Wenn Ihr geistliches Leben einer Steppe oder Wüste gleicht…

Ermutigung zur Beichte

Wenn uns Gott nicht vergeben würde, wären wir alle hoffnungslos verloren in der Steppe unseres Lebens und in der Wüste der Welt. Ein Kommentar zum Sonntagsevangelium von P. Bernhard Sirch

Illschwang, kath.net, 16.02.2012

B – 7. Sonntag im Jahreskreis. 1. Lesung: Jes 43, 18-25; 2. Lesung: 2 Kor 18-22 und Ev. Mt 2, 1-12. Im Vergeben der Sünden wird deutlich, dass der Herr sich als der wahre Gott erweist, wie die heutige Lesung aufzeigt: “So spricht der Herr: Denkt nicht mehr an das, was früher war; auf das, was vergangen ist, sollt ihr nicht achten… Ich, ich bin es, der um meinetwillen deine Vergehen auslöscht, ich denke nicht mehr an deine Sünden” (Jes 43, 18.25).

Sonderbar ist es, wenn Gott sagt: “Ich, ich bin es, der um meinetwillen deine Vergehen auslöscht, ich denke nicht mehr an deine Sünden” (Jes 43, 18.25). Diese Aussage wird noch verdeutlicht in dem Vers unmittelbar zuvor: “Du hast mir mit deinen Sünden Arbeit gemacht, mit deinen üblen Taten hast du mich geplagt” (Jes 43, 24a). Wir sehen hier, wenn wir sündigen, dann verfehlen wir uns nicht nur unserem Mitmenschen gegenüber, sondern “wir plagen mit unseren üblen Taten” auch Gott, “wir machen mit unseren Sünden Gott Arbeit” (Jes 43, 24a). Dieser Tatsache sind sich die wenigsten Menschen bewusst. Wenn wir also sagen, wir lieben Gott, aber dennoch sündigen, so muss uns klar sein, dass unser Reden mit unserem Tun nicht übereinstimmt. Die Einsicht: “wir plagen mit unseren üblen Taten” Gott und: “wir machen mit unseren Sünden Gott Arbeit” (Jes 43, 24a), ist grundlegend am Beginn eines geistlichen Lebens. Eine Gott liebende Seele wird Sünden und üble Taten meiden und sich immer wieder durch das Busssakrament von seinen Sünden lösen, um Gott begegnen zu können. An unserem Tun können wir den Grad unserer Gottesliebe ablesen.

Obwohl wir Gott “mit unseren üblen Taten plagen” und “mit unseren Sünden Gott Arbeit machen” (Jes 43, 24a) hören wir die tröstenden Worte am Beginn der heutigen Lesung: “So spricht der Herr: Seht her, nun mache ich etwas Neues. Schon kommt es zum Vorschein, merkt ihr es nicht? Ja, ich lege einen Weg an durch die Steppe und Strassen durch die Wüste” (Jes 43, 18-21). Wenn Gott nicht vergeben würde, wären wir alle hoffnungslos verloren in der Steppe unseres Lebens und in der Wüste der Welt.

Gott möge uns einen Weg frei machen, wenn wir in unserem Leben Steppen, undurchdringliches Gebüsch erleben, bzw. nicht wissen wie und wo es weitergeht, keinen Ausweg finden, auch keinen Weg sehen, wo es weiter gehen könnte. Wir dürfen vertrauen: Gott baut eine Strasse, er legt einen Weg an, – wenn sie in Ihrem Leben Wüste erleben: wohin sie schauen und – niemand ist da, der ihnen hilft; ihre Umgebung ist wie leer gefegt. Sie sind allein gelassen mit allen in ihren Problemen; – es gibt keine Hinweisschilder, wie es weitergehen könnte.

