Ägypten: Heisses Pflaster im Nahen Osten

Kirche in Not

Pfarrer Samaan aus Kairo in der SchweizQuelle
Pendler zwischen Kairo und Münsterland

 Pfarrer Kamil Samaan aus Ägypten besucht zwischen dem 8. und 16. Juni 2013 die Schweiz. Er hält Gottesdienste und spricht in Vorträgen über die Situation im heutigen Ägypten. Immer wieder kommt es bei Angriffen auf Christen zu Toten und es werden Kirchen in Brand gesteckt. Pfarrer Kamil klärt auf, ob der Alltag für Christen nach dem “Arabischen Frühling” schwieriger geworden ist und wie allenfalls sinnvoll geholfen werden kann. Kamil Samaan leitet in Kairo ein Kinderheim und spricht fliessend Deutsch.
Termine.

Das Christentum war im Gebiet des heutigen Ägyptens vor der Islamisierung im 7. Jahrhundert die dominierende Religion. Der Evangelist Markus soll um das Jahr 50 in Ägypten missioniert haben. Heute bezeichnen sich je nach Quellen zwischen 6% und 12% der Bevölkerung Ägyptens als Christen. Die meisten Christen gehören zur koptisch-orthodoxen Kirche, der ein Papst vorsteht. Seit 2012 ist dies Tawadros II. Die römisch-katholischen Christen machen weniger als 1% der Bevölkerung aus.

Christen Bürger zweiter Klasse

Ägypten wurde zur Zeit Nassers nicht als religiöser, sondern als sozialistischer Nationalstaat definiert. Viele Ägypter emigrierten als Arbeitssuchende in den 1980er- und den 1990er-Jahren in das erdölreiche Saudi-Arabien, wo sie mit dem islamisch-wahabitischem Gedankengut in Kontakt kamen und es nach Ägypten brachten. Ägyptische Christen werden seither in der Gesellschaft verstärkt ausgegrenzt. In den Medien werden alle Nichtmuslime als “Kuffar” (Ungläubige) bezeichnet. In der Politik sind wichtige strategische Schlüsselpositionen ausschliesslich Muslimen vorbehalten. Im Bildungssystem werden christliche Ägypter teils bereits im Kindesalter diskriminiert.

Tote bei Übergriffen

Bei Übergriffen von Muslimen auf Christen gibt es immer wieder Tote. Bei einem Bombenanschlag auf eine koptische Kirche in Alexandria   kamen am Neujahrstag 2011 mindestens 21 Menschen ums Leben. Am 7. April 2013 war es am Sitz des koptisch-orthodoxen Patriarchen zu Übergriffen auf koptische Christen gekommen, die ihre tags zuvor in Khasus nahe Kairo ums Leben gekommenen Glaubensbrüder zu Grabe trugen. Unbekannte hatten die Trauernden mit Steinen und Molotow-Cocktails angegriffen. Zwei Menschen waren getötet und mehr als 90 verletzt worden. Gegenüber Kirche in Not verurteilte der koptisch-katholische Bischof von Asiut, Kyrillos Samaan, die Angriffe: “Niemand hätte sich jemals vorstellen können, dass man ein für alle Ägypter derart wichtiges Symbol, wie die Markuskathedrale in Kairo angreifen würde. Das ist schockierend. Wir werden aber das wahre Ziel dieser Angriffe nicht erfahren.”

Pfarrer Kamil Samaan

Kamil Samaan wurde 1952 in Assiut geboren. Im Alter von 12 Jahren begann er die Ausbildung im franziskanischen Priesterseminar in Assiut. Hier lebte er von 1963 bis 1969 und bekam einen ersten Eindruck der Theologie. Darauf folgte ein Wechsel in das Priesterseminar in Maadi, einem Stadtteil in Kairo, wo er sein Grundstudium abschloss. In den Jahren 1976 und 1977 leistete er in der Nähe von Suez Militärdienst.

Am 12. Juni 1978 empfang er die Priesterweihe und wirkte einige Jahre als Seelsorger in Ägypten. Weitere Studien führten ihn 1983 nach Rom. Seinen Aufenthalt schloss er mit dem Doktorat 1989 ab. Er doktorierte auf Französisch. Danach kehrte er zurück nach Ägypten, wo er bis 2011 als Dozent an verschiedenen Hochschulen wirkte. Seit 2011 leitet er das Kinderheim “Guter Samariter” in Kairo.

Die koptisch-katholische Kirche

Die koptisch-katholische Kirche gleicht der koptisch-orthodoxen Kirche des Landes in Liturgie und Spiritualität, steht aber in Gemeinschaft mit dem Heiligen Stuhl in Rom. Das Patriarchat wurde 1899 unter Papst Leo XIII. errichtet. Unionsbemühungen reichen indes schon in die Zeit des Konzils von Florenz im 15. Jahrhundert zurück. Derzeit gehören der Kirche, die über eine kleine Diaspora verfügt, etwa 200 000 Gläubige an. Sie sind in sieben Diözesen organisiert und werden von etwa 240 Priestern betreut. Etwa 50000 weitere Katholiken in Ägypten gehören anderen Riten an. Kirche in Not hat die katholische Kirche des Landes sowohl durch Stipendien für die Priesterausbildung als auch durch die Förderung pastoraler Projekte wie Sommerlager für Jugendliche unterstützt. Seit dem Jahr 2000 flossen so über 5.75 Millionen CHF nach Ägypten.

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