reform der Liturgie wurde von niemandem bestritten. Sie war in manchen Punkten wichtig und gut, besonders im Bereich des Wortgottesdienstes. Niemand hatte auch etwas gegen neue Präfationen oder die punktuelle Zulassung der Landessprache. Die Verantwortlichen für die Liturgiereform haben jedoch einen Paradigmenwechsel zugelassen, der sich für die Liturgie verheerend auswirken musste:
Mit der Einführung des neuen Messbuches war Liturgie keine feste Grösse mehr, der sich alle, Priester und Laien, zu unterwerfen hatten. Jetzt war Liturgie etwas, das man sich unterwerfen konnte, besonders in den Liturgiekreisen, die überall in den Gemeinden aufkamen. Liturgie wurde “gemacht” und wenn man Liturgie nicht selbst “gemacht” hatte, dann galt sie als langweilig.
Kein Wunder, dass ein Gutteil der Gläubigen nicht mehr zur Sonntagsmesse kommt, weil sie diese als “langweilig” empfindet. Man geht nur dann, wenn es einen “gestalteten” Familiengottesdienst gibt, wo etwas los ist. Dieser Paradigmenwechsel hat nicht zu einem vertieften Zugang zu den Geheimnissen der Liturgie geführt, sondern diese verschüttet.
Man scheint dies nun deutlicher zu erkennen und will dieser Fehlentwicklungen mit Kontrollen Herr werden. Das aber ist schon von vornherein zum Scheitern verurteilt da die Opposition zu gross und zu vielschichtig ist. Was man kontrollieren und massregeln kann, ist nur die Spitze des Eisberges. Was also tun?
Besinnen wir uns neu auf jenen Baum, der tiefe Wurzeln hat und reiche Glaubensfrüchte hervorbringt: Die Liturgie der Katholischen Kirche, die über 1500 Jahre gewachsen und gediehen ist, bis man meinte, eine neue kreieren zu müssen.
Pastor Theobald Wiechers, 58730 Fröndenberg Aus: Die Tagespost, 22. 08. 2006
Schreibe einen Kommentar