Wenn ihr geistliches Leben einer Steppe oder Wüste gleicht, vertrauen sie auf Gott: Er legt “einen Weg an durch die Steppe und Strassen durch die Wüste”. Schauen sie in die Geschichte ihres Lebens, wo Gott in ihrer Seele “einen Weg angelegt hat durch die Steppe und Strassen durch die Wüste” (Jes 43, 18-21).

Wenn wir das Tun Gottes an uns Menschen sehen, dann werden wir auch erfüllen, was wir in der 1. Lesung hörten: “Das Volk, das ich mir erschaffen habe, wird meinen Ruhm verkünden” (Jes 43, 21). Allein, dass wir sind, unsere Existenz, dass Gott uns eine Chance zum Leben gegeben hat, ist Zeichen der Huld Gottes. So beten wir im heutigen Eröffnungsvers: “Herr, ich baue auf deine Huld, mein Herz soll über deine Hilfe frohlocken. Singen will ich dem Herrn, weil er mir Gutes getan hat (Ps 14,6). Eine Seele, die Gott liebt, wird nicht nur Bitten vorzutragen, sondern vor allem darauf bedacht sein, den Ruhm unseres Gottes zu verkünden.

Dazu lädt uns auch das heutige Gabengebet ein: “Allmächtiger Gott, in der Feier der göttlichen Geheimnisse erfüllen wir den Dienst, der uns aufgetragen ist. Gib, dass wir deine Grösse würdig loben und preisen und aus diesem Opfer Heil empfangen” und ebenso der Kommunionvers: “Herr, verkünden will ich all deine Wunder. Ich will jauchzen und an dir mich freuen, für dich, du Höchster, will ich singen und spielen” (Ps 9, 2-3). Der Mensch ist erschaffen, damit er das Lob Gottes verkündet, wie es in besonderer Weise gottgeweihte Menschen tun, bzw. Menschen, die ihr Leben ganz Gott übergeben haben. Bei jeder Präfation preisen wir Gott: “In Wahrheit ist es würdig, dir zu danken, heiliger Vater. Es ist recht, dich zu preisen. Denn du allein bist der lebendige und wahre Gott” (Präfation des 4. Hochgebetes). In jeder Eucharistiefeier, wo wir Gott loben und danken, wird in einzigartiger Weise ausgedrückt, was wir in der heutigen Lesung hörten: “Das Volk, das ich mir erschaffen habe, wird meinen Ruhm verkünden” (Jes 43, 18-21).

Ein zentrales Thema in der 1. Lesung ist: der Herr erweist sich als der wahre Gott im Vergeben der Sünden: “So spricht der Herr: Denkt nicht mehr an das, was früher war; auf das, was vergangen ist, sollt ihr nicht achten. Ich, ich bin es, der um meinetwillen deine Vergehen auslöscht, ich denke nicht mehr an deine Sünden” (Jes 43, 18.24b).

Der Mensch, der nach dem Bild Gottes geschaffen ist, muss sich als “Bild Gottes” erweisen und zwar auch im Vergeben der Sünden, im Vergeben von Unmenschlichkeiten, die Menschen und angetan haben. Im Verzeihen wird nicht nur die Grösse Gottes sichtbar, sondern vor allem auch die Grösse des Menschen. Nur wenn wir einander verzeihen, wenn wir, wie Gott, “nicht mehr an die Sünden” (Jes 43, 24b) unserer Mitmenschen denken, gelingt unser menschliches Zusammensein, ist menschliches Leben möglich.

Die Sündenvergebung ist auch das Thema des Evangeliums: “Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben” (Mk 2,5). Mit Recht stellen einige Schriftgelehrten sofort fest: “Wer kann Sünden vergeben, ausser dem einen Gott?” (Mk 2, 5). Aus der Tatsache, dass nur Gott Sünden vergeben kann, spricht Jesus: “Was für Gedanken habt ihr im Herzen? Ist es leichter zu dem Gelähmten zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben!, oder zu sagen: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh umher? Ihr sollt aber erkennen, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben. Und er sagte zu dem Gelähmten: Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh nach Hause! Der Mann stand sofort auf, nahm seine Tragbahre und ging vor aller Augen weg. Da gerieten alle ausser sich; sie priesen Gott und sagten: So etwas haben wir noch nie gesehen” (Mk 2, 6-12).

