Communiquè

Papst Franziskus: Gewissenserforschung für die reiche Kirche in der Schweiz

Karte Bistum ChurQuelle

In einem Communiqué vom 18. April 2013 der Synode der Römisch-katholischen Körperschaft des Kantons Zürich werden der Bischof von Chur, der Generalvikar des Bistums Chur sowie der Medienverantwortliche des Bistums unter Verwendung sinnentstellter Aussagen aus der “Arena” (srf) vom 15. März 2013 kritisiert. In der darauf folgenden Medienberichterstattung ist auch auszugsweise die Rede vom Inhalt eines Schreibens des Bischofs von Chur vom 8. April 2013 an den Präsidenten des Synodalrats der Körperschaft, Dr. Benno Schnüriger.

Anders als behauptet, thematisierte der Generalvikar in der Sendung “Arena” nicht das staatskirchenrechtliche System, sondern die katholische Kirche in der Schweiz. Befragt nach dem neuen Papst Franziskus, der von einer “armen Kirche für die Armen” spricht, hatte der Generalvikar erklärt, dieser stelle für die reiche Kirche in der Schweiz eine Gewissenserforschung dar. Tatsächlich nimmt die katholische Kirche jährlich rund 1 Milliarde Franken ein. Steuergelder dürfen per Gesetz zum ganz überwiegenden Teil nur in der Schweiz ausgegeben werden. Weltkirchlich gesehen ist dies unsolidarisch, schon hinsichtlich europäischer Regionen mit zunehmender Armut, die vom Reichtum in der Schweiz ausgeschlossen bleiben. Dass dies in Frage gestellt werden darf und im Dienst guter Reformen diskutiert werden soll, ist auch die Meinung des Bischofs von Chur. Er bedauert, dass dies im Moment nicht möglich ist und beantwortet wird mit der öffentlichen Anklage jener Personen, die sich dafür einsetzen.

In diesem Zusammenhang werden auch Aussagen des Medienverantwortlichen eine ökumenische Dimension unterstellt, die sie in der “Arena” nie hatten. Theologische Gemeinsamkeiten zwischen Katholischer Kirche und reformierten Landeskirchen waren in der angesprochenen Sequenz der Sendung kein Thema (etwa die Gottheit Jesu Christi, die Hl. Schrift). Es ging allein um den Glaubwürdigkeitsverlust auf beiden Seiten sowie um mögliche Ursachen. Zum Glaubwürdigkeitsverlust meinte der Medienverantwortliche als einzige gemeinsame Ursache das Steuersystem zu erkennen, da die reformierte Seite die bekannten Fragen (Ehe, Sexualmoral, Zölibat oder Kirchenbild) anders beantwortet und damit die Ursachen gerade nicht auf Ebene solcher Fragen liegen können. Diese Äusserung ist in keiner Weise ein Statement gegen die Ökumene.

Zur Frage des staatskirchenrechtlichen Systems hält der Bischof von Chur fest, dass dieses bei allen Verdiensten, die auch in Chur wahrgenommen werden, mit dem theologischen Wesen der Kirche (= Ekklesiologie) in Widerspruch steht und dass der Bischof, anders als behauptet, auch nicht der einzige ist, der dies so sieht. Dazu soll erinnert werden an einen Aufsatz des damaligen Bischofs von Basel, Mons. Kurt Koch, aus dem Jahr 2000 in der Schweizerischen Kirchenzeitung: “Vielmehr ist das theologische Urteil unumgänglich, dass sich die staatskirchenrechtlichen Systeme mit dem katholischen Kirchenverständnis reiben und strukturell mit der Ekklesiologie des Zweiten Vatikanischen Konzils nicht in Übereinstimmung zu bringen sind” (SKZ 168 [2000], S. 179). In diesem Sinn verhält sich der Bischof von Chur ähnlich wie der damalige Bischof von Basel: Auch er hatte öffentlich erklärt, dass dieses System nicht zum Wesen der Kirche passt. Aber er ist den in diesem System wirkenden Personen stets mit Wertschätzung begegnet und hat unter Einbezug des Systems gehandelt. Ebenso wie der heutige Kardinal Koch betont der Bischof von Chur jedoch zugleich die Reformbedürftigkeit des Systems und dankt allen, die dafür offen sind und sich für eine solidarische Kirche einsetzen.

Chur, 19. April 2013
Bischöfliches Ordinariat Chur
Giuseppe Gracia
Beauftragter für Medien und Kommunikation
Hof 19, 7000 Chur
gracia@bistum-chur.ch 079 632 61 81

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