Gotteslob in den Peruanischen Anden II
Interview mit Don Carlos López Bonifacio
Ausbilder im Kleinen Seminar der Diözese Huancavelica (Teil II)
Von José Antonio Varela Vidal
Rom, 5. Juli 2012, zenit.org
Nachdem Don Carlos López Bonifacio einen Artikel über die Verwendung der Pfeifenorgel gelesen hatte, der in unserer Rubrik „Geist der Liturgie“ veröffentlicht worden war, wandte er sich mit einer ganz konkreten Bitte an ZENIT. Das Ausbildungshaus, in dem er arbeitet, verfügt nämlich über keine Pfeifenorgel…
Zenit: Verfügt das Seminar über alle Mittel, um die gesteckten Ziele zu erreichen?
Don Carlos López: Wir versuchen, mit den Mitteln zu arbeiten, die uns zur Verfügung stehen, doch unser Wunsch, an der Spitze zu stehen, lässt uns nach höheren Zielen Ausschau halten. Materialismus und Hedonismus, die im äusseren Umfeld vorherrschen, üben aber auch ihren Einfluss auf unsere Seminaristen aus und stellen ein durchaus grösseres Problem dar, das vorher gar nicht existierte. Nichtsdestotrotz werden wir jedes Jahr mit mehreren Priesterberufungen gesegnet. Diese Jungen treten dann in das diözesane Priesterseminar ein, wo sie ihr kirchliches Studium beginnen und sich auf die Weihe vorbereiten.
Zenit: Welchen Anforderungen müssen die Ausbilder und der Ortsbischof gerecht werden, um dieses Seminar am Leben zu erhalten?
Don Carlos López: Die wirtschaftlichen Bedürfnisse stehen an erster Stelle – obwohl die Lage sich vom sozialen und ökonomischen Standpunkt her verbessert. Dank der Hilfen, die wir aus Spanien empfangen, kommen wir über die Runden. Aber ohne diese Hilfen könnten wir unmöglich bestehen. Unsere Jungen, die normalerweise aus grossen Bauernfamilien stammen, sind sich dessen bewusst, dass sie den Spendern gegenüber in tiefer Schuld stehen und bemühen sich entsprechend, indem sie für sie beten und gründlich lernen. Nur ein Mensch, der ein christliches Leben führt, kann verstehen, wie schwer es ist, ein Seminar zu unterhalten, denn es ist schwieriger, Spenden für Seminaristen als für Sozialprojekte zu erhalten.
Zenit: Können sie uns etwas von Huancavelica erzählen?
Don Carlos López: Huancavelica ist ein peruanisches “Departamento”, das auf der Gebirgskette der Anden liegt. Hier gibt es Dörfer, die auf einer Höhe von 2.500 bis 5.000 Meter über dem Meeresspiegel liegen. Das Klima ist trocken und kalt. Während der Zeit des Peruanischen Vizekönigreichs war die Region wichtig und aufgrund ihres Bergbaus auch reich, doch heute sind die Minen ausgezehrt und von diesem anfänglichen Wohlstand ist nichts mehr vorhanden. Momentan ist Huancavelica das ärmste “Departamento” von Peru, wie auch die statistischen Daten beweisen: die Kindersterblichkeit (29 Kinder von 1.000 lebend geborenen), die chronische Unterernährung bei Kindern liegt bei 53,6%, der Analphabetismus bei 77,9% und die extreme Armut der Einwohner bei 72%.
Das Bistum Huancavelica erstreckt sich über eine Fläche von 22.000 Quadratkilometer und hat eine Bevölkerung von 485.000 Einwohnern. Die 42 Priester, die fast alle noch jung sind, reichen nicht aus, um in den 1.627 ländlichen Dorfgemeinden Dienst zu tun (einem jeden von uns sind zwischen 80 und 100 Dörfer zugeteilt). Neun religiöse Gemeinschaften, die viele Berufungen haben, sind hier ansässig und ausserdem haben wir ein Pädagogisches Institut für die Ausbildung von Religionslehrern. Weiterhin gibt es ein Heim für alleinstehende ältere Menschen und sechs Tafeln, an denen täglich 2.000 arme Kinder gespeist werden. Die Caritas unterhält auf dem Land verschiedene wichtige Projekte zur Selbsthilfe.
Zenit: Wollen Sie einen Appell an die Leser von Zenit richten?
Don Carlos López: Ich würde sie gern darum bitten, für dieses unter den hohen Bergkuppen der Anden verborgene Bistum zu beten. Das Gebet wird uns erlauben, den verschiedenen pastoralen Herausforderungen, die auf uns eindringen, zu begegnen und das Feuer der Berufungen für Huancavelica und für die Kirche lebendig zu halten.
Natürlich würden wir uns darüber freuen, wenn es Leser gäbe, die so grosszügig wären, uns dabei behilflich zu sein, einen Traum für unsere Seminaristen in Erfüllung gehen zu lassen: Eine Pfeifenorgel – ein für die Liturgie besonders angemessenes Musikinstrument – zu besitzen. Auf diese Weise könnten wir auch die Orgelspieler für unsere Pfarreien ausbilden. Mit der Musik bringt man das zum Ausdruck, was man mit Worten oft nicht sagen kann und man sollte sie Gott, der so gut zu uns ist, darbieten.
Bei dieser Gelegenheit bedanke ich mich bei den spanischen Missionaren für ihr priesterliches Zeugnis, das wir seit unserer Zeit als Seminaristen wahrgenommen haben. Jetzt sind wir – die indigenen Priester – an der Reihe, das Kleinseminar und das Bistum weiter zu bringen. Wir bedanken uns auch mit unserem Gebet bei Zenit dafür, dass wir diese wunderbare Gelegenheit, uns vorzustellen, haben durften.
Don Carlos López kann unter folgender Adresse erreicht werden: carlosperu33@gmail.com
[Übersetzung des spanischen Originals von P. Thomas Fox LC]
Schreibe einen Kommentar