Der Rosenkranz: Schule der Betrachtung und der Stille

“Denn er spricht immer durch die Stille”

Mit dem Papst durch den Marienmonat Mai

Auf kath.net jeden Tag eine Betrachtung zur Gottesmutter aus dem Lehramt Benedikts XVI. zu Maria. Von Armin Schwibach

Rom, kath.net, 25. Mai 2012

Der Rosenkranz ist Schule der Betrachtung und der Stille. Auf den ersten Blick mag er wie ein Gebet erscheinen, bei dem Worte aneinandergereiht werden und das daher schwer vereinbar ist mit der Stille, die zu Recht für die Meditation und die Betrachtung empfohlen wird. In Wirklichkeit stört das gleichmässige Wiederholen des “Ave Maria” die innere Stille nicht, sondern erfordert sie vielmehr und nährt sie.

Ähnlich wie bei den Psalmen im Stundengebet kommt die Stille durch die Worte und Sätze hindurch zum Vorschein – nicht als eine Leere, sondern als eine Anwesenheit des letzten Sinnes aller Dinge, der die Worte übersteigt und gemeinsam mit ihnen zum Herzen spricht. So müssen wir beim wiederholten Beten des “Ave Maria” darauf achtgeben, dass unsere Stimmen die Stimme Gottes nicht “überlagern”, denn er spricht immer durch die Stille, wie “ein sanftes, leises Säuseln” (1 Kön 19,12). Wie wichtig ist es also, sowohl im persönlichen als auch im gemeinschaftlichen Gebet diese Stille zu pflegen, die erfüllt ist von Gott! …

Wenn die christliche Betrachtung nicht vom Wort Gottes absehen kann, dann muss auch der Rosenkranz, um ein kontemplatives Gebet zu sein, stets aus der Stille des Herzens als Antwort auf das Wort Gottes hervorkommen, nach dem Vorbild des Betens Marias. Bei genauerem Hinsehen ist der Rosenkranz ganz mit Elementen aus der Heiligen Schrift durchwirkt. Zunächst wird das Geheimnis formuliert, was möglichst, so wie heute, mit Worten geschehen sollte, die der Bibel entnommen sind.

Dann folgt das “Vaterunser”: Es verleiht dem Gebet seine “vertikale” Ausrichtung und macht so das Herz dessen, der den Rosenkranz betet, offen für die rechte Haltung der Kindschaft, gemäss der Einladung des Herrn: “Wenn ihr betet, so sprecht: Vater…” (Lk 11,2). Der erste Teil des “Ave Maria” – auch er stammt aus dem Evangelium – lässt uns jedesmal wieder die Worte, die Gott durch den Engel an die Jungfrau Maria richtete, zusammen mit den Segensworten ihrer Kusine Elisabeth vernehmen. Der zweite Teil des “Ave Maria” ist die Antwort der Kinder, die sich bittend an die Mutter wenden und damit nichts anderes tun als ihre Zustimmung zum Heilsplan zum Ausdruck zu bringen, den Gott offenbart hat. So bleiben die Gedanken derer, die beten, stets in der Heiligen Schrift und in den Geheimnissen verankert, die in ihr aufgezeigt werden.

Ansprache, 19. Oktober 2008: Meditation zum Rosenkranzgebet
Angelus in Pompeji
Pastoralbesuch in Pompeji 2008

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