Afrikas Stimme ist verstummt

Symbol der Freiheit und der Versöhnung: Nelson Mandela

Papst würdigt Mandela

Die Tagespost, 6. Dezember 2013, von Michael Gregrory

Symbol der Freiheit und der Versöhnung: Nelson Mandela ist tot.

Wer ihm persönlich begegnen durfte, der weiss: Allein Mandelas physische Präsenz beeindruckte. Auch an Persönlichkeit und Stil war Mandela seinen afrikanischen Kollegen weit voraus. Es ist wohl keine Übertreibung, Nelson Mandela zu den grössten Geschenken zu zählen, die Afrika der Welt und vor allem sich selbst jemals gemacht hat, zu verschieden ist seine Art zu führen von der Regierungsweise derer, die die Geschicke des Kontinents heute lenken. Man muss jedenfalls lange suchen, um in Afrika Staaten zu finden, die nicht unter Misswirtschaft, Korruption und Nepotismus leiden. Mandela sendete andere Signale und setzte andere Schwerpunkte. Zuallererst: Er sprach nicht nur von Tugenden, auf denen eine Gesellschaft fussen sollte, er lebte sie als Mensch auch vor: Geduld, Mut, Fleiss, Beharrungsvermögen, um nur einige zu nennen. Das machte und macht ihn bis zum heutigen Tag zu einer Ausnahme in Afrika.

Ausserdem gelang es Mandela, der Welt ein positives, hoffnungsvolles Bild von Afrika zu vermitteln – nicht als Schönfärberei, sondern basierend auf den Werten, die in fast allen Gesellschaften Afrikas tief verwurzelt sind: unbändige Lebensfreude, unerschütterlicher Optimismus und der Wille, die eigene Zukunft in die Hand zu nehmen. Schon gleich nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis sprach Mandela als Repräsentant seiner Heimat nicht nur für Südafrika, sondern für den Kontinent insgesamt. Es hat zu keinem Zeitpunkt in den vergangenen 25 Jahren eine Stimme gegeben, die Afrika besser repräsentiert hat als Nelson Mandela, ein “Exportschlager made in Africa”, auf den man von Kairo bis Kapstadt stolz sein darf.

Ein Übermensch war Mandela beileibe nicht, auch wenn manche Nachrufe derzeit diesen Eindruck vermitteln. Auch politisch gelang Mandela nicht alles, vor allem mit Blick auf seine eigene Partei, den ANC. Anstatt sich zu einer demokratischen Volkspartei weiterzuentwickeln, ist die frühere Protestbewegung heute in Machtkämpfe und Korruption verstrickt.

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