Sozialethiker Ockenfels kritisiert neue Sinus-Studie
Das Geld für solche Studien sollte besser für konstruktive Medienarbeit eingesetzt werden
Die “wissenschaftsgläubigen Theologen” würden leichtfertig Begriffe, Kategorien und Methoden übernehmen, mit denen die religiöse Realität kaum erfasst werden könne.
Würzburg, kath.net/KNA, 25. Januar 2013
Der Trierer Sozialethiker Wolfgang Ockenfels hat die neue Sinus-Studie über die Lage der katholischen Kirche in Deutschland kritisiert. Die “wissenschaftsgläubigen Theologen” würden leichtfertig Begriffe, Kategorien und Methoden übernehmen, mit denen die religiöse Realität kaum erfasst werden könne, sagte der Dominikanerpater der in Würzburg erscheinenden “Tagespost” (Samstag). Zugleich wies er darauf hin, dass das “Sinus-Milieu-Modell” auch innerhalb der Soziologenzunft umstritten sei.
Die Untersuchung des Marktforschungsinstituts “Sinus” und der kirchlichen Medien-Dienstleistungsgesellschaft (MDG) war am Donnerstag in München vorgestellt worden. Dabei handelt es sich um die erste umfassende Erhebung über die Lage der katholischen Kirche nach der Debatte über die Missbrauchsskandale. Auftraggeber waren mehrere katholische Hilfswerke und Dienststellen, darunter das Militärbischofsamt und das Münchner Ordinariat.
Die Wissenschaftler hatten ermittelt, dass Deutschlands Katholiken überwiegend an ihrer Kirchenzugehörigkeit festhielten, aber in Glauben und Leben oft eigene Wege gingen. “Nicht lebensdienliche Kirchenregeln und Dogmen”, die von Laien vor einigen Jahren noch geduldig ertragen oder stillschweigend umgangen worden seien, würden heute offen angesprochen, hiess es. Dazu zählten etwa die “Diskriminierung von Frauen”, die Zölibatspflicht der Priester, der Ausschluss bestimmter Personengruppen von den Sakramenten sowie die Sexualmoral. Auch erwarteten die Katholiken mehr Mitsprache.
Nach Ansicht von Ockenfels bestätigten die Ergebnisse vor allem die “massenmedial propagierten Phrasen und ohnehin vorhandenen Vorurteile – und verdoppelten sie noch”. Das Geld für solche Studien sollte besser für konstruktive Medienarbeit eingesetzt werden. “Die Kirche scheint vom Pech verfolgt zu sein, sobald sie sich soziologischer Hilfsmittel zur Aufklärung der Glaubenskrise bedient”, fügte der Sozialethiker noch hinzu. Damit spielte er offenbar auf die Auseinandersetzung der deutschen Bischöfe mit dem Kriminologen Christian Pfeiffer an. Der Vertrag mit dessen Kriminologischem Forschungsinstitut Niedersachsen für eine Missbrauchsstudie war im Januar von den Bischöfen wegen mangelnden Vertrauens aufgekündigt worden.
Was ist die Sinus-Studie wert
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