Diese Stilistik ist zutiefst abzulehnen UPDATE

Stellungnahme von Pfarrer Dr. Guido Rodheudt zu den Medienberichten im Kontext von “kreuz.net”

Seit einigen Wochen wird in den Medien das anonyme Internetportal “kreuz.net” thematisiert.

Dieses Portal bezeichnet sich selbst als katholisch, wird aber zugleich von einem dem katholischen Welt- und Menschenbild widersprechenden Geist der Aggression bestimmt, in dem in unseriöser und beleidigender Weise theologische sowie kirchen- und gesellschaftspolitische Themen behandelt werden.

Diese Stilistik ist zutiefst abzulehnen. Ebenso ist die dort praktizierte nicht zulässige Weise der Vermischung von inhaltlicher Auseinandersetzung und persönlicher Diffamierung für einen Christen inakzeptabel.

Unabhängig davon, dass die Seite von bislang unbekannten Machern betrieben wird, wird sie von Vielen als Informationsquelle genutzt, unabhängig von der journalistischen Qualität ihrer Verarbeitung. Dies lässt einen über das anonyme Portal ein eindeutiges Negativurteil fällen, ungeachtet der Tatsache, dass im interaktiven Leserbereich eine Diskussion zwischen Angehörigen unterschiedlichster Meinungen in seriöser und nicht seriöser Form stattgefunden hat. Beachtet werden muss in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass sich die Ausrichtung des Portals im Laufe der Jahre von einer boulevardhaften, zu einer eindeutig kritikwürdigen polemisierenden und diffamierenden Seite entwickelt hat. War sie vor ca. 8 Jahren nach ihrer Gründung noch dergestalt, dass zahlreiche auch namhafte Institutionen wie das Kölner Domradio, Radio Vatikan oder die Marianische Frauencongregation, eine Gebetsgruppe unter Führung von Gloria Fürstin von Thurn und Taxis, mit Werbelogos auf dieser Seite vertreten waren, so haben die genannten Institutionen mit der Zeit aufgrund der negativen Entwicklung der Seite dafür gesorgt, dass die Verlinkungen eingestellt wurden. So war es auch im Falle des von mir im Jahre 2001 initiierten Netzwerks Katholischer Priester, das bereits vor jeder öffentlichen Diskussion über “kreuz.net” sein Logo von der Seite entfernen liess, weil man deren Entwicklung von einer Informations- zu einer unseriösen Hetzseite nicht mittragen wollte.

Dies geschah, noch bevor sich die Deutsche Bischofkonferenz im Februar 2009 von der Seite distanziert hat. Darüber hinaus hat sich das Netzwerk katholischer Priester anlässlich der jüngsten Mediendebatte in einer Klarstellung vom 29.10.2012 in aller Deutlichkeit von jeglichen Veröffentlichungen dieser Internetseite distanziert, die diffamierend und diskriminierend wirken und dadurch geeignet sein können, auf volksverhetzende, antisemitische, menschenverachtende oder kirchenfeindliche Weise personale Rechte und Gefühle von Menschen zu verletzen.

Das Priesternetzwerk steht mit seiner eigenen Internetseite für ein hohes Mass an Sachlichkeit und Authentizität, was Lehre und Ordnung der katholischen Kirche betrifft. Nun ist es wichtig zu wissen, dass es ein Merkmal von “kreuz.net” ist, ungefragt Artikel fremder Autoren zu übernehmen. Damit soll das Interesse gemischter Leserkreise geweckt werden. Aufgrund meiner theologisch wie kirchenpolitisch konservativen Einstellung ist auch von mir an anderer Stelle publiziertes Material dort zu finden, ohne dass ich dies zu verantworten habe. Dies reicht von Äusserungen im Pfarrbrief über meine Person oder die Pfarrei St. Gertrud betreffende Berichte der Lokalpresse bis hin zu Artikeln, die ich z. B. für renommierte Zeitschriften geschrieben habe. Alle diese Beiträge wurden von dem in Rede stehenden Internetportal ohne mein vorgehendes Wissen dort veröffentlicht.

Aus dieser Vorgehensweise wurde nun seit einiger Zeit in betont antikirchlicher Diktion seitens einiger Medien wie u.a. dem Spiegel, Spiegel online, der Süddeutschen Zeitung der „taz“, der Frankfurter Rundschau und dem Kölner Stadtanzeiger nicht nur eine innere Nähe meinerseits zu besagtem Portal konstruiert, sondern auch der Status eines “Aktivisten” (vgl. Kölner Stadtanzeiger, 02.12.2012) vermutet. Ebenso wurde der Verdacht geäussert, ich hätte Kenntnisse über die Betreiber des Portals (vgl. Süddeutsche Zeitung, 26.11.2012). Desweiteren wurde suggeriert, ich sei Teil eines staatsanwaltlichen Ermittlungsverfahrens, das gegen die Betreiber der Internetseite wegen Volksverhetzung geführt wird (vgl. WDR.de, 02.12.2012).

