Abschied von Rom und Ankunft in Castel Gandolfo

Deine Demut hat dich noch grösser gemacht

Vatikanstadt,   Jan Bentz

Heiter und gelassen wirkt Benedikt XVI., als er am letzten Tag seines Pontifikats zu einer kleinen Abschiedszeremonie in den Hof des Vatikanischen Palastes tritt. Am Vormittag hatte er sich persönlich von allen Kardinälen verabschiedet Zenit berichtete (Petrus ruft Kardinäle zur Einheit)

Dann steigt er für eine fünfminütige Fahrt in den Wagen, der ihn zum bereitstehenden Hubschrauber der italienischen Republik bringt. Um 5.07 hebt dieser ab. Die Glocken des Petersdoms läuten.

Das vatikanische Fernsehen überträgt den kurzen Flug über die Dächer von Rom, das Kolosseum und die anderen Monumente der zweitausend Jahre alten Kirche. Benedikt XVI. hat die Geschichte dieser Kirche geprägt.

Um 5.24 landet der Hubschrauber in Castel Gandolfo, die letzte Reise dieses Papstes ist zu Ende.

Das Auto bringt ihn zur päpstlichen Residenz, wo er und seine Vorgänger so oft die Sommer verbracht haben.

Glockengeläut empfängt ihn in Castel Gandolfo, die Häuser geschmückt und beflaggt,  eine jubelnde Menge: Benedetto, Grazie Benedetto, siamo sempre con te (Danke, Benedetto, wir sind immer bei dir). Deine Demut hat dich noch grösser gemacht, steht auf den Spruchbändern.

In freier Rede dankt Benedikt XVI. zehn Minuten später vom Balkon der Residenz den jubelnden Menschen, die dicht gedrängt auf dem Platz warten, immer wieder von frenetischem Applaus unterbrochen. Noch einmal die Arme weit ausgebreitet zum Gruss:

“Danke! Danke! Liebe Freunde, ich bin glücklich, bei euch zu sein, umgeben von der Schönheit der Schöpfung und eurer Zuneigung, die mir sehr gut tut. Danke für eure Freundschaft, für eure Liebe. Ihr wisst, dass dieser Tag für mich anders ist als die vorherigen: Ich bin nicht mehr der Oberste Pontifex der katholischen Kirche, bis acht Uhr werde ich es noch sein, danach nicht mehr. Ich bin nur noch ein einfacher Pilger, der die letzte Station seines irdischen Pilgerweges beginnt. Aber ich werde noch mit meinem Herzen, mit meiner Liebe, mit meinem Gebet, mit meinen Gedanken, mit all meinen inneren Kräften für das Gemeinwohl und das Wohl der Kirche und der Menschheit beten. Und ich empfinde eure Zuneigung als grosse Unterstützung.

Gehen wir weiter, zusammen mit dem Herrn für das Wohl der Kirche und der Welt.”

Freudenrufe ertönen, Tränen werden getrocknet

Dann erteilt er zum letzten Mal den Segen als Papst:

“Ich erteile euch von ganzem Herzen den apostolischen Segen. Es segne euch der allmächtige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.”

Und wieder dankt er, gerührt über die ihm entgegenschlagende Sympathie: “Danke euch allen, gute Nacht, danke!”

Um 20.00 werden die Schweizer Gardisten ihre Posten in der vatikanischen Residenz verlassen. Der Stuhl Petri ist vakant.

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