Die Schülerkreise im Gespräch

Rückschau Papst Benedikts auf das vergangene Jahr

Rom, Radio Vatikan, 2. September 2012

Mit grosser Spannung wird im Rahmen des jährlichen Schülerkreistreffens auch Papst Benedikts Rückschau auf das vergangene Jahr erwartet. Diesen Bericht, den der Papst zu den letzten Entwicklungen im Vatikan und auch aus der Weltkirche abgibt, bekommen die Schüler hinter verschlossenen Türen zu hören. Pater Stephan Horn, der Sprecher des Schülerkreises, war aber bereit, uns ein paar Einzelheiten aus dem Gespräch mit dem Papst erzählen.

“Er hat natürlich, wie er das gerne tut, über seine Reisen berichtet. Er hat zum Beispiel über die Reise nach Benin und die Glaubensfreude, die dort spürbar war, gesprochen. Er hat auch über den Besuch in Mexiko und Kuba erzählt. In Mexiko ist ihm natürlich besonders stark die Begegnung mit der Jugend im Gedächtnis geblieben. Etwa auf der Fahrt nach León, wo eine wichtige Begegnung gewesen ist – die Menschen sind über Kilometer hinweg an der Strasse gestanden und vielerorts auch gekniet. Das heisst, dass man nicht etwas Oberflächliches gesucht hat und dass man auch nicht ihn als Person gesucht hat, sondern ihn als Stellvertreter Christi angenommen hat. Das ist für ihn schon sehr eindrucksvoll gewesen.”

Die Einigung mit den Piusbrüdern sei bei seinem Bericht kein Thema gewesen, so der Pater. Aber über ein anderes, mit Spannung erwartetes Thema habe sich der Papst am Rande geäussert: den als “Vatileaks” bekannt gewordenen Dokumentenschwund aus dem Vatikan, für den der ehemalige Kammerdiener, also ein einstmals enger Vertrauter des Papstes, vor Gericht steht, wie uns Pater Horn verrät.

“Wir haben den Eindruck, dass er in einer grossen inneren Ruhe lebt und wenn diese Turbulenzen auch dagewesen sind, haben sie ihn offenbar nicht so getroffen, dass er nun fragiler wirken würde. Er arbeitet vielmehr wie immer und auch wenn es sicherlich belastend für ihn gewesen ist, hat ihn dieses Vorkommnis nicht aus der Bahn geworfen. Man hat den Eindruck, dass er die gleiche innere Kraft auch weiterhin hat, auch wenn das mit manchen Enttäuschungen verbunden gewesen sein muss.”

Noch etwas konnte uns der Pater eröffnen: das Thema des nächsten Schülerkreises.
“Die Gottesfrage und die Säkularisierung. Der Heilige Vater ist sich dessen bewusst, dass diese Frage heute besonders wichtig ist, und deshalb hat er dieses Thema unter mehreren Vorschlägen ausgewählt.”

Der Schülerkreis zieht seine Kraft auch aus der ständigen Diskussion und dem offenen intellektuellen Austausch der unterschiedlichen Mitglieder. Der traditionelle Schülerkreis hat sich im Jahr 2008 selbst eine Verjüngungskur verpasst, indem er vielversprechende junge Theologinnen und Theologen aufgenommen hat. Die beiden Schülerkreise arbeiten zwar getrennt, kommen aber immer wieder zu gemeinsamen Gesprächen und Messfeiern zusammen.

Manuel Schlögl ist seit 2009 dabei, wir haben ihn zu der Idee des neuen Schülerkreises befragt:

“Die Idee des neuen Schülerkreises Joseph Ratzinger-Papst Benedikt XVI. geht zurück auf die Initiative seiner früheren Schüler an verschiedenen deutschen Universitäten, die sich mit ihrem früheren akademischen Lehrer, auch als er schon Kardinal und dann Papst geworden war, einmal im Jahr getroffen haben. Es ist eine Frage des Alters, aber auch der theologischen Ausrichtung gewesen, warum sie dann jüngere Theologen und Theologinnen dazu holen wollten. Die ersten Mitglieder im neuen Schülerkreis wurden dann 2008 nach Castel Gandolfo eingeladen. Sie waren Assistenten an der Universität München und haben gemeinsam ein Buch geschrieben, waren also dadurch schon verbunden. In den letzten Jahren wurden dann durch Auswahlgespräche neue Mitglieder dazu gewonnen, die sich in ihrer theologischen Arbeit mit dem Werk Joseph Ratzingers auseinander gesetzt haben. Derzeit sind wir 27 Mitglieder im jungen Schülerkreis, wir stammen aus verschiedenen Ländern, vor allem aus deutschsprachigen aber genauso aus den USA, Südamerika, Spanien, Frankreich, auch ein afrikanischer Theologe ist dabei, so dass wir auch die Idee, die im Schülerkreis Joseph Ratzingers herrschte, möglichst breit angelegt unsere Themen auch im Austausch mit anderen Ländern und Strömungen zu entwickeln, auch im neuen Schülerkreis aufrecht erhalten haben.” (Rom, Radio Vaticav, rv 02.09.2012 cs)

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