Dazu ist zu Folgendes zu sagen: Ich habe keine Kenntnisse über die Hintergründe und Betreiber der Seite „kreuz.net“. Ebensowenig bin ich Aktivist der Seite (vgl. dazu auch mein bisher nicht veröffentlichtes Interview mit Christina Zühlke, Redaktion “Westart” des WDR vom 2. Dezember 2012 im Anschluss an diese Stellungnahme). Schliesslich ist der geäusserte Verdacht, der in manchen Medien in die Nähe einer Tatsachenbehauptung gerückt wird, gegen mich würde die Staatsanwaltschaft in Sachen “kreuz.net” ermitteln, falsch! Laut Aussage des zuständigen Staatsanwalts Norbert Winkler, Berlin, vom 3. Dezember 2012 bin ich nicht Beschuldigter im Rahmen eines staatsanwaltlichen Ermittlungsverfahrens!

Alle diesbezüglichen unbegründeten Vorwürfe und falschen Verdächtigungen treffen meine Persönlichkeitsrechte und gereichen zum Schaden meines Berufes als katholischer Priester und meiner Glaubwürdigkeit. Nicht zuletzt die Ausstrahlung der Spiegel-TV-Sendung “Hetze im Namen des Herrn. Die Hintermänner von kreuz.net” vom 25. November 2012 hat in diesem Zusammenhang grosse Unruhe in der Pfarrei und der Herzogenrather Bevölkerung ausgelöst. Ebenso wie in den genannten Print- und Onlinezeitungen wurde hier suggeriert, ich gehöre zu den “Hintermännern” des besagten Internetportals. Dies wurde dazu noch mit dem Ausstrahlen von nicht angemeldeten Fernsehaufnahmen versucht zu untermauern, die ein Kamerateam bei einem überfallartigen Auftritt auf dem Kirchengelände von St. Marien, Herzogenrath, am 22. November 2012 gemacht hatte. Diese Form von unlauterem, unsachlich-investigativem Journalismus muss sich seinerseits den Vorwurf einer hetzerischen Propaganda gefallen lassen, der unter dem Deckmantel der Recherchearbeit keineswegs Aufklärung der Bevölkerung betreibt, sondern Menschen durch unredlichen Umgang mit den Fakten unter falschen Verdacht stellt. Ich hätte bis zu meiner eigenen Konfrontation mit derlei Formen Unsachlichkeit nicht für möglich gehalten, dass ich einmal einer solchen Form von medialer Selbstjustiz ausgesetzt sein würde. Darüber hinaus weise ich darauf hin, dass die genannten Vorgänge nicht nur meine Person oder dem mir verbundenen Netzwerk katholischer Priester treffen, sondern in der Zusammenschau der Presse- und Fernsehveröffentlichungen die katholische Kirche insgesamt. Jenseits der kreuz.net-Debatte sagt der für den Mediensturm verantwortliche ehemalige katholische Theologe David Berger: “Wenn sich die im Artikel aufgezeigten Spuren weiter verdichten, wird das auch ein Riesenskandal für den Vatikan werden. Das PNW (Priesternetzwerk, Anm. d.Verf.) ist derzeit DAS Lieblingsprojekt des Papstes in Deutschland – dies hat der Apostolische Nuntius erst vor kurzem mehr oder weniger direkt der Öffentlichkeit signalisiert. Noch einmal, auch wenn man in der DBK (Deutsche Bischofskonferenz, Anm. d. Verf.) versucht weiter zu beschwichtigen: Diese Hass-Seite kommt aus dem tiefsten Inneren der katholischen Kirche… Es ist eben genau gesehen, vielleicht keine christliche, aber eine durch und durch katholische Internetseite, wenn man die derzeit herrschende päpstliche Version dieser Kirche als Massstab anlegt …” (Leserkommentar 17.11.2012, 13:26 Uhr zu “Im Namen des Herrn”: SüddeutscheZeitung online, 17.11.2012, 11:33 Uhr).