Auch hier erleben wir, wie in der 1. Lesung, jedoch auf eine neue Weise, dass Jesus seine göttliche Natur dadurch zeigt, dass er Sünden vergibt. Zu Recht sagen die Schriftgelehrten: “Wer kann Sünden vergeben, ausser dem einen Gott?” (Mk 2, 5). Entscheidend ist vor allem, dass Jesus die Vollmacht, Sünden zu vergeben, an seine Apostel weitergibt: “Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert” (Joh 20, 22.23). So möchte ich sie gerade in der Fastenzeit zum Empfang des Busssakramentes ermuntern.

Jesus selber ist das Evangelium, die frohe Botschaft Gottes an uns Menschen. In Jesus Christus, der uns von unseren Sünden erlöst, zeigt sich die Treue Gottes, das “Ja” Gottes zu uns Menschen. Gott ist nicht so unbeständig wie wir. In der zweiten Lesung hören wir: “Gott ist treu, er bürgt dafür, dass unser Wort euch gegenüber nicht Ja und Nein zugleich ist. Denn Gottes Sohn Jesus Christus, der euch durch uns verkündet wurde, ist nicht als Ja und Nein zugleich gekommen; in ihm ist das Ja verwirklicht. Er ist das Ja zu allem, was Gott verheissen hat. Darum rufen wir durch ihn zu Gottes Lobpreis auch das Amen” (2 Kor 1, 18-20).

Auch der hl. Paulus ruft uns, wie bereits die 1. Lesung, zum Lobpreis Gottes auf; er verweist aber vor allem auf den Grund, was mit uns geschehen ist: “Gott aber, der uns und euch in der Treue zu Christus festigt und der uns alle gesalbt hat, er ist es auch, der uns sein Siegel aufgedrückt und als ersten Anteil am verheissenen Heil den Geist in unser Herz gegeben hat” (2 Kor 1, 20-22).

Nicht nur Christus ist gesalbt, auch wir sind gesalbt; auch in uns ist das Siegel Gottes aufgedrückt. Es Zeichen Gottes ist, Sünden zu vergeben. Wie Gott Sünden vergibt, sollen auch wir Sünden vergeben. So lehrt uns Jesu beten: “Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern”. Durch die Sündenvergebung hat Gott einen neuen Anfang zu den Menschen gemacht; auch wir sollen einen neuen Anfang mit unseren Mitmenschen machen, indem wir ihnen die Sünden und Verfehlungen erlassen; dies ist ganz entscheidend. Nur wenn wir einander verzeihen, wenn wir, wie Gott, “nicht mehr an die Sünden” (Jes 43, 24b) unserer Mitmenschen denken, gelingt unser menschliches Zusammensein, ist menschliches Leben möglich. Gott möge auch uns die Kraft zum Verzeihen geben, ganz gleich, was geschehen ist.

Wir sind aufgerufen zu handeln: “Denkt nicht mehr an das, was früher war; auf das, was vergangen ist, sollt ihr nicht achten. Seht her, nun mache ich etwas Neues.” (Jes 43, 18.19). Dies wünsche ich Ihnen von Herzen. Das Busssakrament ist nicht nur ein Vergeben der Sünden, sondern gibt immer auch Kraft für einen Neuanfang. Von diesem Blickwinkel aus kann eine Erneuerung des Busssakramentes erfolgen.

Gott greift durch sein versöhnendes Wort in unser Leben ein und ruft uns zum Handeln auf; so beten wir im Tagesgebet: “Barmherziger Gott, du hast durch seinen Sohn zu uns gesprochen. Lass uns immer wieder über dein Wort nachsinnen, damit wir reden und tun, was dir gefällt” Amen.

PaterBernhardSirch

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