Die Welt – der Mensch – der Glaube

“Ich verfolge die Arbeit von kath.net und ich weiss, dass Sie für mich kämpfen”

Benedikt XVI. bei der Generalaudienz: Rechenschaft über den Glauben ablegen gegen den praktischen Atheismus. Papst zu kath.net: “Ich verfolge die Arbeit von kath.net und ich weiss, dass Sie für mich kämpfen” – Von Armin Schwibach

Rom, kath.net/as, 14. November 2012

In der heutigen Katechese zur 38. Generalaudienz des Jahres 2012 – der fünften im Jahr des Glaubens – skizzierte Papst Benedikt XVI. vor rund 8.000 Pilgern und Besuchern in der Aula “Paolo VI” kurz drei Wege, die dem Menschen Möglichkeiten zeigen, wie er Gott, der die Wahrheit ist, erkennen kann. Dabei gebe es den Weg über die Welt, über den Menschen und über den Glauben.

Der Papst rief in Anlehnung an seine Katechese vor einer Woche über das Verlangen des Menschen nach Gott das Wort des II. Vatikanischen Konzis in Erinnerung: “Ein besonderer Wesenszug der Würde des Menschen liegt in seiner Berufung zur Gemeinschaft mit Gott. Zum Dialog mit Gott ist der Mensch schon von seinem Ursprung her aufgerufen: er existiert nämlich nur, weil er, von Gott aus Liebe geschaffen, immer aus Liebe erhalten wird; und er lebt nicht voll gemäss der Wahrheit, wenn er diese Liebe nicht frei anerkennt und sich seinem Schöpfer anheimgibt” (Lumen gentium, 19).

Der Gläubige müsse fähig sein, entsprechend dem Wort des heiligen Petrus Rechenschaft von seinem Glauben abzugeben (vgl. 1 Petr 3,15), dies in einer Zeit, in der der Glaube von einer Art “praktischen Atheismus” auf den Prüfstein gestellt werde, innerhalb dessen nicht die Wahrheit des Glaubens geleugnet werde. Vielmehr halte ihn dieser praktische Atheismus für irrelevant für das tägliche Dasein und unnütz. So komme Gott nur mehr oberflächlich vor und das Leben vollziehe sich, als ob es Gott nicht gebe.

In der Vergangenheit sei der Glaube in einem Abendland, das sich als “christlich” erkannt habe, ein Umfeld gewesen, in dem sich der Mensch bewegt habe. Der Glaube sei für die Mehrheit der Menschen Teil des täglichen Lebens gewesen. Vielmehr habe sich der, der nicht glaubte, rechtfertigen müssen. In unserer Welt dagegen “hat sich die Lage verändert”. Seit der Zeit der Aufklärung “war die Geschichte auch von atheistischen Systemen gekennzeichnet”. Im vergangenen Jahrhundert sei es dann zu einem starken Prozess der Säkularisierung gekommen, dies im Zeichen der absoluten Autonomie des Menschen.

Der von Gott getrennte Mensch aber “wird nur auf eine einzige Dimension reduziert”, so die Mahnung Benedikts XVI. Dieser Reduktionismus “ist eine der Grundursachen der Totalitarismen, die im vergangenen Jahrhundert tragische Folgen hatten”. Gleiches gelte für die Wertekrise, die in der aktuellen Wirklichkeit festzustellen sei. Verdunkelt man den Gottesbezug, so der Papst, um einem Relativismus und einer zweideutigen Konzeption von Freiheit Raum zu geben, so führe dies dazu, den Menschen an Götzbilder zu binden. Verliert Gott seine Zentralität, “verliert der Mensch seinen rechten Platz. Er findet seine Stellung in der Schöpfung, in den Beziehungen zu den anderen nicht mehr”. So gehöre der Inhalt des Mythos des Prometheus nicht einfach der Vergangenheit an. Der Mensch denke, “selbst Gott werden zu können, Herr über Leben und Tod”.

Benedikt XVI. betonte, dass der heilige Augustinus in einer Predigt die vielfältige Schönheit der Welt betrachten lasse: “,Frage die Schönheit der Erde, frage die Schönheit des Meeres, frage die Schönheit der Luft, die sich ausdehnt und sich verbreitet, frage die Schönheit des Himmels frage alle diese Dinge. Alle antworten dir: Schau, wie schön wir sind! Ihre Schönheit ist ein Bekenntnis [confessio]. Wer hat diese der Veränderung unterliegenden Dinge gemacht, wenn nicht der Schöne [Pulcher], der der Veränderung nicht unterliegt?'”(Serm. 241,2). So frage Augustinus die Dinge: “Was seid ihr?”, und sie alle sagten: “Schau mich nur an, ich bin schön, aber nicht aus mir. Es gibt den, der mich geschaffen hat. Erst wenn du auf ihn hinschaust, hast du die Wirklichkeit ergriffen”.

Ebenso sage der Bischof von Hippo ein bedeutendes Wort über den Menschen: Wenn du die Wahrheit finden willst, muss du nicht nach auswärts gehen, sondern in dich selbst hineingehen, denn in dir ist die Wahrheit. Gott selbst ist dir innerlicher als du selbst für dich es bist”. Schliesslich frage der Mensch nach dem Dasein Gottes mit seiner Wahrheit, “mit seiner Offenheit für die Wahrheit und Schönheit, mit seinem Sinn für das sittlich Gute, mit seiner Freiheit und der Stimme seines Gewissens, mit seinem Verlangen nach Unendlichkeit und Glück (vgl. KKK, 33): viele Wege führen so zu Gott”.

Eine wichtige Erkenntnis sei schliesslich durch den Glauben gegeben. Der Glaube, so der Papst, “ist nicht ein System von Werten und Meinungen. Er ist letzten Endes Begegnung mit Gott und Ereignis der Liebe. Eine Begegnung, die unser Denken und Leben umwandelt und uns die Kraft der Liebe schenkt”. Wer glaube, “hat keine Angst, seinen Glauben in der alltäglichen Erfahrung zu zeigen”. Er verstehe es, “Lichter der Hoffnung” zu eröffnen. Somit sei der Glaube keine Flucht vor der Wirklichkeit oder ein Sentimentalismus, “sondern der privilegierte Weg für alle, die in der Gleichgültigkeit, im Skeptizismus sind”.

Die Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum begrüsste der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Mit Freude grüsse ich die deutschsprachigen Pilger und Besucher. Gott ist keine Illusion, sondern höchste Wahrheit und Antwort auf die Suche unserer Vernunft und unseres Herzens. Der Herr selbst kommt uns bei unserem Suchen entgegen. Öffnen wir uns seiner Wahrheit und seiner Liebe. Maria, die Mutter der Glaubenden, möge uns dabei begleiten!

Danke

Bei der heutigen Generalaudienz konnte auch kath.net-Mitarbeiterin Petra Lorleberg Papst Benedikt XVI. begrüssen. Dabei nahm sie die Gelegenheit wahr, dem Heiligen Vater zu bekräftigen, dass kath.net jeden Tag für ihn kämpfe. “Ich verfolge die Arbeit von kath.net”, so der Papst in seiner Erwiderung, “und ich weiss dass Sie für mich kämpfen”.

Quelle: Vatikan
KathTube

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