Meisners Nachfolger
Kölner Katholiken verlangen Mitbestimmung bei Bischofswahl UPDATE
Quelle
Erklärungen von Mariatrost, Königstein und Solothurn korrigieren! (Red.)
Kölner Erklärung 1989
“Schwankende Moden der Zeiten”
Im Erzbistum Köln regt sich Widerstand: Anfang des nächsten Jahres wird ein Nachfolger für Erzbischof Kardinal Joachim Meisner gewählt. Eine Priesterinitiative fordert in einem offenen Brief an Papst Franziskus mehr Mitsprache bei der Entscheidung.
Kölner Dom: Priesterinitiative sendet offenen Brief an Papst Franziskus
Stillhalten war gestern. In einem offenen Brief an Papst Franziskus fordert eine Priesterinitiative im Erzbistum Köln Mitbestimmung bei der Wahl des Nachfolgers von Kardinal Joachim Meisner, der demnächst aus Altersgründen abtritt.
“Wovon Papst Franziskus in Rom spricht, wollen wir jetzt umsetzen”, sagt ein Sprecher der Gruppe. Der Franziskus-Virus könnte ansteckend sein, denn auch in Bistümern wie Hamburg, Freiburg, Limburg, Passau oder Mainz steht die Vergabe neuer Bischofsposten bevor.
Alternativ könnten die bestehenden Gremien wie der Diözesan- und Priesterrat diese Aufgabe übernehmen. “Wir sind überzeugt”, heisst es in dem Schreiben, “dass es zur Freiheit, zur Würde und zu den Aufgaben eines jeden Getauften gehört, mitzutragen und mitzubestimmen, wer die Kirche leitet.” Diese Beteiligung der Katholiken sei ein wesentliches Kriterium für die Glaubwürdigkeit der Kirche und ihrer Botschaft.
Die “Kölner Kircheninitiative”, die den Appell verfasst hat, will damit die jüngsten Aussagen des Papstes zu mehr Verantwortung im Kirchenvolk konkret umsetzen. Die Gruppe der rund 30 Erstunterzeichner besteht vorwiegend aus Klerikern, amtierenden Priestern sowie Diakonen im Erzbistum Köln. Das unterscheidet sie von früheren kirchenkritischen Laien-Initiativen aus den Gemeinden.
Zu den Unterstützern gehören neben den Pfarrern aus Köln auch einige prominente Priester wie der Stadtdekan von Frankfurt am Main, Johannes zu Eltz, der Direktor des Jesuitenkollegs in St. Blasien, Pater Klaus Mertes, der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller oder Theologen wie Norbert Mette und Paul Zulehner. Die Kölner Priester nutzen auch das Internet, um Unterstützer für ihre Initiative zu gewinnen.
Pater Klaus Mertes, der wesentlich zur Aufdeckung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche beigetragen hat, begründet seine Unterstützung der Initiative damit, dass “in den letzten Jahren zu viele Kandidaten auf Bischofstühle von oben durchgesetzt wurden, die das Vertrauen der Leute vor Ort und auch des örtlichen Klerus nicht hatten”. Die Umstände, unter denen Kardinal Meisner seinerzeit durchgesetzt worden sei, lasteten bis heute schwer auf der Diözese.
“Die Wahl des neuen Bischofs sollte endlich öffentlich sein”
Vor 25 Jahren hatte sich bei der Wahl Meisners ein wahrer Eklat ereignet. Papst Johannes Paul II. hatte seinen erzkonservativen Lieblingskandidaten gegen den Willen des Domkapitels und der meisten Kölner Katholiken durchgedrückt – mit Hilfe eines von vielen als unanständig empfundenen Machtmittels.
Mitten im Wahlprozess änderte er gegen die Proteste der damaligen Ministerpräsidenten aus Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz im Handstreich die Wahlordnung. Die Politiker waren sozusagen als Nachfolger des Freistaats Preussen Partner im Konkordatsvertrag mit dem Heiligen Stuhl. Meisner konnte am Ende mit nur sechs Ja-Stimmen bei zehn Enthaltungen von Rom aus ins Amt gehievt werden. Katholiken im ganzen Land protestierten gegen das Vorgehen des Papstes.
Sollte der Appell der Kölner Initiative nun Erfolg haben, würde das Wahlrecht des 15-köpfigen Domkapitels nach mehr als 800 Jahren wenigstens etwas reformiert. Es müsste einen Vorschlag nach Rom leiten, der die Mehrheitsmeinung der Kölner Katholiken wiedergibt. “Die Wahl unseres neuen Bischofs sollte dabei endlich öffentlich und nicht länger geheim sein”, findet der Diakon Hanno Weinert, einer der Initiatoren. Am Ende muss das Domkapitel aber aus drei Namen, die der Papst ihnen zurückschickt, einen auswählen. “Aber dann hätte der Papst ein wirkliches Votum unseres Bistums zu Gesicht bekommen.”
Pater Mertes glaubt an einen Erfolg des Vorhabens, “weil keine einzige dogmatisch relevante Aussage durch den Vorschlag tangiert ist”. Zudem gibt es in der langen Kirchengeschichte durchaus Vorbilder. Schon Papst Cölestin I. (422-432) vertrat den Grundsatz, dass niemand gegen den Willen der Gemeinde zum Bischof bestellt werden solle. Und Leo der Grosse (440-461) schrieb, dass man als Bischof den vorziehen soll, “auf den sich in einträchtigem Verlangen die übereinstimmende Mehrheit von Klerus und Volk gerichtet hat”.
Sollten die Forderungen der Kölner Initiative Gehör finden, könne es nicht nur in Köln, sondern auch in den anderen Bistümern, in denen Neuwahlen anstehen “eine Vorfreude auf den neuen Bischof geben und dafür weniger Heuchelei und hofschranziges Klatschen”, so Mertes.
Anmerkung Redaktion: Bin soeben von einer Beerdigungseucharistie zurück. Sogar während der Wandlung ist das gesamte Kirchenvolk sitzen geblieben. Bei der Kommunion lud der Priester JEDERMAN zum Mahl ein. Es sei ihm keine Bibelstelle bekannt, wo Gott etwas anderes gesagt hätte.
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