Juden und Christen gegen aggressiven Säkularismus

Kardinal Koch: Juden und Christen gegen aggressiven Säkularismus

220 Rabbiner in Berlin
 
Juden und Christen sollen sich stärker als bisher gemeinsam für den Schutz der Religionsfreiheit einsetzen. Das fordert der für den Vatikan zuständige Verantwortliche für die Beziehungen zum Judentum, Kurienkardinal Kurt Koch.

Angehörige beider Religionen sollten “klare und öffentliche Zeichen der Solidarität” mit allen wegen ihres Glaubens Angegriffenen geben und für sie beten, erklärte Kardinal Koch in einem schriftlichen Grusswort an die in Berlin tagende Konferenz Europäischer Rabbiner (CER).

Zugleich hätten Christen und Juden angesichts eines “aggressiven Säkularismus und militanten Atheismus” die Aufgabe, Zeugen der “transzendenten Dimension” zu sein. Unter dem Deckmantel von “Toleranz” verberge sich zunehmend eine neue Intoleranz gegenüber religiösen Traditionen, so der Schweizer Kardinal.

Hintergrund

Mehr als 200 jüdische Rabbiner aus mehr als 30 europäischen Ländern sind seit Sonntag in der deutschen Bundeshauptstadt zu ihrer diesjährigen Mitgliederversammlung zu Gast. Anlass ist der 75. Jahrestag der Pogrome vom November 1938. Koch würdigte die Wahl des Tagungsorts als “Akt des Mutes und der Überzeugung”. Es sei leider immer noch notwendig, den Antisemitismus zu verurteilen, der zu der grausamen und brutalen Erfahrung der Shoah, der Ermordung der europäischen Juden, geführt habe. Papst Franziskus betone bei jeder Begegnung mit Juden, dass ein Christ nicht Antisemit sein könne, weil das Christentum selbst jüdische Wurzeln habe, erklärte Koch.

pm/kna 12.11.2013 mg

Quelle

2 Antworten auf Juden und Christen gegen aggressiven Säkularismus

  • admin:

    Sehr geehrter Herr Berger

    http://kath.net/news/43699: “Eine Kirche von Heiden, die sich noch Christen nennen”. Unseren Haupt-Auftrag sehen wir nicht in Angriffen auf, resp. der Missionierung Anders-, resp. “Ungläubiger”. Unsere Arbeit gilt vornehmlich der innerkirchlichen Zerstörung. Das schliesst eine tatsächliche Schuldanerkennung keineswegs aus. Wir hoffen, das bringt unser Blog in etwa zum Ausdruck. Dass “Das Fundament des Antisemitismus der in der Shoah gipfelte im Christentum liege” ist eine gern benutzte “undifferenzierte” Behauptung, der heute selbst prominenteste jüdische Vertreter immer wieder widersprechen.

    Schönen Tag und freundliche Grüsse

  • Peter Berger:

    Es gibt keinen “aggressiven Säkularismus”, lediglich einen nicht zuletzt selbstverschuldeten Bedeutungsschwund von Kirchen und teilweise auch von Religion. Dass bspw. die UN Kinderschutz-Kommission vom Heiligen Stuhl Antworten verlangt, wie es zu sexuellem Missbrauch in kirchlichen Einrichtungen an Zehntausenden Kindern während Jahrzehnten hat kommen können, ist auch kein aggressiver Säkularismus, sondern notwendiger Einsatz für die Respektierung grundlegendster Menschenrechte nach kirchlichem Vertuschen dieser Verbrechen und der Verjährungseinrede, um sich einer Strafvervolgung zu entziehen und zivilrechtliche Ansprüche abzuwehren.
    Selbst wenn es einen “aggressiven Säkularismus” gäbe, wäre reine Aggression ungleich harmloser als sexueller Kindsmissbrauch und erst recht 2000 Jahre Christen gegen Juden, was in der Shoah gipfelte, zu der auch die katholische Kirche spät und nur auf Druck der Öffentlichkeit ihre Mitschuld eingestanden hat (vgl. bspw. Erklärung der deutschen Bischöfe 2005). Das Fundament des Antisemitismus liegt weder in der Säkularisierung, noch in nicht-theistischen Sinnressourcen, sondern im Christentum, quasi als grosse Schattenseite der christlich-abendländischen Kultur. Eine Hetze gegen Säkularisierung und nicht-theistische Sinnressourcen durch einen Vertreter der katholischen Kirche erscheint mir angesichts dieser Tatsachen wenig geeignet, sich positiv in einer säkularen, pluralistischen Gesellschaft zu positionieren.
    Bevor ein Kurienkardinal Antisemitismus verurteilt, wäre zu überlegen, ob es nicht glaubwürdiger wäre, die Mitschuld der eigenen Kirche sich immerfort erinnernd zu vergegenwärtigen und Menschen mit nicht-theistischen Sinnressourcen zu respektieren. Schliesslich wurden die Freidenker-Verbände, zu denen sich Atheisten zusammengeschlossen hatten, auf Geheiss von Kardinal Faulhaber 1932 durch die SA verboten. Politisch relevant und verantwortlich blieben definitiv nicht Atheisten, sondern die 95% Christen. Dieser Hinweis ist weder aggressiver Säkularismus, noch militanter Atheismus, sondern eine Erinnerung an eine unleugbare Tatsache. Glücklicherweise stellen sich glaubensstarke, liberale Christen dieser Tatsache und sind offener und wertschätzender gegenüber nicht-theistischen Sinnressourcen. Sie setzen eine positive Ausnahme gegenüber ansonsten immer noch anzutreffender christlicher Intoleranz.

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