Die daraus sprechende Antihaltung zur katholische Kirche und gegen den Papst scheut nicht vor dem absurden Vorwurf zurück, den Heiligen Vater zum Verursacher des Phänomens “kreuz.net” zu stilisieren. Es geht den Medien insgesamt offenbar nicht in erster Linie um die Bewertung eines unter dem Deckmantel des Katholischen zu unrecht agierenden anonymen Internetportals, sondern um die mit dem Vorwand der medialen Aufklärung betriebene Stigmatisierung der katholischen Kirche und ihrer Gläubigen insgesamt. Die Trias “katholisch-konservativ-kreuz.net” wurde so in der Köpfe der Leserschaft gespielt und ist offenbar erst der Beginn einer grossangelegten Meinungsmache gegen die katholische Kirche.

Ich bitte alle Pfarrangehörigen, Freunde und Förderer von St. Gertrud um einen differenzierten Umgang mit dem Thema, nicht zuletzt auf der Grundlage meiner hier abgegebenen Stellungnahme. Lassen Sie sich nicht aufhetzen und helfen Sie mit, dass die Wahrheit zu ihrem Recht kommt! Denn die Wahrheit ist heute in Bedrängnis, ausgesetzt dem Monopol von Meinungsagenturen und Vertretern von gesellschaftlich mächtigen Interessengruppen, deren erklärtes Ziel es ist, den Einfluss des Christlichen in der Gesellschaft zurückzudrängen. Die falsche Beschuldigung von öffentlichen Vertretern der Kirche ist dazu ein allbekanntes und probates Mittel.
Selbstverständlich stehe ich jedem, der es möchte, zu einem persönlichen Gespräch zur Verfügung.

Herzogenrath, 4. Dezember 2012

Pfarrer Dr. Guido Rodheudt

Äusserungen von Pfr. Dr. Rodheudt gegenüber dem WDR (Redaktion “Westart”) vom 2. Dezember 2012 (gekürzte Fassung)

Auf die Frage, was ich von kreuz.net halte, was ich gut oder nicht so gut fände, betonte ich, dass ich grundsätzlich kein Freund von anonymen Internetforen sei.. Ich führte aus, dass es sich im vorliegenden Fall anfangs um eine unabhängige Informationsseite mit kirchlichem Hintergrund im groben Bildzeitungsstil handelte, in der die heutige groteske Ebene noch nicht betreten war. Ich verwies darauf, dass mit der Zeit die Seite bedenklich bis katastrophal beleidigend und unsachlich wurde, dass das jedoch nichts daran ändere, dass es sachliche Beiträge gab, die dort von andernorts ungefragt übernommen wurden, und die ausserhalb der hetzerischen Stilistik lagen. Es sei , so sagte ich, wie in einem Misthaufen gewesen, in dem sich neben dem Unrat auch u.U. einige wenige noch essbare Tomaten befinden, die dort eigentlich nichts verloren haben.

Sodann wurde ich gefragt, ob ich für “kreuz.net” schreibe, was ich mit “Nein” beantwortet habe. Auf die Frage, wie es dazu käme, dass ich dort sehr oft zitiert worden wäre und wie das komme bzw. wie ich das nun angesichts der aktuellen Lage sehe antwortete ich, dass viele Autoren, die andernorts veröffentlicht haben, dort ungewollt übernommen oder zitiert worden wären. Ich betonte, dass ich nicht wisse, warum das so ist. Daraus ergäben sich für eine vergröberte Wahrnehmung – so führte ich aus – ungerechtfertigte und ehrabschneidende Verdachtsmomente im Hinblick auf eine aktive Mitwirkung.

Anschliessend wurde ich um eine Erklärung gebeten, weshalb auf der Seite des NKP so lange eine Verlinkung zu kreuz.net stand? Ich erklärte, dass das Portal – wie viele Medien – einen Wandel vollzogen habe und dass wir deshalb, als vor Jahren der Stil und die Inhalte unerträglich wurden – lange bevor noch irgendeine Form von öffentlichem Druck dazu gezwungen hätte – darum gebeten hätten, unser Logo dort zu entfernen. (Ich ergänze hierzu an dieser Stelle, dass dies natürlich auch eine umgehrte Verlinkung betraf (Anm. d.Verf.)).

Schliesslich wurde ich gefragt, ob ich mir vorstellen könne, bei der Fahndung nach den Drahtziehern zu helfen? Ich war froh, durch meine Antwort klarstellen zu könne, dass ich grundsätzlich sehr daran interessiert bin, dass es möglichst bald zu einer Enttarnung der Macher kommt, weil dadurch endlich unzulässige Verknüpfungen zwischen dem Portal und unbeteiligten Personen fallen würden und dann nicht mehr die Möglichkeiten bestünde, im Schutz der Anonymität des Portals einen falschen und ehrabschneidenden Verdacht nach dem anderen in die Welt zu setzen.

Quelle
Dr. Guido Rodheudt
Grossangelegte Meinungsmache gegen die katholische Kirche

 

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