Verheissung – Forderung – Sendung

Das Leben des Christen 

Franziskus-Perle des Tages: das Vorübergehen des Herrn und der Mut, ihm nachzufolgen. Das wahre christliche Gebet besteht darin, den Herrn mit seinem Wort des Trostes, des Friedens und der Verheissung zu hören. Von Armin Schwibach

Rom, kath.net/as, 5. September 2013

Wie wird Jesus im Leben eines Christen gegenwärtig?

Als Verheissung, die tröstet, als Forderung nach Grossherzigkeit, als Sendung, die es zu erfüllen gilt. Wenn der Herr kommt, so “fürchte ich, Jesus könnte an mir vorübergehen und nicht wiederkommen”. Mit diesem Wort aus einer Predigt des heiligen Augustinus begann Papst Franziskus seine Betrachtungen bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses “Domus Sanctae Marthae” und dachte über die Weisen nach, wie sich Jesus im Leben eines Christen offenbart.

Verheissung – Forderung – Sendung: mit diesen drei Worten könne der Anspruch Christi sowie die Art christlichen Lebens zusammengefasst werden, bei der es keine Ausnahme gebe. Daran erinnerte Franziskus ausgehend vom Evangelium des Tages (Lk 5,1-11), als Jesus sich den Jüngern Petrus, Jakobus und Johannes mit dem Zeichen des wunderbaren Fischfangs offenbart. Vor allem versichere er Petrus, der über das Zeichen erstaunt und erschrocken gewesen sei: “Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen”. Dann fordere er ihn auf, alles zu verlassen und ihm nachzufolgen, und vertraue ihm eine Sendung an. Im Fall der Apostel “ist der Herr mit einem Wunder an ihrem Leben vorübergegangen”. Nicht immer aber gehe er an uns oder in uns mit einem Wunder vorüber. Dennoch lasse er sich immer verspüren.

“Immer wenn der Herr in unser Leben kommt,” so der Papst, “wenn er in unserem Herzen vorübergeht, sagt er dir ein Wort, er sagt uns ein Wort und gibt uns auch diese Verheissung: ‘Geh vorwärts…, hab Mut, fürchte dich nicht, denn du wirst das tun!’. Es ist dies eine Aufforderung zur Mission, eine Aufforderung, ihm nachzufolgen. Und wenn wir dieses zweite Moment spüren, sehen wir, dass da etwas in unserem Leben ist, was nicht in Ordnung ist, was wir berichtigen müssen, und wir lassen das grossherzig zurück. Oder auch, dass da in unserem Leben etwas Gutes ist, doch er inspiriert uns dazu, es zu verlassen, um ihm näher nachzufolgen, wie dies hier geschehen ist: die Jünger haben alles verlassen, sagt das Evangelium: ‘Und sie zogen die Boote an Land, liessen alles zurück und folgten ihm nach’ (V. 11)”.

Jesus aber fordere nicht, alles um eines Zieles willen zu verlassen, das an sich für den, der es gewählt habe, im Finstern bleibe. Das Ziel werde vielmehr sofort geklärt und sei ein dynamisches Ziel: “Jesus sagt nie: ‘Folge mir nach!’, ohne den Auftrag zu geben. Nein! ‘Folge mir nach, und ich werde das an dir tun’. ‘Folge mir aus diesem Grund nach’. ‘Wenn du vollkommen sein willst, dann lass alles zurück und folge mir nach, um vollkommen zu sein’. Immer ist da die Sendung. Wir gehen auf der Strasse Jesu, um etwas zu tun. Es ist kein Spektakel, auf der Strasse Jesu zu gehen. Wir gehen hinter ihm, um etwas zu tun: das ist die Sendung”.

Verheissung – Forderung – Sendung: diese drei Momente haben für Franziskus nicht allein mit dem aktiven Leben zu tun, sondern auch mit dem Gebet. Ein Gebet nämlich ohne ein Wort Jesu und ohne Vertrauen, ohne Verheissung, “ist kein gutes Gebet”. Zum Zweiten sei es gut, Christus immer um die Bereitschaft zu bitten, etwas zu verlassen. Diese bereite für das dritte Moment vor, da es kein Gebet gebe, in dem Jesus nicht dazu inspiriere, etwas zu tun.

Das wahre christliche Gebet bestehe darin, so der Papst abschliessend, “den Herrn mit seinem Wort des Trostes, des Friedens und der Verheissung zu hören. Den Mut zu haben, sich von etwas zu trennen, das uns daran hindert, eilends ihm nachzufolgen und die Sendung zu übernehmen. Das will nicht heissen, dass sich später nicht Versuchungen einstellen. Viele wird es geben! Doch schaut, Petrus hat wirklich schwer gesündigt, als er Jesus verleugnete. Aber dann hat ihm der Herr vergeben. Jakobus und Johannes… sie haben sich mit dem Karrieredenken versündigt, als sie die Grössten sein wollten, doch der Herr hat ihnen vergeben. Wir können die Apostel, die diese Dinge aus so grosser Nähe erlebt haben, darum bitten, uns die Gnade zu gewähren, immer zu beten, indem wir versuchen, das Wort und die Verheissung Jesu zu vernehmen; den Wunsch zu verspüren, das zu verlassen, was uns daran hindert, Jesus ganz aus der Nähe nachzufolgen; und unser Herz zu öffnen, um seinen Auftrag zu erhalten.”

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