30. Sonntag im Jahreskreis – Weltmissionssonntag

Evangelium nach Lukas 18,9-14

by RvaletteIn jener Zeit erzählte Jesus einigen, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren und die anderen verachteten, dieses Beispiel:

Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer, der andere ein Zöllner.

Der Pharisäer stellte sich hin und sprach leise dieses Gebet: Gott, ich danke dir, dass ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort. Ich faste zweimal in der Woche und gebe dem Tempel den zehnten Teil meines ganzen Einkommens.

Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und wagte nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug sich an die Brust und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig!

Ich sage euch: Dieser kehrte als Gerechter nach Hause zurück, der andere nicht. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden.

Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Augustinus (354 – 430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer
Über die Psalmen, Ps. 85,2-3

“Mein Gott, erbarme dich meiner, des Sünders”

“Neige dein Ohr, Herr, höre mich, denn ich bin arm und bedürftig” (Ps 85,1). Er neigt das Ohr nicht dem Reichen zu, sondern dem Armen und dem Bedürftigen, demjenigen, der demütig ist und seine Sünden bekennt, demjenigen, der Erbarmen erfleht, nicht demjenigen, der satt ist, der sich aufbläht und sich rühmt, als würde ihm nichts fehlen, und der spricht: “Ich danke dir, dass ich nicht bin wie dieser Zöllner da”. Denn dieser Pharisäer stellte seine Verdienste heraus; der arme Zöllner bekannte seine Sünden…

All jene, die den Hochmut zurückweisen, sind arm vor Gott, und wir wissen, dass er sein Ohr den Armen und Bedürftigen zuneigt. Sie haben erkannt, dass ihre Hoffnung nicht in Gold oder Silber liegt, noch in den Gütern, die sie, auf Zeit, im Überfluss besitzen… Wenn jemand in sich all das verachtet, weswegen sich der Hochmut so gut aufzublasen weiss, dann ist er ein Armer Gottes. Gott neigt ihm sein Ohr zu, denn er kennt die leidende Zerrissenheit seines Herzens…

Erlernt es also, arm und bedürftig zu sein, ob ihr nun besitzend oder besitzlos seid in dieser Welt; kann man doch einen hochmütigen Bettler und einen von seiner Erbärmlichkeit durchdrungenen Reichen finden. “Gott weist die Hochmütigen zurück”, ob sie nun in Seide gekleidet sind oder mit Lumpen bedeckt; “er schenkt seine Gnade den Demütigen” (vgl. Jak 4,6; Spr 3,34), mögen sie nun die Güter dieser Welt besitzen oder nicht. Gott sieht auf das Innere: dort wägt er ab und dort prüft er. Du siehst die Waage Gottes nicht; deine Gefühle, deine Vorhaben, deine Gedanken – all das legt er auf die Waagschale… Wenn es um dich herum oder in dir etwas gibt, das dich selbstgerecht sein lässt, dann weise es zurück. Gott allein sei deine Sicherheit. Sei arm in ihm, damit er dich anfüllen kann mit sich.

Lesungen

Buch Jesus Sirach 35,15b-17.20-22a

Der Herr ist der Gott des Rechts, bei ihm gibt es keine Begünstigung.
Er ist nicht parteiisch gegen den Armen, das Flehen des Bedrängten hört er.
Er missachtet nicht das Schreien der Waise und der Witwe, die viel zu klagen hat.
Die Nöte des Unterdrückten nehmen ein Ende, das Schreien des Elenden verstummt.
Das Flehen des Armen dringt durch die Wolken, es ruht nicht, bis es am Ziel ist. Es weicht nicht, bis Gott eingreift
und Recht schafft als gerechter Richter.

Psalm 34(33),2-3.17-19.23

Ich will den Herrn allezeit preisen;
immer sei sein Lob in meinem Mund.
Meine Seele rühme sich des Herrn;
die Armen sollen es hören und sich freuen.

Das Antlitz des Herrn richtet sich gegen die Bösen,
um ihr Andenken von der Erde zu tilgen.
Schreien die Gerechten, so hört sie der Herr;
er entreisst sie all ihren Ängsten.

Nahe ist der Herr den zerbrochenen Herzen,
er hilft denen auf, die zerknirscht sind.
Der Herr erlöst seine Knechte;
straflos bleibt, wer zu ihm sich flüchtet.

Zweiter Brief des Apostels Paulus an Timotheus 4,6-8.16-18

Mein Sohn! Ich werde nunmehr geopfert, und die Zeit meines Aufbruchs ist nahe.
Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue gehalten.
Schon jetzt liegt für mich der Kranz der Gerechtigkeit bereit, den mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, aber nicht nur mir, sondern allen, die sehnsüchtig auf sein Erscheinen warten.
Bei meiner ersten Verteidigung ist niemand für mich eingetreten; alle haben mich im Stich gelassen. Möge es ihnen nicht angerechnet werden.
Aber der Herr stand mir zur Seite und gab mir Kraft, damit durch mich die Verkündigung vollendet wird und alle Heiden sie hören; und so wurde ich dem Rachen des Löwen entrissen.
Der Herr wird mich allem Bösen entreissen, er wird mich retten und in sein himmlisches Reich führen. Ihm sei die Ehre in alle Ewigkeit.
Amen.

Tagesheiliger: Hl. Wolfhard

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Die drei Säulen der röm. kath. Kirche

monstranz maria papst-franziskus

Archiv

Empfehlung

Ausgewählte Artikel