Mutter-Teresa-Feier Bistum Chur, 5. September 2012

Homilie:  Diözesanbischof  Dr. Vitus Huonder

Brüder und Schwestern im Herrn,

das Evangelium, das wir eben gehört haben, ist einer der meist zitierten Texte der Heiligen Schrift. Es sind die Seligpreisungen (Mt 5,1-12). Jesus preist selig. Das heisst: er lässt uns auf das Leben jener schauen, die selig sind. Er lässt uns auf die Seligen schauen, auf die Menschen, die in Gott ihre Vollendung finden werden. Er richtet unseren Blick damit in die Zukunft, nicht in die irdische Zukunft, nein in die himmlische Zukunft. Er richtet unseren Blick auf das, was wir nach diesem irdischen Leben erwarten dürfen. Er will, dass wir unsere Wahrnehmung nicht auf dieses Leben beschränken, dass wir darüber hinaus schauen.

Jesus sagt uns, wer in die Seligkeit eingeht. Er zeigt uns damit auch, wie wir uns auf die Seligkeit vorbereiten können. Vor allem will er uns von einer rein innerweltlichen Schau der Dinge auf die übernatürliche Betrachtung des Lebens lenken. Der Mensch will ja hier und heute glücklich sein. Wenn er Not erlebt, begehrt er auf. Wenn er Not erlebt, schuldet er gar Gott an. Wenn er Not erlebt, fragt er gleich nach Gottes Gerechtigkeit. Dies geht so weit, dass der Mensch in Anbetracht der Not dieser Welt Gott leugnet. Gäbe es einen Gott, so könnte er niemals all das zulassen, was in dieser Welt geschieht.

Jesus sagt uns mit den Seligpreisungen, dass Gott jedenfalls gerecht ist und allem Leid, dem ein Mensch in dieser Welt begegnet, Rechnung trägt. Er geht nicht am Leid vorbei, aber er wartet auf den Augenblick, da er dem Menschen für alles Leid, dass ihm zustiess, Gerechtigkeit widerfahren lässt. Er wartet auf den Augenblick, habe ich gesagt. Vielleicht müsste ich besser sagen: Er legt den Augenblick fest, da er unserem ganzen Leben Rechnung trägt und den gerechten Lohn gibt. Das ist es, was wir Menschen oft nicht ertragen, nämlich, dass er es ist, der den Augenblick der Vergeltung bestimmt. Wir wollen ihn bestimmen, nicht er. Wir wollen Vergeltung hier und heute. Wir spüren oft gar nicht, wie sehr wir damit unsere Kompetenzen überschreiten und wie sehr wir vergessen, dass wir Geschöpfe sind, und nicht Herren unseres Lebens.

So führt Jesus unseren Blick in die Zukunft Gottes, er macht uns aufmerksam auf den Lohn im Himmel. Wir wollen uns immer wieder – vor allem in schweren Stunden, die wir alle durchzustehen und durchzuleben haben, von diesem Lohn im Himmel leiten lassen. Wir wollen diesen Lohn vor Augen haben und nie mit Gott hadern, wenn wir nicht hier und heute Gerechtigkeit erfahren. Wir wollen vertrauensvoll auf den Tag der Rechenschaft warten und geduldig und in Gottvertrauen den Weg durch dieses Leben gehen.

Mutter Teresa, die auch immer den Lohn im Himmel vor Augen hatte – den Herrn selber, der unser Lohn ist – und auf diese Weise ein grossartiges Werk ins Leben rufen konnte, möge uns mit ihrer Fürbitte beistehen und so in jener Ergebenheit vor dem Herrn wandeln, die sie selber uns vorgelebt hat.

Amen

Anmerkung Redaktion:

10) Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich.

Quelle: pdf
Bistum Chur: Bischof Vitus Huonder
Kathpedia: Bischof Vitus Huonder
DieSeligpreisungen der Bergpredigt

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Chur

bischof_vitus01

Kategorien

Die drei Säulen der röm. kath. Kirche

monstranz maria papst-franziskus

Archiv

Empfehlung

Ausgewählte Artikel