Das Pontifikat Benedikts XVI.: Im Zeichen der Liebe

“Liebesgeschichte zwischen Gott und den Menschen”

Kein Diener“Die Welt wird durch die Geduld Gottes erlöst und durch die Ungeduld der Menschen verwüstet”

Schon Joseph Ratzinger hatte das Christentum mehrfach als “Liebesgeschichte zwischen Gott und den Menschen” bezeichnet

Leseprobe 2 aus dem Buch “Papst im Widerspruch” von Alexander Kissler

Vatikan, kath.net, 22. März 2013

Leseprobe aus dem Buch “Papst im Widerspruch” von Alexander Kissler:

Eines der Hauptanliegen Benedikts XVI. war die Rettung des Wortes. Einem plapperseligen Jahrhundert wollte er den Weg zurück weisen zur klaren Begrifflichkeit – getreu dem bekannten Motto, wonach die Arbeit am Wort immer Arbeit am Gedanken ist. Der Inflation der Laute und der Worthülsen stellte er in einem doppelten Sinn das Wort entgegen: das Wort als göttliche Selbstoffenbarung und das Wort als präziser Ausdruck einer Haltung. Er wusste, dass die meisten Konflikte, die Menschen einander zu Feinden machen, in ihrem Kern ein Streit um Begriffe sind.

Bevorzugtes Mittel einer solchen Rückgewinnung des Wortes waren die Enzykliken, die sich zu einem benediktinischen Triptychon aufaddierten. Sie waren jeweils dem Nachdenken über ein grosses Schicksalswort gewidmet, das ebenso einen wie trennen kann. Erst der Liebe, dann der Hoffnung, dann der Wahrheit galten seine Überlegungen. Unser alltägliches Reden und Gerede kommt ohne diese drei Menschheitsbegriffe nicht aus. Auch Philosophie, Theologie, ja sämtliche Weisheitslehren müssen sie immer wieder neu durchdenken. Was aber ist letztlich Liebe, was meint Hoffnung, wo wohnt Wahrheit?

Eine vierte Enzyklika wurde von Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone im August 2012 angekündigt. Sie soll sich mit dem Glauben beschäftigen und gerüchtehalber bereits Ende 2012 beendet worden sein. Ob sie wohl je veröffentlicht wird?

Das erste Wort der ersten Enzyklika hiess Gott, das zweite Liebe, und darum lautete der Titel der wie stets nach ihren Anfangsworten benannten Enzyklika von 2005 “Deus Caritas est”, “Gott ist (die) Liebe” – ein Zitat aus dem ersten Johannesbrief. Damit war eine wichtige programmatische Aussage getroffen. Das Pontifikat sollte im Zeichen der Liebe stehen, weil der christliche Gott für sich in Anspruch nehmen kann, Liebe zu sein, der Liebe den Weg zu bahnen. Als “Liebesgeschichte zwischen Gott und den Menschen” hatte Joseph Ratzinger mehrfach, etwa im September 2003 im Interview mit dem Fernsehsender EWTN, das Christentum bezeichnet. In der Predigt zu seiner Amtseinführung nannte er die Liebe “das Zeichen Gottes, der selbst die Liebe ist”, und fuhr fort: “Nicht die Gewalt erlöst, sondern die Liebe. (…) Wie oft wünschten wir, dass Gott sich stärker zeigen würde. (…) Wir leiden unter der Geduld Gottes. Und doch brauchen wir sie alle. (…) Die Welt wird durch die Geduld Gottes erlöst und durch die Ungeduld der Menschen verwüstet.” Freilich sei Liebe, so Benedikt XVI. weiter, nicht zu haben ohne die Bereitschaft zu leiden. Er ahnte wohl schon am 24. April 2005, was einem Pontifikat blühen kann, das im Namen der Liebe anhebt: “Betet für mich, dass ich nicht furchtsam vor den Wölfen fliehe.”

Die erste Enzyklika wurde an Weihnachten 2005 unterzeichnet und am 25. Januar 2006 veröffentlicht. An diesem Tag endete auch die alljährliche Gebetswoche für die Einheit der Christen. Zu diesem doppelten Anlass erklärte Benedikt, auf dem “Kernsatz”, dass Gott Liebe ist, basiere “die geduldige Suche nach der vollen Gemeinschaft aller Jünger Christi”. Die wahre Liebe hebt indes “die legitimen Unterschiede nicht auf, aber sie führt sie zusammen in eine grössere Einheit, die nicht von aussen aufgestülpt wird, sondern von innen heraus kommt und (…) zum Gemeinsamen führt. Es ist das Geheimnis der Gemeinschaft – so wie Mann und Frau sich in der Gemeinschaft der Liebe und des Lebens vereinen, die Ehe heisst, so formt die Kirche diese Gemeinschaft der Liebe, die aus einem vielgestaltigen Reichtum der Gaben und der Traditionen besteht. Die Kirche von Rom dient diesem Ziel der Einheit der Liebe.”
Insofern kann der Liebe auch eine ökumenische Dimension innewohnen.

Zum Interview mit Alexander Kissler über das Buch “Papst im Widerspruch”: “Benedikt XVI. war durch und durch modern

kath.net-Lesetipp:

Papst im Widerspruch – Benedikt XVI. und seine Kirche 2005-2013 – Von Alexander Kissler Gebundene Ausgabe: 304 Seiten Pattloch 2013 ISBN-13: 978-3629022158 Gebundene Ausgabe: € 20.60 eBook: € 18.20

Bestellmöglichkeiten: kathShop

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