Indien: Zwölf Millionen Mädchen in 20 Jahren abgetrieben
Eine Ärztin begehrt auf gegen Massenabtreibungen
Berlin, kath.net/idea, 3. Dezember 2012
Die Abtreibung ungeborener Mädchen gehört in Indien zum Alltag. Wer sich trotzdem für die Geburt einer Tochter entscheidet, lebt gefährlich. Das berichtet die in Berlin erscheinende linksalternative “tageszeitung” (“taz”). Indischen Studien zufolge seien in den letzten 20 Jahren zwölf Millionen Mädchen im Mutterleib getötet worden, weil ihre Familien lieber einen Jungen wollten. Seit den 90er Jahren können Familien in Indien mit dem Ultraschallgerät frühzeitig das Geschlecht ihres ungeborenen Kindes bestimmen und liessen dann die Mädchen abtreiben, so die taz. Nach Angaben der Vereinten Nationen fehlten dadurch heute schon 85 Millionen Mädchen allein in Indien und China (wo es aufgrund der Ein-Kind-Politik der Staatsführung zu massenhaften Abtreibungen kommt/d.Red.).
Der Bericht zitiert die Vorsitzende der Nationalen Kommission für Kinderrechte in Indien, Shanta Sinha: “Die Motive für den Mord an den ungeborenen Töchtern entstammen einer sehr zeitgemässen Einstellung – man will grosse Hochzeiten, grosse Geschenke und einen stolzen Sohn, aber keine wirtschaftlich unnütze Tochter. Es geht um eine Brutalisierung der individuellen Einstellung zum menschlichen Leben, wie sie erst die Modernisierung hervorbringen konnte.”
Mehr Opfer als bei Hitler oder Stalin
Der Bericht schildert auch das Schicksal der 34-jährigen Ärztin Mitu Khurana, die gegen den Willen ihres Mannes Zwillingsmädchen gebar. Sie verklagte ihren Ehemann wegen des Mordversuchs an seinen eigenen ungeborenen Mädchen. Dazu die taz: Sie ist “die erste, die vor Gericht gegen ein millionenfaches Verbrechen aufbegehrt, das fast alle verschweigen.”
Nachdem nach einer Ultraschalluntersuchung feststand, dass sie zwei Mädchen bekommen würde, habe ihr Mann sie zur Abtreibung aufgefordert, so Khurana. Dies habe sie verweigert. Daraufhin habe ihr Mann sie zu Hause eingesperrt und ihr kein Essen mehr gegeben. Um eine Fehlgeburt zu provozieren, habe er sie zweimal die Treppe herunter geworfen. Zudem habe die Familie ihres Mannes gedroht, die Töchter nach der Geburt zu ertränken. Khurana gelang es, zu ihren Eltern zu flüchten und gebar die zwei Mädchen, die heute sieben Jahre alt sind. Der Ausgang des Prozesses gegen ihren Mann ist noch offen. Die meisten Verfahren in Indien dauern zehn Jahre oder länger, so der Bericht. Mit dem Prozess gegen ihren Mann will Mitu Khurana vor allem auf das millionenfache Unrecht der Abtreibung aufmerksam machen: “Wir töten heute mehr ungeborene Mädchen, als Hitler oder Stalin an Opfern verursachten. Aber hier in Indien schreit niemand auf und niemand wird dafür bestraft.”
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